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Blutige Küsse und schwarze Rosen

Blutige Küsse und schwarze Rosen

Titel: Blutige Küsse und schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Meerling
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würden.“
    „Und was würde sie daran hindern, sich das Buch gewaltsam zu nehmen? So wie sie sich damals mein Blut gewaltsam genommen haben?“, gab Nico zu bedenken. „Wir sind zu zweit und die …“ Er schien über seinen eigenen Gedanken erschrocken. „Keine Ahnung. Vielleicht sind es Dutzende.“
    „Ja, vielleicht. Vielleicht sind es sogar Hunderte.“ Elias zuckte mit den Schultern, als sei die Überlegung damit abgeschlossen und für irrelevant erklärt worden. „Einen anderen Plan, als dorthin zu gehen, gibt es nun einmal nicht. Daher werden wir das wohl einfach herausfinden müssen. Zusammen.“
    „Zusammen …“ Wieder seufzte Nico, die Augen starr auf die Straße gerichtet. „Du sagst das so, als sei es eine Selbstverständlichkeit. Dabei ist es das nicht.“
    Elias konnte die Dankbarkeit in den Worten hören. Und mit einem Mal fragte er sich, ob sein Freund je begreifen würde, was er Elias bedeutete. Ob Nico je begreifen würde, dass die Gefühle, die er eigentlich spüren musste, mehr als bloße Schwärmereien waren. Was Elias für ihn empfand, würde ihn vieles mehr mit Nico durchstehen lassen.
    Eine sanfte Berührung an seiner Schulter holte Elias aus dem Schlaf und ließ ihn verwirrt aufschauen. Er hatte nicht einmal wahrgenommen, wie er langsam aus der Realität getrieben war.
    „Ich habe überhaupt nicht bemerkt, dass du eingeschlafen bist“, flüsterte Nico so leise, als hätte er Angst, ihn zu verschrecken. Er parkte den Wagen am Rande einer Straße, die ein weitläufiges Weizenfeld teilte. Den Motor ließ er laufen. „Du hättest nach hinten gehen sollen, um dich richtig auszuruhen.“ Entschuldigend sah er in Elias’ schlaftrunkenes Gesicht. „In den nächsten zwanzig Minuten wird nun die Morgendämmerung einsetzen, also …“
    „Also übernehme ich das Steuer und du verschwindest in den Laderaum, ja.“ Elias nickte und öffnete die Beifahrertür. Doch kaum, dass er ausgestiegen war, jagte ihm ein stechender Schmerz durch das Kreuz und zwang ihn beinahe zurück in den Sitz. Die eingesunkene Haltung, in der er geschlafen hatte, strafte ihn mit einem verspannten Rücken. Dennoch blieb keine Zeit zu verlieren und so gönnte Elias seinem erschöpften Körper, trotz der Einwände seines Freundes, nur eine kurze Pause an der frischen Luft, ehe er sich ans Lenkrad setzte, um die verbliebenen Stunden möglichst schnell hinter sich zu bringen.
    Nur rieselte die Zeit im Wachzustand unerträglich langsam dahin. Zwar vergingen bloß knappe zehn Minuten, bis am Horizont Reklame- und Autolichter die nächste Ortschaft andeuteten, aber zogen sie sich wie eine gefühlte Ewigkeit dahin. Und als nach weiteren fünf Minuten das LED der Spritanzeige zu blinken begann, blieb Elias nichts anders übrig als die Fahrt zu unterbrechen und erneut haltzumachen.
    Zu seiner Erleichterung fand er zügig eine Tankstelle, die bereits geöffnet hatte. Er parkte den Kastenwagen an einer der Benzinsäulen und schaute sich um. So früh am Morgen war fast kein Mensch an den Zapfständen zu entdecken. Neben dem Verkäufer, der drinnen hinter einer kleinen Kasse stand und fürchterlich müde wirkte, befand sich lediglich ein weiterer Mann auf dem Gelände. Er kniete neben seinem Auto und überprüfte gerade den Luftdruck der Reifen. Elias schien er dabei keinerlei Beachtung zu schenken. Trotzdem nagte eine unerträgliche Nervosität an ihm, als er das Fahrzeug verließ. Den Motor hatte Elias nicht abgestellt, da das Herumgefummel an den Kabeln zum Abschalten und wieder Starten vermutlich noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, als ein angelassenes Auto.
    Während der Treibstoff langsam in den Tank sickerte, wanderten Elias’ Augen ununterbrochen umher. Selbst wenn Nico und er längst Hunderte von Kilometern von Zuhause entfernt waren und es somit unwahrscheinlich war, dass der gestohlene Wagen hier großartig auffiel, ließen die unterschiedlichsten Sorgen Elias nicht zur Ruhe kommen. Auch nachdem er die letzten Scheine Bargeld aus seinem Portemonnaie gefischt, die Rechnung beglichen und den Wagen zurück auf die Straße gebracht hatte, gelang ihm kein erlöstes Durchatmen. Denn das Schwierigste, so wusste er, lag noch vor ihnen.
    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als ein Schild verkündete, dass sie Cornrowl in 46 Kilometern erreichen würden.
    Da Nico und er vorab entschieden hatten, zunächst in sicherer Entfernung zur Stadt anzuhalten, und erst nach Sonnenuntergang nach Cornrowl reinzufahren,

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