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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Er wachte erst auf, als sie aufstand, ihm einen Klaps auf den Po gab und sagte: »So, jetzt sind Sie geheilt, Cowboy.«
    Virgil richtete sich langsam auf. »Wow …« Er fühlte sich tatsächlich gut, wenn auch müde, und die Kopfschmerzen waren wie weggeblasen.
    »Gehen Sie nach Hause, und schlafen Sie. Morgen früh werden Sie sich gut fühlen, aber nur, wenn Sie wirklich schlafen.«
    »Hmmm.« Er strich sich die Haare aus dem Gesicht, schüttelte sie aus. »Was war das? So eine Art Massagetherapie?«
    »Könnte man sagen, ja. Mit ein bisschen Akupressur. Wir Tänzer lernen so was. Uns tut immer was weh.«
    Er merkte, dass sie ihn in Richtung Tür schob. Mit einer Eroberung war an diesem Abend nicht mehr zu rechnen, also entschied er sich für Dankbarkeit und Höflichkeit. »Danke. Ich würd gern wieder mit Ihnen tanzen gehen.«
    »Rufen Sie mich an«, sagte sie, drückte einen Kuss auf ihre Fingerspitze, berührte damit seine Nase und schloss die Tür.
    Irgendwie erinnerte ihn das an die Vietnamesen: Pass auf, dass dir die Tür nicht auf den Arsch knallt, Virgil.
    Als er im Truck saß, merkte er, wie sehr ihre Massage ihn
erregt hatte, und Janey fiel ihm ein, die vermutlich allein zu Hause war. Lass die Finger davon, Virgil , ermahnte er sich.
    Aber war es wirklich falsch, einer einsamen Frau ein bisschen Wärme und Trost zu spenden?
    Heuchlerischer Quatsch.
    Mai Sinclair , dachte er. Die ist verdammt gut.

NEUN
     
     
     
     
    Der Scout saß auf dem Rücksitz eines zwei Jahre alten weißen Chevy-Vans in einer Gruppe anderer Autos unter einer Eiche auf der Edgecumbe, nicht weit von der Snelling entfernt, und beobachtete John Wigges Haus.
    Wartete darauf, dass die Lichter erloschen und Wigge zu Bett ging. Seit Stunden, seit Wigges Heimkehr.
    Es handelte sich um einen von einem frisch gemähten Rasen umgebenen Schindelbungalow. Eine harte Nuss. Wigge war früher bei der Polizei gewesen und jetzt zweiter Direktor eines hochklassigen privaten Sicherheitsdienstes, das merkte man dem Haus an: Bewegungsmelder, Alarmanlage, Fenstersensoren, die bei der geringsten Bewegung losgingen. Die Schaltkonsole in der Wand neben der hinteren Tür sah aus, als könnte man damit ein Spaceshuttle starten.
    Wigge hatte an dem Gespräch mit Sanderson, Bunton und dem Unbekannten auf dem Rücksitz von Wigges Wagen teilgenommen. Da Bunton sich auf der Flucht befand, bot Wigge sich als nächstes Ziel an - aber er musste ihn aus dem Haus locken. Drinnen war er im Vorteil.
     
    Der Schütze befand sich zwei Häuserblocks vom Scout entfernt. Er saß da, ohne sich zu bewegen. Kein iPod, keine Kopfhörer, kein Buch. All das brauchte er nicht, denn er hatte ja
seine Erinnerungen, konnte über sie lächeln oder weinen, während seine Sinne wachsam blieben …
    Hatte er seinen Geschmackssinn tatsächlich jemals genutzt? Als er sich zu erinnern versuchte, ging das Licht in Wigges Garage an.
    Die einzige Schwachstelle in Wigges Sicherungssystem, darauf hatte der Scout den Schützen aufmerksam gemacht. Die Garage war direkt mit dem Haus verbunden, so dass Wigge in seinen Wagen klettern konnte, ohne gesehen zu werden. Doch sobald er den Toröffner betätigte, schaltete sich automatisch das Deckenlicht ein. Und wenn er das von der Garage und nicht vom Innern seines Wagens aus tat, stand er einen Moment lang im Hellen.
    Der Schütze saß auf dem Rücksitz des Vans, das Gewehr auf dem Boden neben sich. Als das Licht in der Garage anging, ließ er das Fenster per Knopfdruck herunter, hob die Waffe...
    Da klingelte das Handy. Der Scout teilte ihm mit: »Er ist im Wagen, fährt los.«
    Und da kam er auch schon, der riesige schwarze GMC-Geländewagen mit den leicht getönten Scheiben. Wigge wartete einen Moment, bis das Garagentor ganz geschlossen war, und lenkte den GMC auf die Straße in Richtung Snelling. Der Schütze ließ ihn um die Ecke biegen, bevor er ihm folgte.
    Erneut klingelte das Handy, und der Scout sagte: »Die Snelling geradeaus.«
    Der Schütze sah den Wagen wieder, als der auf die I-94 in östlicher Richtung fuhr. Er befand sich nur wenige Meter hinter ihm.
     
    John Wigge war ein kräftiger, rotgesichtiger Mann und hatte früher für die Polizei in St. Paul gearbeitet, die meiste Zeit bei
der Sitte. Sein Spitzname war »R-A« gewesen, was für »Resisting Arrest« - »Widerstand gegen die Staatsgewalt« - stand. Wer in seinem Revier ohne seine Zustimmung Rauschgift verkaufte oder eine Nutte auf die Straße schickte, lief Gefahr, eine Kugel

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