Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
was hier vor sich geht.« Lennon stieß ihn noch einmal.
Hewitt hob die Hände. »Ich weiß nicht, was du meinst.« Er lächelte. »Verrat mir, was du wissen willst, und wenn ich kann, sage ich es dir.«
»Declan Quigley und Patsy Toner«, sagte Lennon. »Und davor Kevin Mallory.«
»Patsy Toner ist im volltrunkenen Zustand ausgerutscht, auf den Kopf geschlagen und in seiner Badewanne ersoffen. Es war ein Unfall.«
»Wir wissen beide, dass das nicht stimmt«, sagte Lennon.
»Declan Quigley wurde bei einem verpatzten Einbruchsversuch erstochen. Ein Verdächtiger ist tot, der andere in Polizeigewahrsam.«
»Blödsinn.« Lennon stieß Hewitt erneut. »Ich habe den Jungen verhört. Er hat noch einen Mann gesehen.«
»Ach, hör doch auf, Jack. Du weißt doch selbst, wie diese kleinen Scheißkerle drauf sind. Die könnten nicht mal die Wahrheit sagen, wenn es um ihr Leben ginge.«
Lennon machte einen Schritt zurück. »Ich weiß über Gerry Fegan Bescheid.«
Hewitt konnte seine Überraschung nicht verbergen. Sein ausdrucksloses Gesicht kam zu spät. »Über wen?«
»Keine Lügen mehr«, sagte Lennon. »Nicht jetzt. Ich weiß Bescheid über Gerry Fegan und die Schweinerei, die er erst in Belfast und dann in Middletown veranstaltet hat. Ich weiß Bescheid über Michael McKenna und Vincie Caffola. Ich weiß Bescheid über Paul McGinty. Ich weiß, dass Marie McKenna und meine Tochter dort waren. Und ich weiß, dass jemand versucht, die Sache endgültig zu bereinigen.«
Hewitts Adamsapfel hüpfte über seinem Kragen auf und ab. »Mann, Jack, du hast echt eine blühende Fantasie.«
»Lass das«, sagte Lennon und stieß Hewitt einen Finger gegen die Brust. »Ich warne dich, mach dich nicht lustig über mich. Sag mir, was hier los ist. Und zwar sofort.«
Hewitt drückte sich an ihm vorbei. »Für so was habe ich keine Zeit. Du verlierst allmählich den Verstand, Jack. Alle zerreißen sich schon das Maul darüber. Du hättest vor fünf Jahren aussteigen sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest.«
Lennon packte Hewitt am Handgelenk. »Wag es bloß nicht, mich einfach hier stehenzulassen.«
Hewitt sah auf Lennons Hand hinunter und dann wieder hoch. Er starrte ihn an. »Lass mich los, Jack. Vielleicht darf ich dich daran erinnern, dass ich hier immer noch den höheren Dienstgrad habe.«
Lennon riss Hewitt dicht an sich heran. »Du warst mal mein bester Freund.«
»Stimmt.« Hewitts Lippen verzogen sich zu einem gekünstelten Lächeln. »Aber manchmal machst du es einem verdammt schwer, dich zu mögen.«
»Hör zu. Mir ist es scheißegal, was McGinty und seinen Kumpanen passiert ist. Declan Quigley war genauso ein Schwein wie Patsy Toner. Die Welt ist ohne diese Typen besser dran. Aber Marie und Ellen. Die haben nie einer Menschenseele etwas zuleide getan. Ich will doch nur vermeiden, dass ihnen etwas geschieht. Mehr nicht. Bitte, Dan. Hilf mir.«
Hewitt schloss für einen Moment die Augen. Dann machte er sie seufzend wieder auf.
»Bitte, Dan.«
»Na gut«, sagte Hewitt. »Eins kann ich dir immerhin sagen. Von Gerry Fegan weiß ich überhaupt nichts. Bei dem, was mit McGinty und seinen Leuten passiert ist, handelte es sich um eine Fehde. Das haben die Ermittlungen eindeutig ergeben. Hier gibt es keine Verschwörung, Jack. Also, wenn ich dir jetzt etwas verrate, versprichst du mir dann, mit diesem Blödsinn aufzuhören?«
»Sag es mir«, verlangte Lennon und umklammerte Hewitts Handgelenk noch fester.
»Versprich es mir, Jack. Versprich mir, dass du die Finger von der Sache lässt. Machst du das?«
»Na gut«, sagte Lennon. Er ließ Hewitts Handgelenk los.
Hewitt strich sein Jackett glatt und richtete seine Krawatte.»Marie McKenna und ihre Tochter sind gerade auf dem Weg nach Hause.« Er sah auf seine Uhr. »Ihr Vater ist krank. Sie kommt zurück, um ihn zu besuchen. Sie sind aus Birmingham abgeflogen und landen am City Airport. Wenn du dich beeilst, kannst du sie noch am Flugsteig erwischen. Sie müsste jede Minute …«
Lennon rannte los.
41
Der Nomade saß allein in dem verdunkelten Zimmer. Es war kalt und roch unbewohnt, so wie in den Häusern alter Leute. Während er wartete, ließ er seine Augen über die verschiedenen Einrichtungsgegenstände streifen und stellte sich das Leben vor, das hier einmal geherrscht hatte.
Staub bedeckte den in der Ecke stehenden Fernsehapparat. Auf dem Tisch neben dem Fenster lagen ein Malbuch und verschiedene Stifte. Unter dem Kaminsims lag umgekippt eine tote
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