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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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dass es keine weitere Nacht der Leidenschaft mehr für sie geben würde, weil sie das zu sehr deprimiere. Virgil pflichtete ihr bei, was einen Streit und Virgils Flucht nach Mankato zur Folge hatte.
    Dort rief ihn ein gewisser Todd Barry vom New York Times Magazine an, der ihm erklärte, er habe seine Nummer von Mead Sinclair. Sie könnten jeweils zweitausendfünfhundert Wörter für zwei aufeinanderfolgende Artikel über den Großen Caterpillar-Raub respektive Vietnams Rache gebrauchen. Virgil versprach ihm, die Artikel in zwei Wochen fertig zu haben. Barry fragte ihn, ob er denn von allen Quellen die Erlaubnis zur Publikation bekommen würde.
    »Ach was, Erlaubnis«, lautete Virgils Kommentar.
    »Wir werden uns gut verstehen«, erklärte Barry.
     
    Dann rief Mai aus Hanoi an.
    Virgil redete gerade in einem Lokal auf dem Land mit einer Opiumsüchtigen namens Lark, die beschuldigt wurde, Kleinkinderjeans im Wert von dreißigtausend Dollar aus einem Lieferwagen von Wal-Mart gestohlen zu haben, als dieser unbeaufsichtigt über Nacht auf einem Wal-Mart-Parkplatz
stand. Aussagen der örtlichen Polizei zufolge hatte Lark vom Ford F-350 Super Duty ihres Freundes aus mit einer Metallsäge die Seitenwand des Vans aufgeschlitzt und den Pick-up mit der Kinderkleidung beladen. Obwohl sie keine Zeit gehabt haben konnte, die heiße Ware loszuschlagen, war diese nirgends zu finden. Nun hoffte man, dass es Virgil gelingen würde, Einfluss auf sie zu nehmen, weil er in früheren Zeiten schon ihren Freund, ihren Vater und ihren Bruder dingfest gemacht hatte.
    Als Virgils Telefon klingelte, warf er einen Blick aufs Display: »Unbekannt«.
    »Ja?«
    »Virgil?«
    Er wandte sich von Lark ab. »Mai? Wo bist du?«
    »In einer Bäckerei in Hanoi.«
    »Wer wurde verletzt?«, fragte Virgil.
    »Ein College-Junge, der das Boot und die Fahrzeuge organisiert hat. Jetzt wird er sich wohl eine neue Schule suchen müssen. Er ist hier.«
    »Hat’s ihn schlimm erwischt?«
    »Die Kugel hat ihm das Bein zerschmettert. Ich musste ihn tragen. Im Truck hab ich zu dir zurückgeschaut und dich zielen sehen. Warum hast du nicht geschossen?«
    »Hinter euch war ein Farmhaus. Ich konnte nicht erkennen, was sonst noch.«
    Sie kicherte. »Etwas Romantischeres oder Einfühlsameres fällt dir nicht ein? Du hast nicht auf mich geschossen, weil du vielleicht eine Kuh getroffen hättest?«
    »Unterschätz mich nicht, Mai. Ich hätte deinen kleinen runden Arsch in den Knast befördert, wenn’s möglich gewesen wäre.«
    »Hm. Wie geht’s Mead?«

    »Gut.«
    »Stark, die Pressekonferenz von eurem Gouverneur. Ich hab zum ersten Mal in Victoria was davon mitgekriegt.«
    »Gab’s Schwierigkeiten zu Hause?«, erkundigte sich Virgil.
    »Nein, erledigt ist erledigt, heißt es hier. Dann blickt man nach vorn. Ich hätte dir gern mehr über die Leute erzählt, die damals in Da Nang ermordet wurden. Der alte Mann war mein Großvater, die Frau meine Tante, und die kleinen Kinder waren Cousins. Ich kannte sie natürlich nicht persönlich. Mein Vater konnte die Trauer über ihren Tod sein ganzes Leben lang nicht verwinden. Da hatten sie nun den gesamten Krieg überstanden, und kurz vor dem Sieg werden sie einfach von amerikanischen Verbrechern abgeknallt. Als sich diese Chance eröffnete, hat meine Familie sie ergriffen. Sie musste schon zu lange auf Gerechtigkeit warten.«
    »Es hätte sicher bessere Methoden gegeben.«
    »Mein Großonkel ist ein alter Mann; dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird, war sein letzter Wunsch. Viel Zeit hatten wir nicht; ich denke, er wird nicht mehr lange leben.«
    »Und was willst du von mir?«
    »Mich verabschieden. Ich hab gern mit dir getanzt, Virgil, und gern mit dir geschlafen. Wir könnten Freunde sein, wenn das ginge, aber es geht eben nicht.«
    »Hm.«
    »Falls du mal zu Geld kommen und nach Hanoi reisen solltest: Ruf mich an. Wir könnten uns auch in einem hübschen neutralen Land wie China treffen«, schlug Mai vor.
    »Ich an deiner Stelle würde nicht nach China fahren, am allerwenigsten nach Hongkong.«
    Kurzes Schweigen. »Virgil, wieso?«

    »Ich hab mich noch mal mit dem chinesischen Polizisten unterhalten. Er ist verärgert darüber, dass vietnamesische Geheimdienstleute ohne zu fragen in Hongkong jemanden umgebracht haben.«
    »Verdammt. Er weiß, wer ich bin?«
    »Ja, das haben wir Mead entlockt. Also, wie gesagt, wenn ich du wär, würd ich nicht dorthin fahren. Jedenfalls nicht in nächster Zeit.«
    Sie musste lachen.

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