Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
hast schon verstanden.«
Der Fahrer schnaubte verächtlich. »He, Darren. Komm mal her.«
Lennon ließ eine Hand unter sein Jackett gleiten und löste den Druckknopf des Halfters.
Vom Heck des Audis kam Darren angezockelt. Er war groß, vierschrötig und schweinsäugig, hatte rote Backen und trug einen Bürstenhaarschnitt. »Was ist?«
Der Fahrer zeigte auf Lennon. »Der da sagt, der poliert dir die Fresse, wenn du seine Karre nicht in Ruhe lässt.«
Darren legte eine Hand auf das Dach des Audis und beugte sich zu Lennon hinab. Sein Atem roch nach dem billigen, gepanschten Wein. »Noch mal.«
»Nimm deine dreckigen Pfoten von meinem Wagen, sonst poliere ich dir die Fresse«, sagte Lennon. »Dir und deinen Kumpels. Und jetzt verpisst euch.«
» Deinem Wagen?«, fragte Darren. Er zog ein Messer aus der Tasche. »Das ist mein Wagen. Also steig gefälligst sofort aus, du Arsch.«
Blitzschnell umklammerte Lennon mit der linken Hand Darrens Handgelenk, während seine Rechte ihm die Glock 17 ans Kinn drückte. Er hatte sie in dem Moment gezogen, als der Fahrer seinen Freund herbeigerufen hatte.
»Messer fallen lassen, du dämlicher, fetter Hohlkopf«, befahl er.
Eine warme Flüssigkeit spritzte gegen Lennons Fußgelenk, und auf Darrens Trainingshose breitete sich ein dunkler Fleck aus. Das Messer schepperte in den Rinnstein und verschwand unter dem Audi. Der Fahrer rannte in Richtung Peugeot davon. Der dritte Jugendliche rief ihm nach: »Was …? Was ist denn los?«
Stotternd sprang der überforderte Motor des Peugeots an, und mit quietschenden Reifen versuchten die Insassen, seine Leistungauf den Asphalt zu bringen. Der Wagen machte einen Satz vom Rinnstein. Lennon sah ihm nach, bis er um die Ecke verschwunden war.
Darren flennte. Der andere Jungspund kam näher, sah die Pistole und rannte weg, als wäre der Teufel hinter ihm her.
»Tja, jetzt sind wohl nur noch wir zwei übrig«, sagte Lennon.
Darren winselte. Er stank nach altem Schweiß und frischen Urin.
»Du und deine Kumpels«, sagte Lennon, »ihr würdet euch doch als Loyalisten bezeichnen, oder?«
Darren antwortete nicht. Lennon drückte die Mündung der Glock noch fester in die schwammige Haut unter dem Kinn des Jungen.
»Rede.«
»Ja«, fiepte Darren.
»Komisch«, sagte Lennon. »So loyal scheinen deine Kumpels aber gar nicht zu sein. Jetzt erzähl mir mal, wem gegenüber du loyal bist.«
Aus Darrens Nase tropfte Rotz auf Lennons Ärmel. Lennon versenkte die Pistolenmündung so tief in das Fleisch, dass sie gegen die Luftröhre drückte und der stämmige Halbstarke husten musste.
»Rede.«
»Weiß nicht«, antwortete Darren krächzend.
»Bist du loyal deinen Freunden gegenüber? Oder deiner Familie? Deinen Nachbarn?«
»Weiß nicht«, krächzte Darren erneut.
»Arschlöchern, wie du selbst eins bist. Ihr beklaut eure eigenen Leute, ihr macht ihnen Angst und sorgt mit euren ganzen beschissenen Drohungen und Einschüchterungen dafür, dass sie die Klappe halten. Euch ist doch alles scheißegal. Hauptsache, ihrkönnt die großen Macker markieren, euch die Taschen vollstopfen und eure eigenen Leute schröpfen. Und ihr könnt euch nur deshalb noch Loyalisten nennen, weil die Pisser, die euch eigentlich unter Kontrolle halten sollten, weder den Verstand noch den Mumm dazu haben. Und dann fragen sich die Leute doch tatsächlich noch, warum die Republikaner euch die ganzen Jahre über das Wasser abgegraben haben.«
»Bitte«, wimmerte Darren.
»Bitte was?«
»Bitte erschießen Sie mich nicht.«
In Lennons niedersten Instinkten fochten Mitleid, Abscheu und Wut miteinander. »Nenn mir auch nur einen guten Grund.«
Darren klappte den Mund auf und wieder zu und versuchte fieberhaft irgendeinen Grund zu finden, egal welchen, der ihm das Leben retten konnte. »Es … es tut mir leid«, winselte er und zog dabei eine Schnute wie ein Kind, das unbedingt seiner Strafe entgehen will.
»Was tut dir leid?«, fragte Lennon
»Weiß ich auch nicht«, sagte Darren.
Lennon lachte kurz und trocken auf. »Nur euch Arschlöchern ist es doch zu verdanken, dass es hier keinen mehr gibt, der zu den Cops laufen und die Wahrheit sagen könnte. Keiner sieht was, keiner hört was. Weißt du, was das bedeutet?«
Darren schüttelte, so gut es ging, den Kopf und zitterte dabei wie Espenlaub. Sein ganzes Gewicht schien inzwischen auf dem Handgelenk zu liegen, das Lennon umklammert hielt. Bald würden ihm die Beine versagen, das spürte Lennon.
»Es heißt, dass ich
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