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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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abgesehen von der Tatsache, dass der eine schwarz und der andere weiß war, gut und gern Zwillinge hätten sein können, schossen um die Ecke.
    Der Weiße sprach sie mit einem verächtlichen Grinsen an, und Mai blieb stehen, um etwas zu erwidern und einen Finger zu heben. Nach einer Weile verließen die Jungen den Gehsteig und rollten zurück auf die Straße.
    Virgil setzte ein Stück zurück, um sich vor Mai zu verbergen. Als er wieder ein paar Meter vorfuhr, war sie bereits links abgebogen und näherte sich einem hellbraunen Ziegelgebäude mit roter Neonwerbung im Schaufenster, vermutlich für ein Tanzstudio.
    Er spielte mit dem Gedanken, die Jungen zu fragen, was sie zu ihr gesagt hatten, verwarf ihn jedoch, weil er fürchtete, dass sie später deswegen Schwierigkeiten bekommen würde.
    Außerdem konnte er sich den Ablauf des Gesprächs vorstellen: »Hey, Mama, möchtest du mal’nen echt harten Muskel spüren?«
    »Verpisst euch, Jungs, sonst kratz ich euch die Augen aus.«
    Dabei hatte Mai wie eine Schwertkämpferin aus einem chinesischen Billigfilm ausgesehen.
    Viel Ähnlichkeit hatte das nicht mit Tanzen.
    Interessant, was sich durch Beobachten über Menschen herausfinden ließ, dachte Virgil. Besonders wenn man Zyniker war.
    Geh mit der Kleinen zum Tanzen, Virgil.

    Davenport rief an, als Virgil gerade zum Motel unterwegs war.
    »Was treiben Sie so?«, erkundigte sich Davenport.
    »Nicht viel. Und Sie?«
    »Ich auch nicht.«
    »Tja, dann bis morgen«, erwiderte Virgil.
    »Virgil, ich bin müde. Sagen Sie mir einfach, wie der Tag gelaufen ist.«
    Nachdem Virgil ihm die Ereignisse geschildert hatte, herrschte kurz Schweigen, bevor Davenport sagte: »Gut.«
    »Eins noch: Kennen Sie jemanden bei der kanadischen Polizei, der Daten über Tai und Phem abfragen könnte?«
    »Ich nicht, aber Larry McDonald in Bemidji, der arbeitet ständig mit den Mountys zusammen. Ich geb Ihnen seine Nummer.«
    Virgil notierte sie auf einem Block, und der Fahrer links von ihm drückte auf die Hupe, als er dabei leicht aus der Spur geriet. »Arschloch«, murmelte Virgil.
    »Was?«
    »Nicht Sie. So’n Rambo hat mich grade angehupt. Okay, ich setz mich also mit McDonald in Verbindung. Hoffentlich finde ich so was über diesen Bunton raus. Über den kann mir niemand was sagen.«
    »Geduld. Bis morgen Mittag haben Sie ihn«, erwiderte Davenport. »Die Frage ist eher: Stehen weitere Namen auf der Liste des Killers? Wär Scheiße, wenn’s noch mehr Leichen gäbe.«
    »Danke, Boss, für die Aufmunterung.«
     
    McDonald vom SKA im nördlichen Minnesota war gerade beim Abendessen, worauf Virgil allerdings keine Rücksicht nahm. Virgil erläuterte, was er brauchte, und McDonald sagte: »Ich erledige das für Sie, aber der Mann, der für mich an
die Dateien rankommen kann, ist erst morgen früh wieder im Büro.«
    »Er soll überprüfen, was geht«, sagte Virgil. »Die Leute hier werden allmählich unruhig.«
    Dann folgte ein Anruf von Carol. »Dieser Sinclair hat sich gerade gemeldet. Er ist sauer.«
    »Hat er gesagt, warum?«
    »Es ging wohl um irgendwelche Vietnamesen …«
    »Ich ruf ihn an.«
    Als er Sinclair an der Strippe hatte, fragte dieser: »Warum haben Sie Phem und Tai gesagt, dass Sie ihre Namen von mir kennen? Jetzt meinen sie, Sie stellen Nachforschungen über sie an, und ich verliere möglicherweise den Auftrag. Wie zum Teufel sind Sie überhaupt auf sie gekommen?«
    »Ich hab mich umgehört«, antwortete Virgil. »Sie arbeiten doch für Larson an dem Hotelprojekt in Vietnam, und ich dachte mir, vielleicht gibt’s ja Vietnamesen, mit denen ich mich unterhalten kann. Die beiden haben sich aber als Kanadier entpuppt.«
    »Verdammt, Flowers, es wird Ewigkeiten dauern, die Wogen wieder zu glätten.«
    »Ich könnte sie anrufen«, erbot sich Virgil.
    »Sie haben sie angelogen. Was wollen Sie ihnen diesmal erzählen?«
    »Dass das Ganze ein Irrtum war?«
    »O Mann … Wenn Sie noch mal mit ihnen reden, lassen Sie meinen Namen aus dem Spiel, ja? Sie verderben mir wirklich das Geschäft.«
     
    Virgil beendete das Gespräch mit einer letzten Entschuldigung und lenkte den Truck auf den Motelparkplatz. Als er ausstieg, rief die Rechercheurin Sandy an.

    »Ich musste lügen«, teilte sie ihm mit.
    Polizisten lügen immer , dachte Virgil, sagte aber: »Gehen wir doch zusammen in die Kirche, damit ich deinen Hintern mit Weihwasser besprengen kann.«
    »Klingt verführerisch.«
    » Sandy! «, rief er schockiert aus. Sandy galt im Büro als

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