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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Er stieß die Wagentür auf und beugte sich hinaus. Schwer atmend würgte er pure Galle hinunter. »Mein Gott«, keuchte er. Seine Stimme verhallte in der verlassenen Straße.
    Er spuckte auf den Bürgersteig. Die Wärme des Tages war verflogen, die kalte Luft kühlte sein Gesicht. Es roch nach Rauch, irgendwo brannte ein Feuer, Holz und alte Reifen.
    Patsy Toner hatte gesagt, dass Marie und Ellen dabei gewesen waren.
    Sie hatten die Morde miterlebt, auf einer alten Farm in der Nähe von Middletown. Maria McKenna und Lennons Tochter. Sie hatten zwar überlebt und waren aus dem Land geflohen, aber was hatten sie mit ansehen müssen? Was hatte Ellen mit ansehen müssen? Lennon hustete und spuckte noch einmal aus.
    Er versuchte, das Gespräch zu rekapitulieren und das, was er erfahren hatte, im Kopf zu ordnen. Als Toner erst einmal in Fahrt gekommen war, hatte er die Geschichte so monoton heruntergerattert, als hätte er sie sich selbst schon so oft erzählt, dass die Worte inzwischen jede Bedeutung verloren hatten. Ein Irrer, ein Killer, habe Paul McGinty und seine Leute umgelegt, einen nach dem anderen. Manchmal hätte Lennon den Anwalt am liebsten gepackt und durchgeschüttelt und ihm gesagt, er solle aufhören.
    Einige der Namen kannte Lennon. Vincie Caffola war nichts anderes als ein gemeiner Schläger, Pater Eammon Coulter ein Fürsprecher von Mördern, Brian Anderson ein korrupter Cop. Nach dem Mord an ihm waren die Zeitungen voll gewesen von all den Schmiergeldern, die er kassiert hatte, und den Kollegen, die er dafür ans Messer geliefert hatte. McGinty war die schlimmste Sorte von Politiker gewesen, einer, der eigentlich aus der Gosse kam. Ein Gangster, der den Staatsmann markiert hatte, den Helden der Arbeiterklasse, doch dahinter hatte sich in Wahrheit nur ein geldgieriger, machthungriger Parasit verborgen. Für McGintywar Politik nichts anderes gewesen als ein Mittel, seine Gier in ein Mäntelchen des Anstands zu kleiden.
    Und Toner hatte das alles bestätigt. Angefangen hatte alles mit Michael McKenna, Maries Onkel. Als Lennon und Marie sich das erste Mal getroffen hatten, hatte Marie ihm noch ihre Herkunft verschwiegen, aber lange konnte sie es dann doch nicht verbergen. Sie hatte es ihm beim Essen erzählt und so getan, als spiele das gar keine Rolle, als habe die Vergangenheit ihres Vaters und ihres Onkels mit der Gegenwart nichts zu tun. Dabei wusste sie es selbst besser. Noch während sie sprach, sah Lennon es ihrem Gesicht an. Sie wusste, was es für ihn und seine Karriere bedeuten konnte, wenn er sich mit der Nichte eines bekannten paramilitärischen Paten einließ, der Tochter seines Bruders und Lakaien. Sie wusste, es würde ihn in eine peinliche Lage bringen und dazu führen, dass seine Loyalität angezweifelt wurde, insbesondere in Anbetracht seiner eigenen Herkunft.
    Auf ihrem Gesicht las er: Das ist deine Chance, hier rauszukommen. Das ist deine Chance, dich in allen Ehren zu verdrücken. Niemand ist verletzt, niemand fühlt sich schlecht behandelt.
    Lennon blieb bei ihr. Im Rückblick fragte er sich manchmal, warum eigentlich, aber eigentlich wusste er es. Er wurde allmählich müde, ging inzwischen auf Mitte dreißig zu, am Horizont dräute schon die magische Vierzig. Wenn er durch die Bars zog, kam er sich alt vor. Die Frauen sahen immer jünger aus, und irgendwann kamen sie ihm vor wie Backfische. Seine Annäherungsversuche wurden von Abend zu Abend peinlicher.
    Als sich die Sache mit Marie dann aufzulösen begann, war es sein größter Fehler, Wendy davon zu erzählen. Als sie beide noch Singles gewesen waren, hatte sie ihm nie eine Chance gegeben. Aber als sie ihn dann in einer Partnerschaft mit einer anderen Frau erlebte und erkannte, dass er doch beziehungsfähig war,änderte sich das. Ihr freundschaftliches Interesse an seinem Liebesleben, ihre liebevollen Wünsche, dass er sein Glück finden möge, verwandelten sich in Flirten und neugierige Fragen, die ihm nicht besonders behagten. Als er Wendy schließlich offenbarte, dass Maries Nestbauinstinkt ihm allmählich auf die Nerven ging und er den Eindruck habe, gar nicht mehr Herr seines eigenen Lebens zu sein, blitzte in ihren Augen etwas auf. Von nun an rückte sie dichter an ihn heran, ihre Hüften berührten seine öfter, ihre Hand blieb länger auf seinem Unterarm liegen.
    Jede Nacht, wenn er dalag und Maries flachen Atem hörte, kämpfte er dagegen an, an das Gefühl von Wendys Hand auf seiner Haut zu denken und sich ihre weichen

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