Blutige Rache
…«
»Glauben Sie denn, ich bin in puncto PR so lahm, dass wir eine solche Presse kriegen würden? Mein Gott, Rose Marie, ich hab den letzten Wahlkampf organisiert!«, rief Mitford.
»Ich mein ja bloß.«
»Lassen Sie uns noch mal zwei Minuten darüber nachdenken«, bat der Gouverneur.
Zwei Minuten später legte der Gouverneur seine Hand auf die von Rose Marie und fragte: »Ist Ihnen nicht schon ein bisschen langweilig geworden? Wann waren wir das letzte Mal in einem richtig schmutzigen Kampf?«
»So betrachtet …«
Sie marschierten ins Konferenzzimmer zurück, wo Arenson und Cartwright sie schon ungeduldig erwarteten.
»Virgil?«, sagte der Gouverneur.
»Meine Herren«, begann Virgil, an Cartwright und Arenson gewandt, »ich habe schlechte Nachrichten für Sie.«
»Und die wären?«, fragte Cartwright.
Virgil breitete die Arme aus, schenkte ihnen sein charmantestes Hollywood-Lächeln und antwortete: »Sie sind wegen Mordes verhaftet.«
ACHTUNDZWANZIG
Die Klage gegen die Vertreter der Heimatschutzbehörde wurde in Ramsey County eingereicht. Als der dortige Staatsanwalt von den näheren Umständen erfuhr, wurde ihm übel.
Mitford stellte das PR-Paket innerhalb von zwei Stunden zusammen. Die Pressekonferenz fand in der Rotunde des Capitols statt, vor einer eiligst von einer Fastfood-Kette geliehenen riesigen amerikanischen Fahne. Der Gouverneur hielt seine Abraham-Lincoln-Rede, präsentierte Fotos der beiden getöteten Unbeteiligten sowie Tatortaufnahmen von den fünf Männern, die die Vietnamesen ihres Verbrechens in Vietnam wegen hingerichtet hatten.
Davenport informierte Freunde bei Fernsehsendern und Zeitungen, und nach der Pressekonferenz - eine Sensation, über die bald nicht nur in Minnesota berichtet wurde - führten sie die beiden Männer von der Heimatschutzbehörde ab, ein nie dagewesenes Ereignis und somit wie geschaffen für die Medien.
Bereits sechs Stunden nach ihrer Verhaftung wurden Cartwright und Arenson dem Untersuchungsrichter vorgeführt, und bald darauf saßen sie im Flugzeug nach Washington, wo sie nicht mehr zu sprechen waren.
Mitford schickte eine halbe Stunde nach der Pressekonferenz des Gouverneurs ein Paket mit Fotos von den Tatorten
in Minnesota und den Familien der Toten ans gleiche Ziel. Als Vertreter der Heimatschutzbehörde dann bei Washingtoner Politshows auftraten, wurden sie mit den Aufnahmen und der Frage »Wie erklären Sie das?« begrüßt.
Einige versuchten den Gedanken zu verkaufen, dass es - obwohl ja nur ein fantastisches, von einem langjährigen Regierungsgegner ausgehecktes Szenario - im wirklichen Leben gar kein schlechter Deal gewesen wäre, sechs kriminelle Amerikaner zu opfern, um jede Menge Menschenleben an der Westküste zu retten.
Doch das kam nicht gut an. Denn wie viele Menschen waren am Ende an der Westküste tatsächlich gestorben? Dann fand ein indonesischer Internet-Freak heraus, dass einer der angeblichen al-Qaida-Verschwörer einen Gartenpflegedienst leitete, und stellte ein Bild ins Netz, das ihn an einem uralten Rasenmäher zeigte. Die Welt lachte sich halb tot über die Heimatschutzbehörde.
Und so weiter und so fort.
Am Ende - das heißt, nach etwa zwei Wochen - erwiesen sich Mitfords Prophezeiungen als zutreffend. Den Gouverneur kannte nun jeder, er wurde bewundert oder geschmäht und verwirrte die Vertreter der Waffenlobby durch eine glühende Rede für Waffenbesitz und gegen Vietnamkiller.
Alle hatten einen Mordsspaß.
Mead Sinclair kehrte an die University of Wisconsin zurück, wo die Geschehnisse der sechziger Jahre letztlich niemanden interessierten. Eine Woche nach seiner Rückkehr jedoch spuckte ein Althippie ihn auf der State Street an, worauf Sinclair ihm einen Schlag gegen den Kopf versetzte. Dabei fiel seine Brille auf den Gehsteig und zerbrach.
Sinclair wurde wegen Verdachts auf Herzinfarkt zur Beobachtung
ins Krankenhaus gebracht, ohne dass der Verdacht sich bestätigte. Ein Zeitungsvolontär, der zu spät kam, um Zeuge der tatsächlichen Auseinandersetzung zu werden, überredete den Hippie, seine Brille wieder auf den Boden zu legen, wo er sie so fotografierte, dass das Licht sich pittoresk im zersplitterten Glas - ein Tröpfchen Blut darauf, Polizisten im Hintergrund - spiegelte. Diese Aufnahme erschien in einer Studentenzeitung. Wenig später wurde in einem Leserbrief enthüllt, wie es zu dem Foto gekommen war, und die Zeitung feuerte den Volontär.
Janey Small erklärte Virgil,
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