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Blutige Küsse und schwarze Rosen

Blutige Küsse und schwarze Rosen

Titel: Blutige Küsse und schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Meerling
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ihr in den gegenüberliegenden Korridor. Dieser war sehr schmal und dennoch nicht minder beeindruckend. Neben den zahlreichen Öllampen, die hier ebenfalls die vergoldeten Wände erleuchteten, zierten schwere Wandteppiche und Gemälde in aufwändig geschnitzten Rahmen den Gang.
    Trotz allem galt Elias’ Blick nicht den Kunstwerken. Mit schmerzhafter Anspannung in jedem Muskel schaute er seinen Freund an. Nicos Gesicht war zu der üblichen, undurchdringlichen Maske erstarrt, doch war es leichenblass. Zusätzlich zeichnete ihm das Feuer dunkle Schatten unter die Wangenknochen, wodurch sie eingefallen wirkten. Vermutlich hatte er noch nie so viel Ähnlichkeit mit einem Vampir gehabt wie jetzt, überlegte Elias traurig und wandte sich wieder nach vorne, wo das Ende des Korridors bald in Sicht kam. Er endete in einer deckenhohen, offenstehenden Holztür.
    Elias und Nico folgten der Vampirin durch diese hindurch und kamen in einen Raum ähnlich der Eingangshalle. Auch er war rund und besaß einen glänzend schwarzen Marmorboden. Die Wand hingegen war mit einer blutroten Tapete bedeckt, auf der feine goldene Ornamente und verschnörkelte Schriftzüge in fremder Sprache aufgebracht waren. Sie schimmerten im Licht der Kerzen, die ein tief hängender Lüster in der Deckenmitte des Saals trug. Überall verteilt standen niedrige Tische mit Vasen voll unterschiedlicher Blumen sowie Diwane, Sessel und Hocker, die zu kleinen Sitzecken zusammengeschoben waren. Sie alle waren mit gold- und rotfarbenem Samt bezogen und verliehen dem Raum einen edlen, antiken Charakter.
    Nahezu lautlos bewegte sich Apollinea durch den Saal, und erst als sie vor einem Diwan stehen blieb, dessen Korpus aus einem dunklen Edelholz gefertigt war, bemerkte Elias den darauf sitzenden Mann. Seine Hände hatte er im Schoß gefaltet und die Augen geschlossen. Ein Tuch, das er um die Hüften gewickelt hatte, war der einzige Stoff an seinem blassen, athletisch geformten Körper.
    „Wen hast du mir da mitgebracht, Liebes?“, fragte der Vampir im Flüsterton – fast, wie um sich selbst nicht zu stören. Er schlug die Lider auf, unterzog erst Nico und anschließend Elias einer sehr intensiven Musterung. Dunkelbraune Strähnen seiner bis zum Kinn reichenden Haare fielen ihm in die haselnussfarbenen Augen.
    „Ich würde dich niemals stören, wäre es nicht von größter Wichtigkeit, Sânge“, versicherte Apollinea sofort und deutete eine Verbeugung an. „Aber diese beiden sind im Besitz der Schrift der Nalmiha.“
    Für einige Momente schien Elias’ Herzschlag aussetzen zu wollen. In Erwartung einer unvorhergesehenen Reaktion hielt er den Atem an und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Sânge jedoch betrachtete das Schriftstück in Nicos Armen bloß ausgiebig, ehe er sich wieder an die Vampirin wandte.
    „Habe vielen Dank, meine Liebe. Du kannst uns nun allein lassen.“
    Apollinea verabschiedete sich mit einem leichten Knicks vor ihrem Anführer und verließ den Saal.
    Dann herrschte einige Sekunden lang unangenehme Stille.
    „Also …“, setzte Sânge endlich gedehnt an. „Zwei mir unbekannte Vampire, die die seit Jahren gestohlene Schrift der Nalmiha mit sich führen, suchen mich zum Fest des Sânge auf. Dies sind zugegebenermaßen gleich so viele erstaunliche Fügungen, dass mir ein Zufall unmöglich scheint …“ Er richtete den Blick auf Nico und ein Schmunzeln breitete sich auf seinen Lippen aus. „Zumal einer von ihnen ein Mörder ist.“

Kapitel 16
    N ALMIHA
     
    Mörder.
    Die Wucht dieses Wortes echote endlos in Elias’ Ohren wider. Er spürte nicht nur seine eigene Anspannung, sondern ebenso die seines Freundes.
    Nico war kein Mörder. Nicht für Elias. Zwar hatte er Elisabeth und Melchior getötet, aber es war eine Notsituation gewesen.
    „Ich bin kein Mörder.“ Nicos Stimme war schwach. Er hauchte die Silben beinahe nur.
    „Das bist du sehr wohl“, entgegnete Sânge mit einem Lächeln auf den Lippen, das gleichermaßen neckend als auch verführerisch war. Er erhob sich mit einer fließenden Bewegung vom Diwan und kam langsam auf sie zu. Das Handtuch, das um seine Hüften gewickelt war, betonte die schlanke Taille und die gut definierten Bauchmuskeln. „Ich spüre die Reinheit deines Begleiters“, fuhr er wispernd fort. „Er ist beinahe so unschuldig wie ein Kind.“ Der Vampir blieb wenige Zentimeter vor Elias stehen, strich zart mit dem Handrücken über seine Wange und anschließend die Brust entlang. Diese Berührung löste

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