Blutige Rache
gesagt, hinter dem Ohr, und ging wie vom Blitz gefällt zu Boden. Er versuchte, sich auf Hände und Knie hochzurappeln, doch Bunton schlug noch einmal zu.
Später erinnerte er sich, das Geräusch eines startenden Motorrads gehört zu haben, dann herrschte eine Weile Stille, und schließlich redeten irgendwelche Menschen. Er probierte es noch einmal mit dem Aufstehen, und ein alter Mann fragte: »Was ist passiert, Kumpel?«
Als er erneut zu Boden ging, rief der alte Mann: »Ich glaub, der hat’nen Herzinfarkt oder so was. Wir müssen den Notarzt holen.« Dann wollte er von Virgil wissen: »Wo ist Ray?«
Die Sanitäter brachten ihn ins Hennepin Medical Center, wo er, umgeben von ein paar Polizisten, unter ihnen Shrake und Jenkins, aufwachte.
»Was ist passiert?«, fragte Virgil. »War das dieser verfluchte Bunton?«
Jenkins sah Shrake an. »Er scheint wieder unter den Lebenden zu sein.«
Vielleicht der Körper, dachte Virgil, doch sein Kopf fühlte sich an, als wäre er in New Jersey. »Was soll das heißen: Er ist wieder unter den Lebenden?«, erkundigte er sich.
»In der vergangenen Stunde haben Sie permanent gefragt, was läuft, und wir haben’s Ihnen gesagt, aber angekommen ist offenbar nichts.«
»O Mann«, stöhnte Virgil. »Dieser verfluchte Bunton. Hat er meine Waffe?«
»Nein. Waffe, Brieftasche und Ausweis - alles da, sonst wären wir nicht hier«, erklärte Shrake. »Sie haben’ne Beule am Hinterkopf, eine Quetschung und einen hübschen Bluterguss.«
»Was ist mit meinem Truck?«
»Keine Ahnung«, antwortete Shrake. »Wo haben Sie den gelassen?«
»O Mann...«
Eine Krankenschwester streckte den Kopf herein. »Ist er bei Bewusstsein?«
»Ja«, antwortete Jenkins. »Holen Sie den Arzt.«
»Ich war bewusstlos?«, wollte Virgil wissen.
»Stimmt so nicht ganz«, sagte Shrake. »Licht an, aber niemand zu Hause.«
»Hören Sie nicht zum ersten Mal, was?«, meinte Jenkins.
»Hey, ich bin ja nackt«, bemerkte Virgil nach einem Blick unters Laken.
»Ja, müssen Sie uns aber nicht zeigen«, sagte Jenkins.
Der Arzt erklärte Virgil, dass er eine leichte Gehirnerschütterung habe. »Nichts wirklich Schlimmes, doch unterschätzen sollte man es auch nicht. Das war ein ganz schön heftiger Schlag. Erinnern Sie sich an den Kernspin?«
»Nein.«
»Tja, haben wir gemacht.«
»Ich erinnere mich an ein lautes Geräusch …«
»Genau, das war’s. Jedenfalls ist nichts gebrochen, und die inneren Organen sind auch in Ordnung, aber der Schlag hat die Schaltzentrale ein bisschen durcheinandergebracht. Sie sollten über Nacht hierbleiben, damit wir sicher sind, dass alles wieder richtig funktioniert und sich kein Blutgerinnsel bildet.«
»Könnte das denn passieren?«, erkundigte sich Shrake.
»Je mehr Zeit vergeht, desto unwahrscheinlicher wird es«, antwortete der Arzt und fügte an Virgil gewandt hinzu: »Sie bleiben also heute Nacht bei uns, und nach der Untersuchung morgen früh dürfen Sie nach Hause.«
»Mein Kopf tut weh …«
»Dagegen gibt’s Mittel. Und eine Mütze voll Schlaf könnten Sie auch vertragen.«
Er wachte früh auf und fühlte sich müde, benommen und desorientiert. Eine Krankenschwester kam herein, streckte ihm ein Blatt Papier hin und bat ihn, den klein gedruckten Text darauf zu lesen. Er tat ihr den Gefallen.
»Was wollen Sie zum Frühstück?«, fragte sie.
Nach dem Essen schlief er wieder ein.
Später rief Davenport von Washington aus an. »Klingt, als würden Sie Fortschritte machen«, sagte er. »Ich hab Ihnen doch prophezeit, dass Sie ihn finden würden.«
»Waren Sie bei Ihrer Schussverletzung auch über jeden kleinen Fortschritt froh?«
Davenport lachte. »Klar. Wie geht’s Ihnen? Sie hören sich ganz gut an.«
»Ich hab Kopfschmerzen, aber sterben werd ich daran wohl nicht. Ob ich das dem verfluchten Bunton versprechen kann, wenn er mir über den Weg läuft, weiß ich allerdings nicht.«
»Erschießen Sie ihn nicht gleich, sondern stellen Sie ihm zuerst ein paar Fragen«, empfahl Davenport. »Finden Sie raus, ob er Sanderson und Utecht erledigt hat.«
»Das glaub ich nicht, aber ich denke, er weiß, warum sie umgebracht wurden. Ich muss hier raus; er könnte schon über alle Berge sein.«
»Jenkins und Shrake haben mich gestern Abend nach dem Gespräch mit Ihnen angerufen. Sie versuchen, seine Spur zu verfolgen, und müssten Ihnen eigentlich bald Bericht erstatten. Haben Sie Ihr Handy noch?«
»Ja.«
»Prima. Sie schlagen sich gut, Virgil«, lobte
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