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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Jedenfalls sind sie knickrig. Neulich hat sich Tai - das ist der größere der beiden - um Mitternacht ein Steaksandwich mit Pommes bringen lassen, ein teures Essen, dreißig Dollar. Mir hat er einen lausigen Dollar Trinkgeld gegeben.«
    »Was wissen Sie sonst noch?«
    »Nicht viel. Sie kommen aus Kanada.«
    »Aus Kanada?«
    »Ja. Sind in den letzten drei Monaten die meiste Zeit hier gewesen. Angeblich arbeiten sie an einem großen Deal mit Larson International. Geht wohl um den Bau von Hotels.«
    »Larson«, wiederholte Virgil.
    »Genau.«
    Die Kette, für die Sinclair arbeitete. »Das heißt, das sind große Fische.«
    »Wenn, haben sie kein üppiges Spesenkonto … Oder sie stellen ihrem Unternehmen zwanzig Prozent Trinkgeld in Rechnung und schieben den größten Teil in die eigene Tasche.«
    »Wirken sie so?«

    »Na ja, zu Feinden möchte ich mir die nicht machen«, erwiderte George.
    »Tun Sie gerade.«
    Der Page sah ihn verblüfft an. »Verpfeifen Sie mich?«
    »Nein, ich wollte nur sehen, ob Sie einen Schreck kriegen«, sagte Virgil, stand auf und streckte sich. »Hat funktioniert, was bedeutet, dass Sie mich wahrscheinlich nicht verarschen.«
    »Seien Sie vorsichtig, Cowboy. Diese Japaner sind gefährlicher als Anakondas.« Er formte mit Daumen und Zeigefinger eine Pistole, drückte sie Virgil in den Bauch und schlurfte davon.
     
    Virgil hatte einen großen Teil seines Lebens damit verbracht, an Türen zu klopfen, hinter denen sich niemand aufhielt, und Zimmer zu betreten, die gerade verlassen worden waren, so dass es ihn eher überraschte, als ein schlanker Mann mit langen, straff zurückgekämmten und offensichtlich gegelten Haaren öffnete und mit angenehmer Stimme fragte: »Ja?«
    »Virgil Flowers, SKA«, stellte Virgil sich vor und hielt ihm seinen Ausweis hin. »Ich hab mich vor einer Weile mit Mead Sinclair unterhalten. Der meint, Sie könnten mir vielleicht zum Thema Vietnam weiterhelfen. Können Sie das, Mr. Tai?«
    »Hm … Na schön, kommen Sie rein.« Tai hatte ein hartes, aber fein geschnittenes Gesicht. Über seine Stirn zog sich eine große Narbe, zwei weitere befanden sich unter seinem linken Auge und unter dem Mund. »Wir sind bei der Arbeit; in Vietnam beginnt gerade der Handel; die Märkte eröffnen …«
    »Es dauert nicht lange«, versicherte ihm Virgil.
    Er folgte Tai in den Hauptraum der Suite, wo ein weiterer Asiat mit Laptop und Telefon-Headset auf dem Sofa saß. Er
war barfuß und trug ein T-Shirt und eine blaue Sporthose aus seidig glänzendem Stoff. »Mein Partner Phem«, stellte Tai ihn vor.
    Ohne den Blick von seinem Laptop zu heben, fragte dieser: »Was gibt’s?«
    Das klang nicht nach einem Vietnamesen, dachte Virgil.
    Tai deutete auf einen Stuhl, auf dem Virgil Platz nahm.
    »Kennen Sie die vietnamesische … Sitte, einem Mann, der hingerichtet werden soll, eine Zitrone als Knebel in den Mund zu stecken?«
    Tais Lächeln verschwand von einer Sekunde auf die andere. »Du lieber Himmel, nein. Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie sind doch aus …«
    »Toronto. Dort geboren und aufgewachsen.«
    »Aber Ihre Eltern stammen aus Vietnam, oder?«
    Er nickte. »Aus Saigon. Haben’s grade noch geschafft, bevor da alles den Bach runterging. Bis zum dritten Lebensjahr hab ich Vietnamesisch gesprochen. Gott sei Dank, denn später lernt sich das schlecht. Erleichtert manches, wenn man im Pazifikraum zu tun hat. Bei Phem ist es ähnlich, allerdings hat er später Englisch gelernt als ich.«
    »Tja, was wollte ich noch wissen?« Virgil kratzte sich am Kopf. »Die Sache mit der Zitrone lässt mir keine Ruhe. Haben Sie im Fernsehen oder aus der Zeitung was über die Morde an den Veteranendenkmälern mitgekriegt?«
    »Am Rande; wir beschäftigen uns hauptsächlich mit dem Wirtschaftsteil.«
    Phem stupste Tai an und deutete auf seinen Monitor. Nach einem Blick darauf sagte Tai: »Keine Chance.« Dann wandte er sich wieder Virgil zu.
    »Es besteht eine Verbindung zu Vietnam«, erklärte Virgil. »Einer der Ermordeten hat an Treffen einer Veteranengruppe
teilgenommen und sich mit Sinclair unterhalten. Ich selber weiß leider überhaupt nichts über Vietnam - bin noch nie weiter als Amarillo, Texas, gewesen.«
    »Amarillo?«, fragte Tai. »Haben Sie da mal das gebratene Hühnchen im Holiday Inn probiert?«
    »Klar. Direkt an der Interstate 40, meinen Sie?«
    »Wo immer ein paar Soldaten rumhängen?«
    »Genau …« Virgil bekam einen verträumten Blick.
    Nachdem sie eine Weile in Erinnerungen an das

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