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Blutige Küsse und schwarze Rosen

Blutige Küsse und schwarze Rosen

Titel: Blutige Küsse und schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Meerling
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zahlreichen Büchern nieder, nahm eines davon zur Hand und begann darin zu blättern.
    „In all den Jahrzehnten läuft man nicht durch die große, weite Welt, ohne je seinesgleichen zu begegnen. Und was auch immer der Grund dafür sein mochte, dass sie dich von all dem fernhielten: Wenn es uns gelingen sollte, andere Vampire zu finden, könnten die uns vielleicht dabei helfen, diese Sprache zu entziffern, in der das Ritual und eine mögliche Aufhebung des Fluches geschrieben stehen! Und wenn es Vampire gibt, die Elisabeth und Melchior kannten, dann stehen ihre Namen sicherlich irgendwo hier in diesen Tagebüchern geschrieben!“ Elias hörte die Euphorie in seiner eigenen Stimme und spürte das Surren, das durch seinen Körper ging. Es ließ ihn nicht still sitzen, forderte ihn auf, zu handeln.
    „Du sagst es: Tagebücher.“ Nico seufzte und dämpfte damit die Hochstimmung. „So wie es aussieht, waren diese Aufzeichnungen nur für sie selbst bestimmt. Also hatten Elisabeth und Melchior keinen Grund, eine Wegbeschreibung für Fremde zu hinterlegen. Selbst wenn wir Namen finden – “
    „Wir haben nicht gerade viele Optionen. Schließlich werden wir wohl kaum wahllos Leute fragen können, ob sie imstande sind, diese Texte zu übersetzen. Und selbst wenn sich jemand findet, der diese Sprache kennt: Was sollen wir sagen, warum dort von Blut, Tod und Ritualmorden die Rede ist? Das kann nicht gut gehen. Die würden uns gleich ins nächste Irrenhaus einweisen. Wir könnten uns zwar als Gothikfanatiker ausgeben, aber dieses Buch schreit förmlich hinaus, dass es ein paar Hundert Jahre Weltgeschichte miterlebt hat. Zeig es der falschen Person und du siehst es nie mehr wieder. Kannst du dir vorstellen, welchen Wert es auf Antiquitätenmärkten hätte?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, senkte Elias sein Augenmerk zurück auf das Buch, in dem er blätterte. „Lass uns jetzt die Aufzeichnungen durchgehen. Einen anderen Anhaltspunkt haben wir nicht.“
    „Doch. Den haben wir“, meinte Nico zögernd und erhob sich. Er schien gedanklich weit in der Ferne zu sein. Seine Beklommenheit war fast greifbar, als er weitersprach – die Augen glasig, das Gesicht angespannt. „Erinnerst du dich an diese Party, zu der du unbedingt wolltest? Die, auf der sich Vampir-Fans treffen?“
    „Das Zusammentreffen? Das Fest des Sânge?“ Ein seltsames Unbehagen breitete sich in Elias aus. Noch vor wenigen Wochen hatte er Nico regelrecht angefleht, mit ihm auf diese Feier zu gehen. Er hatte Routenpläne erstellt und war sogar drauf und dran gewesen, Nico szenetypische Kleidung zu besorgen. Damals hatte Elias noch nicht von der wahren Existenz der Vampire gewusst und nicht begriffen, weshalb sich sein Kumpel so sträubte. Nun aber dämmerte ihm allmählich, dass Nico mehr über diese Zusammenkunft wusste, als ihm klar gewesen war.
    „Das findet morgen wieder statt. Was hat es damit auf sich?“
    „Das weiß ich überhaupt nicht“, gestand Nico und fuhr sich fahrig durch das Haar. „Und um die Party geht es auch gar nicht. Jedenfalls nicht direkt. Es geht um den Ort, an dem sie veranstaltet wird.“ Nervös biss sich Nico auf der Unterlippe herum. „Ich hatte meine Gründe, warum ich nicht dorthin wollte. Warum ich es nicht gut fand, dass du gehen wolltest. Denn als ich erfuhr, dass das Fest in Cornrowl stattfinden würde, war es, als würde mich meine Vergangenheit einholen. Nach all der Zeit, in der ich vor ihr geflohen war …“
    Nicos gequälter Gesichtsausdruck bereitete Elias Schmerzen. Er sah die Panik in den Augen seines Freundes und wusste nicht, wie er sie ihm nehmen konnte.
    „Was ist in Cornrowl geschehen?“, wisperte er vorsichtig.
    Ein freudloses Lachen entwich Nicos Kehle. „Eigentlich nichts, das mit dir nicht ebenfalls geschehen ist! Ich wurde verwandelt. An diesem Ort wurde ich zum Vampir.“
    „Der Angriff … Das passierte an einem See in Cornrowl?“
    „Ja. Und das wiederum bedeutet, dass dort irgendwo in der näheren Umgebung Vampire leben müssen. Denn dass ausgerechnet an dem See, an dem ich verwandelt wurde, eine Vampir-Feier steigt, kann kein Zufall sein. Darum wollte ich dich von dort fernhalten.“
    Geistesabwesend legte sich Nico eine Hand an den Hals – die Stelle, an der er damals gebissen wurde, vermutete Elias und musterte ihn nachdenklich. Er konnte Nicos Angst nachvollziehen. An den Platz zurückzukehren, an dem man seinem einstigen Angreifer begegnen könnte, musste gegen jeden menschlichen

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