Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
Topfpflanze, darum herum war Blumenerde verstreut.
Mit einem Papiertaschentuch tupfte er sich das Auge ab und zuckte vor Schmerz zusammen. Bevor er in die Wohnung der Frau gekommen war, hatte er es mit Wasser ausgespült. Inzwischen konnte er auf diesem Auge immer schlechter und eigentlich nur noch verschwommen sehen, und erst nach heftigem Zwinkern war es ihm gelungen, wieder ein bisschen mehr zu erkennen. Auch sein Arm war inzwischen steif. Dieser kleine Mistkerl Toner hatte doch tatsächlich dermaßen in der Badewanne herumgestrampelt, dass er ihm die Schulter verrenkt hatte.
Sein Telefon klingelte.
»Neuer Plan«, sagte Orla. »Die Frau und das Kind werden Gesellschaft bekommen.«
»Wen?«
»Diesen Polizisten«, sagte Orla. »Er wird sie am City Airporttreffen. Fahren Sie dorthin und beobachten Sie die drei. Er ist zu schlau, um sie in ihre Wohnung zu bringen. Ich vermute, die Frau wird ihren Vater im Krankenhaus besuchen wollen.«
»Und was soll ich mit dem Cop machen?«
»Er weiß zu viel. Um den müssen Sie sich also auch kümmern. Sie tun damit einem unserer Freunde einen Gefallen. Für die Mühe bekommen Sie einen Bonus.«
»Bonus?« Das Auge des Nomaden tränte, dennoch lächelte er. »Ich brauche keinen Bonus. Das wird mir ein Vergnügen sein.«
42
Lennon suchte die Menge ab, die sich um die Gepäckausgabe versammelt hatte. Er sah auf den Bildschirm hoch und vergewisserte sich, dass dort auch wirklich Birmingham stand. Die Menschen standen Schulter an Schulter und drängelten, um einen möglichst guten Blick auf das Förderband zu haben, obwohl es noch gar nicht zu laufen begonnen hatte.
Ein Summton ertönte, und die Menge rückte noch enger zusammen. Lennon profitierte von seiner Größe und ließ seinen Blick über die Köpfe schweifen, auf der Suche nach einem Blondschopf.
Da, auf der anderen Seite des Förderbands. Sie war größer als alle anderen Frauen um sie herum, ihre hohe Statur und ihre Blässe ließen sie beinahe wie eine Außerirdische erscheinen. Das blonde Haar war inzwischen von grauen Strähnen durchzogen. Ihre Augen waren dunkler geworden.
Und da stand Ellen. Ihr blondes Haar stach neben der schwarzen Kleidung ihrer Mutter umso mehr heraus. Sie hatte eine nackte Plastikpuppe in der Hand, von der Art, die kleine Mädchen gern in Erwachsenensachen einkleideten, mit langen Gliedmaßen und einer unwirklich schmalen Taille. Ellen schniefte und rieb sich mit dem Ärmel über die Nase. Marie schimpfte und bückte sich mit einem Papiertaschentuch zu ihr hinunter. Sie drückte es dem Kind auf die Nase. Ellen machte die Augen zu und schnäuzte.
Lennon drängte sich durch die Schultern und Gepäckstücke. Während er das Karussell umrundete, behielt er Marie im Auge. Leute schubsten und rempelten ihn auf dem Weg zu ihrem Gepäck. Er rempelte zurück, bis er vor Marie stand, die soeben eine Packung Papiertaschentücher in ihrer Handtasche verstaute.
Einen Moment lang verharrte er und überlegte, was er ihr sagen sollte. Alles, was ihm einfiel, war ihr Name. »Marie«, rief er.
Mit ausdruckslosem Gesicht hob sie den Kopf. Dann blieb sie stocksteif stehen und funkelte ihn an. Ellen drückte sich an den Oberschenkel ihrer Mutter.
»Was machst du hier?«, fragte sie.
Es kostete ihn einige Zeit, sie davon zu überzeugen, dass sie bei ihm einstieg, anstatt sich ein Taxi zu nehmen. Selbst als sie schon auf dem Weg zu seinem Wagen waren, protestierte sie noch. Doch er ließ sich nicht beirren und lud ihr Gepäck in den Kofferraum.
»Verrat mir wenigstens, was das hier alles soll«, verlangte sie und schnallte Ellen auf der Rückbank fest.
Lennon hielt ihr die Beifahrertür auf. »Steig ein, dann erzähle ich es dir.«
Marie erwiderte einen Moment lang seinen Blick, dann duckte sie den Kopf und stieg ein. Er schloss die Tür und ging zur Fahrerseite. Jenseits des Zaunes donnerte ein kleiner Passagierjet über die Rollbahn. Lennon sah ihm nach, wie er abhob, dann stieg er ein.
»Ich weiß über Gerry Fegan Bescheid«, sagte er zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde.
Marie reagierte nicht.
»Ich weiß, was passiert ist und dass es keine Fehde war. Ich weiß, dass du und Ellen auch auf dieser Farm bei Middletown wart.«
Marie betrachtete die Falten und Adern auf ihren Händen.
»McGintys Fahrer Declan Quigley ist diese Woche ermordet worden.«
»Ich weiß«, sagte Marie, blickte aber weiter starr geradeaus. »Ich habe es auf der Webseite der BBC-Nachrichten gelesen. Da steht, dass
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