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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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hat mir unter vier Augen anvertraut, dass sich blaue Flecken an den Armen und Knöcheln
von Mr. Utecht befanden. Das deutet darauf hin, dass er gefesselt wurde.«
    »Gefesselt?«
    »Ja. Aber wie und von wem und ob überhaupt, wissen wir nicht. Er war alt, allein, krank und fast pleite. Die einfachste Antwort wäre Selbstmord oder Unfall; mir allerdings genügte das nicht. Ich habe versucht herauszufinden, ob er Feinde hatte, aber niemanden gefunden. Letztlich war Utecht auch nicht wichtig genug für eine solche Aktion. Und jetzt sagen Sie mir, dass es damals einen Mord in Vietnam gab, in den er verwickelt war, und dass andere, die damit zu tun hatten, ebenfalls ermordet wurden.«
    »Ja«, bestätigte Virgil.
    »Das könnte mich zu weiteren Fragen führen. Eines wissen wir bereits mit Sicherheit: Mr. Utecht besaß früher Kontakte zur CIA. Er hat nicht für sie gearbeitet und auch kein Geld erhalten, doch … die Verbindung war da, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er hat ausgeholfen, wo er konnte, und die CIA hat sich bei Gelegenheit revanchiert.«
    »Sie glauben doch nicht etwa, dass die CIA die ganzen Leute umbringt?«
    »Ich glaube überhaupt nichts«, erwiderte Chen. »Aber wer weiß schon genau, was damals wirklich passiert ist? Die Sache mit dem Schiff - mir klingt das zu kompliziert für einen Einzelnen. Falls das eine CIA-Aktion war, die schiefging, falls tatsächlich, wie Sie behaupten, Fotos existieren, auf denen ein Mann eine Sterbende vergewaltigt, falls kleine Kinder umgebracht wurden, ist das eine ziemlich üble Angelegenheit. Die CIA steht im Moment ohnehin im Kreuzfeuer; versessen dürfte sie nicht darauf sein, dass solche Dinge aus der Vergangenheit ans Licht kommen. Am allerwenigsten, wenn die Betroffenen bereit wären, darüber zu reden.«

    »Mr. Chen, ich halte Sie gern weiter auf dem Laufenden und würde mich freuen, wenn Sie mir neue Erkenntnisse Ihrerseits mitteilen. Die Geschichte mit der CIA gefällt mir nicht.«
    »Ja, denn würde sich die Theorie als zutreffend erweisen, wären Ihnen die Hände gebunden.«
    Sie tauschten Telefonnummern aus, dann beendete Virgil das Gespräch und kehrte in die Hütte zurück, wo er Mai reden hörte. Als er eintrat, begrüßte sie ihn mit einem Lächeln. Ins Telefon sagte sie: »Daddy … Wenn ich da bin, bin ich da. Wir wollen doch nur angeln gehen. Bis dann.«
     
    Sie fuhren an diesem schönen, windstillen Tag mit blauem Himmel aufs grünschwarze Wasser hinaus, das sich nur von den Bugwellen kleiner Motorboote ein wenig kräuselte. Sie hielten in einer zugewucherten Bucht, wo Virgil Mai das Angeln erklärte. »Es heißt, um einen Muskie zu erwischen, muss man die Angel tausendmal auswerfen, was bedeutet, dass wir vermutlich keinen fangen werden.«
    Er band einen schwarz-orangefarbenen Bull-Dawg-Köder aus Plastik an eine der Ruten, warf sie aus und holte sie wieder ein, um Mai zu demonstrieren, wie sie den ganzen Körper einsetzen musste, nicht nur das Handgelenk. Als sie es selbst probierte, stützte er sie an der Taille, dann auch am Po. Nach dem ungefähr zwanzigsten Versuch biss ein kleiner Hecht an, den sie ohne Mühe einholte. Virgil packte den Fisch hinter dem Kopf, löste den Köder und warf ihn zurück in den See. Mai machte große Augen.
    »Warum? Das war der größte Fisch, den ich je gefangen habe!«, rief sie aus.
    »Ich dachte nicht, dass du den willst. Es beißen sicher noch ein paar an.«

    »Eigentlich möchte ich gar keinen. Ich mag Fisch, aber …«
    Sie erwischte tatsächlich zwei weitere Hechte und verlor einen Fisch, der Virgils Ansicht nach ein Muskie gewesen sein könnte.
    »Geh du jetzt an die Angel; ich mach eine Pause und trink’ne Cola«, sagte sie.
    Also übernahm er die Rute, während sie sich hinsetzte.
    »Zieht da ein Gewitter herauf?«, fragte sie wenig später.
    Als er über die Schulter in Richtung Südwesten blickte, sah er dunkle Wolken herannahen. »Ja … Dürfte noch fünfzig Kilometer weit weg sein. Keine Panik.«
    »Übrigens, vorhin ist mir das Terrace wieder eingefallen. An das hatte ich Ewigkeiten nicht mehr gedacht. Ich war auch nicht oft dort, weil ich zu viel zu tun hatte. Was genau, weiß ich nicht mehr …« Sie schaute gedankenverloren übers Wasser. »Doch, ich hab Kunst gemacht, getanzt, fotografiert, geschrieben, die ganze Zeit. Zwanghaft. Ich hab kaum jemals irgendwo entspannt mit Freunden gesessen.«
    »Madison ist super, wenn man nur ein bisschen rumhängen will«, sagte Virgil. »Die Typen mit

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