Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
drei Teufels Namen haben Sie sich überhaupt dabei gedacht, mit Toner zu reden? Erst schikanieren Sie diesen Vermieter in der Wellesley Avenue, dann …«
»Ich habe niemanden schikaniert. Ich habe nur …«
Gordon versetzte ihm einen heftigen Stoß. »Halten Sie Ihre verdammte Klappe. Sie bewegen sich sowieso schon auf sehr dünnemEis. Machen Sie es nicht noch schlimmer. Behalten Sie für sich, dass sie mit Toner geredet haben. Erwähnen Sie es niemandem gegenüber. Wenn Dan Hewitt oder sonst jemand von der Special Branch davon Wind bekommt, dann sind Sie erledigt. Legen Sie sich nicht mit diesen Jungs an. Kommen Sie ihnen nicht in die Quere und treten Sie ihnen nicht auf die Zehen.«
Lennon atmete einmal tief durch, um sich abzureagieren.
»Haben Sie mich verstanden?«, fragte Gordon.
Lennon schloss die Augen und ballte die Fäuste. Dann öffnete er die Augen wieder und sah Gordon scharf an. »Ja, habe ich.«
»Gut.« Gordon machte einen Schritt zurück und richtete seine Krawatte. »Und jetzt hören Sie zu. Sie müssen zurück in den Ladas Drive fahren. Wir haben echte Arbeit für Sie. Schluss mit diesem Unfug.«
»Was für Arbeit?«
»Sie müssen für mich ein Verhör vorbereiten.«
»Ein Verhör? Mit wem?«
»Mit dem anderen Jungen«, erklärte Gordon. »Kurz, bevor Sie gekommen sind, habe ich den Anruf erhalten.«
»Was für ein anderer Junge?«
»Er hat sich heute Morgen gestellt«, erklärte Gordon lächelnd. »Der andere Junge, der an dem Abend, als Declan Quigley getötet wurde, hinter seinem Haus war. Den wir gesucht haben. Sie müssen mir sämtliche Notizen, Berichte und Fotos zusammentragen, alles, was wir über den Mord an Quigley haben. Ich will Bilder von seinem Freund mit dem gebrochenem Genick und mit dem Messer in der Hand. In einer Stunde bin ich hier fertig, und ich will, dass dann alles für mich bereitliegt, wenn ich ihn verhöre. Ich will ihm die Fotos unter die Nase halten und ihm die Hölle heißmachen. Ich will bis heute Abend ein Geständnis. Also, worauf warten Sie noch. Abmarsch.«Lennon legte die Papiere und die Fotos in verschiedenen Stapeln auf Gordons Schreibtisch, die Bilder auf eine Seite, die Berichte auf die andere. Das Foto von Brendan Houlihan lag obenauf, der Junge stierte ihn aus toten Augen an. Seine Hand lag dicht am Körper, halb unter der Hüfte verborgen. Zwischen den Fingern und dem Stoff seiner Trainingshose konnte man noch soeben eine Klinge erkennen. Die Verschmutzungen befanden sich auf der anderen Körperhälfte, wo sie nicht hätten sein sollen.
»Zu einfach«, murmelte Lennon.
Er stand mit geschlossenen Augen da und ließ sich das Vorhaben noch einmal durch den Kopf gehen. Nein, das war eine Schnapsidee, die würde ihn nur in höllische Schwierigkeiten bringen. Trotzdem griff er nach dem Hörer des Schreibtischtelefons und wählte die Nummer des Diensthabenden.
»Ist der Junge schon im Verhörzimmer?«, fragte er.
»Ja«, bestätigte der Diensthabende. »Gerade ist der Rechtsanwalt eingetroffen und kümmert sich um ihn. Wir können anfangen, sobald Detective Chief Inspector Gordon zurück ist.«
»Nein«, sagte Lennon. »Detective Chief Inspector Gordon hat mich gerade angerufen.«
»Tatsächlich. Aber ich habe ihn doch gar nicht durchge…«
»Auf meinem Mobiltelefon. Er ist aufgehalten worden. Ich soll schon mal mit dem Verhör anfangen.«
Der Diensthabende schwieg ein paar Sekunden lang, dann fragte er: »Und?«
»Und das ist alles.« Nur mit Mühe unterdrückte Lennon das Zittern in seiner Stimme. »Ich übernehme das Verhör.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an.«
Colm Devine war achtzehn, blass und vollkommen verängstigt. Er nestelte an der abgerissenen Zellophanhülle des Kassettenbandes herum, das er davor von allen Seiten gemustert hatte, indem Bemühen, sein Zittern zu verbergen. Es gelang ihm nicht. Neben ihm saß Edwin Speers, der Bereitschaftsanwalt. Er sah gelangweilt aus.
Lennon befreite das zweite Band vom Zellophan, nahm es aus der Plastikhülle und schob es in den Rekorder. Er drückte die Aufnahmetaste, und die beiden parallelen Laufwerke begannen zu surren.
Während Lennon die Rechtsbelehrungen durchging, die für das Verhör eines Verdächtigen vorgeschrieben waren, glotzte Devine auf die Tischplatte. Sein Anwalt säuberte sich die Fingernägel.
Lennon nahm einen Stift, damit er sich Notizen machen konnte. »Sie wissen, warum Sie hier sind, Colm.«
Devine krächzte, versuchte es noch einmal und brachte ein »Ja«
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