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Blutige Küsse und schwarze Rosen

Blutige Küsse und schwarze Rosen

Titel: Blutige Küsse und schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Meerling
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sickerte Blut aus der Schnittwunde hervor, dessen dünnes Rinnsal die Frau in einem der undurchsichtigen Behälter auffing. Nachdem dieser wieder verschlossen auf dem Tisch abgestellt war, versorgte sie den noch immer blutenden Mann notdürftig mit einem Druckverband und winkte ihn durch. Dieser trat an ihr vorbei und in die Menschenmasse, als sei eben nicht das Geringste vorgefallen.
    „Da haben wir also den Grund für diese Veranstaltung“, murmelte Nico wie zu sich selbst.
    Seine Worte blieben dennoch nicht unbemerkt.
    „Wo denkt ihr nur hin …?“, flüsterte eine samtweiche Stimme. „Das Blut dient lediglich als willkommener Nebeneffekt.“
    Bestürzt blickte Elias auf und direkt in die eisblauen Augen der bildhübschen Frau, die noch knappe zehn Meter von ihnen entfernt am Tisch stand – nach wie vor das Messer in der Hand. Ihm war auf der Stelle bewusst, dass sie ein Vampir war, andernfalls hätte sie Nicos Bemerkung niemals mitbekommen. Und auch war ihm klar, dass die Vampirin sie als ihresgleichen erkannt haben musste; sie wusste genau, dass er und Nico imstande waren, ihr Wispern selbst aus der Entfernung zu hören. Nur war sich Elias noch nicht sicher, ob ihnen diese frühe Erkenntnis von Vorteil sein würde.
    „Fremde unserer Art habe ich ewig nicht mehr gesehen. Und nun sind es gleich zwei. Es ist mir eine Freude.“ Die Frau begrüßte sie, sobald die beiden vor ihr standen. „Was führt euch zu uns?“
    Offene Neugier zeichnete ihr elfenbeinfarbenes, von glutrotem Haar gerahmtes Gesicht, und nicht zum ersten Mal fragte sich Elias, ob die Vampirinfektion das Äußere eines Menschen veränderte. Zu perfekt, fast schon puppenhaft wirkte sie.
    „Wir sind hier, um mit deinem Anführer zu sprechen“, erklärte Nico ohne Umschweife. Er klang dabei ruhig und selbstsicher. Nur Elias kannte ihn lange und gut genug, um hinter dieser Maske seine verborgene Nervosität und Anspannung sehen zu können.
    „Was wollt ihr von Sânge?“
    Die Neugier der Frau wich einer unverhohlenen Skepsis und ihre eben noch so samtige Stimme hatte einen scharfen Unterton angenommen. Argwöhnisch musterte die Vampirin sie, bis ihr Augenmerk auf das mit auffälligen Verzierungen geschmückte Buch fiel, das halb von Nicos Armen verdeckt wurde.
    „Woher habt ihr das?“, wollte sie atemlos wissen und taumelte einen Schritt rückwärts.
    „All eure Fragen werden wir gerne beantworten.“ Nico umfasste das Schriftstück fester, als hätte er Angst, es könnte ihm entwendet werden. „Nachdem wir mit dem Anführer geredet haben.“
    Es verging kein Augenaufschlag und die Vampirin hatte ihre Eleganz und Fassung wieder erlangt. Ebenso war der Samt in ihre Stimme zurückgekehrt, als sie einen Mann mit schulterlangem, schwarzem Haar herrief, der die drei aus einigen Metern Entfernung beobachtete.
    Ein Anflug von Panik überkam Elias. Wenn sie erst einmal von den Vampiren attackiert werden sollten, hatten Nico und er schlechte Karten. Er dachte daran, sich das Messer zu schnappen, um zumindest den Bruchteil einer Chance gegen sie zu haben. Doch sobald der Mann vor ihnen stand und weder ihn, noch Nico auch nur eines Blickes würdigte, entspannte sich Elias ein wenig. Sein Unbehagen durfte ihn nicht so beherrschen, ermahnte er sich. Wenn dies der einzige Ort war, an dem Nico geholfen werden konnte, reichte nur eine falsche Reaktion und der Fluch würde womöglich für immer auf seinem Freund lasten.
    „Wir sollen Sânge während des Festes nicht stören, Apollinea, das weißt du ganz genau.“
    „Wenn er erfährt, dass wir sie einfach haben gehen lassen, obgleich sie das Buch mit sich führen, wird ihn das mehr erzürnen als eine Störung während des Festes“, entgegnete Apollinea kühl und völlig unbeeindruckt von dem harschen Tonfall ihres Gegenübers. „Halte hier die Stellung, bis ich wieder da bin.“ Ohne die Reaktion des langhaarigen Vampirs abzuwarten, wandte sie sich Elias und Nico zu und bedeutete ihnen mit einem kurzen Kopfnicken, ihr durch den Tumult hindurch zu folgen.
    Während sie sich an unzähligen Feiernden vorbei schlängelten, auf deren blass geschminkten Gesichtern das Feuer seltsame Schatten zeichnete, begann Nicos Fassade langsam zu bröckeln. Seine Haltung wurde mit jedem Schritt steifer und beinahe ununterbrochen blickte er besorgt zu allen Seiten, als fürchtete er die zu Vampiren zurechtgemachten Gäste. Beruhigend legte ihm Elias einen Arm um die Taille und zog den verkrampften Körper an sich. Dafür

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