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Blutige Küsse und schwarze Rosen

Blutige Küsse und schwarze Rosen

Titel: Blutige Küsse und schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Meerling
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lassen, bis ich den Spaß daran verloren und meine Rache vollends ausgekostet habe. Daher sagt mir dieses viel zu einfache Ende keinesfalls zu. Denn auch du, mein lieber Elias, wirst somit nicht mehr benötigt. Schließlich stirbt mit deinem Freund hier ebenso die für dich vorhergesehene Aufgabe. Einst wollte ich dir zwar den Platz an meiner Seite anbieten, aber du verweigerst dich mir, also … Sei es drum. Nun liegt bloß noch in deiner Hand, ob er in deinen Armen sterben soll und das Mädchen mit ihm oder ob du ihn mir überlässt und Naferia rettest. Soll nur einer sterben oder verurteilst du obendrein sie zum Tode?“
    Entsetzt starrte Elias Sânge an, der bei seinem Ultimatum nicht einmal die Miene verzog. Ihm war anzusehen, dass kein Leben auf Erden eine Bedeutung für ihn hatte – höchstens das eigene. Er grinste bloß verächtlich über Elias’ Hilflosigkeit und zog die Finger enger um Naferias Hals, die durch ihren Weinkrampf hindurch leise einen Psalm murmelte:
    „Auf dich, Herr, traue ich, mein Gott! Hilf mir von allen meinen Verfolgern und errette mich, dass sie nicht wie Löwen meine Seele erhaschen und zerreißen, weil kein Erretter da ist …“
    „Tick tack, Elias.“ Sânge stieß Naferia unsanft von sich und hob die linke Hand Elias entgegen. „Die Zeit ist abgelaufen.“
    Zum zweiten Mal spürte Elias sofort die Taubheit seine Glieder emporkriechen und ihn von innen heraus lähmen. Er wäre niemals freiwillig von Nicos Seite gewichen, doch nun unterlag sein eigener Körper nicht mehr seinem Willen. Die brennenden Fackeln um ihn herum schienen an Licht einzubüßen, als seine Lider immer schwerer wurden und allmählich zufielen. Elias’ Leib wurde schwach und gehorchte ihm nicht mehr – sank gegen die Wand hinter seinem Rücken.
    Aus den Augenwinkeln heraus erblickte Elias Naferia am Boden kauern. Die Ehrfurcht und Hingabe ihres Geflüsters bescherten ihm eine eisige Gänsehaut.
    „Gott ist ein rechter Richter und ein Gott, der täglich dräuet. Will man sich nicht bekehren, so hat er sein Schwert gewetzt und seinen Bogen gespannet und zielet, hat drauf gelegt tödlich Geschoss …“
    Noch während sie sprach, sackte Elias endgültig auf dem steinernen Grund zusammen und Nicos Kopf glitt von seinen Beinen. Unfähig sich zu bewegen, wartete er auf den Moment, in dem alles um ihn herum dunkel und still wurde. Aber das Gegenteil geschah.
    Naferias Stimme schwoll an, hallte lauter und kräftiger in seinen Ohren, als Elias es je gehört hatte. Mit den Worten „Seine Pfeile hat er zugerichtet zu verderben“ erhob sie ein langes Stück des zersprungenen Messingrahmens und stürzte sich mit solch einer Geschwindigkeit und Präzision auf Sânge, dass der ihren Angriff nicht einmal abwehren konnte.
    Wie ein Blitz leuchtete das Rahmenstück im Feuer der Fackeln auf, ehe es tief in Sânges Brust gerammt wurde und fast vollständig darin versank.
    Hustend schnappte Elias nach Luft, als die unsichtbare Macht der Betäubung von ihm abließ. Er rappelte sich auf und sah gerade noch, wie die Haut des Zirkelanführers innerhalb eines Atemzugs zu altern begann, an Händen und Gesicht dünn wie Pergament wurde, bis die darunter liegenden Adern hervortraten. Mit weit aufgerissenen Augen und einem Mund, der zu einem stummen Schrei geformt war, fing Sânges Körper plötzlich kalte Flammen und fiel schließlich in sich zusammen. Alles, was blieb, war die zerstreute graue Asche, in welcher sein durchbohrtes Herz noch weiter schlug.
    „Sein Unglück wird auf seinen Kopf kommen und sein Frevel auf seine Scheitel fallen.“ Vor sich hin wispernd, kniete Naferia vor Sânges Überresten nieder und faltete die Hände zum Gebet. „Ich danke dem Herrn um seiner Gerechtigkeit willen und will loben den Namen des Herrn, des Allerhöchsten.“
    Als das Herz wenig später zum Stillstand kam, verlor die Vampirin unter einem markerschütternden Klageton das Bewusstsein.
    ***
     
    Die Nerven zum Zerreißen gespannt, schritt Elias unruhig durch das große Schlafzimmer. Wieder und wieder blickte er zu Nico und Naferia herüber.
    Warum rührten sie sich nicht? Es waren bereits gefühlte Stunden vergangen und sie lagen noch immer regungslos in Sânges großem Doppelbett.
    Hierher hatte Elias die beiden getragen. Denn dies schien ihm der sicherste Ort zu sein, um vorerst unentdeckt zu bleiben. Das Bogentor hatte er verschlossen und somit war auch der Durchgang zum Schlafgemach sowie der kleinen Kammer, in der Apollineas Asche

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