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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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verfolgen konnte.«
    »Und du hast ihn begleitet.«
    »Ich versuche grade, mich freizuschwimmen. Wenn ich irgendwas mit meinem Leben anfangen will, muss ich mir zuerst klar werden, was. Tanzstunden bis in alle Ewigkeit? Nein. Mir ist inzwischen klar, dass ich nicht in ein kleines Repertoireensemble möchte, und für die große Karriere in New York fehlt mir einfach der nötige Drive. Ich denke über meine Zukunft nach.«
    »Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«, fragte Virgil.
    »Tja … Lach jetzt bitte nicht.«
    »Versprochen.«
    »Medizin.«
    »Oje, das könnte hart werden. Aber die Frau von meinem Chef ist Ärztin, und die geht in ihrem Beruf auf.«
    »Die akademische Seite würde ich schon hinkriegen«, sagte sie selbstbewusst. »Aber wenn ich denke, all die Jahre lernen, und das war’s dann … Das soll mein Leben sein?«
    Da klingelte das Handy; es war Shrake.
    »Wir haben die Leute, mit denen Warren sich umgibt, den ganzen Tag lang beobachtet«, berichtete er. »Das sind Profis, mit Sprechfunkgeräten, bestens organisiert. Er hat sich mit John Crumb unterhalten, einem großen Tier bei den Republikanern. Der hat seine eigene Security; die kennen sich untereinander. O Mann, wer sind diese Typen? Die kenn ich alle nicht.«

    »Er holt sie von draußen«, erklärte Virgil. »Leiht sie sich wahrscheinlich aus - in der Security-Szene gibt’s vermutlich auch so was wie Buschtrommeln.«
    »Sehr nah kommen wir nicht an ihn ran, es sind einfach zu viele.«
     
    »Wer war das?«, wollte Mai wissen.
    »Wir beobachten einen Verdächtigen. Mehr darf ich dir leider nicht verraten.«
    »Schon gut. Find ich geil, diese Geheimnistuerei.«
     
    Davenport machte die meisten Dinge im Leben gut, das sah man auch an seiner Blockhütte aus Zedernschindeln und Steinen aus der Gegend, die einen großen Kamin, einen gemütlichen Wohnraum, eine praktisch eingerichtete Küche und zwei Schlafzimmer hatte, alles auf einer Ebene.
    Rundherum wucherte Gras; auf der einen Seite stand eine riesige Kiefer am Seeufer. Davenport hatte sich von einem Hochstandbauer ein Baumhaus darin konstruieren lassen, komplett mit Aussichtsterrasse, Stühlen und Dach, hoch über den Mücken. Ein gepflasterter Weg führte zu einer fast fünfzehn Meter langen Anlegestelle, neben der ein Tuffy-Angelboot mit einem Neunzig-PS-Yamaha-Außenbordmotor vertäut lag.
    Virgil holte den Zweitschlüssel unter einem Stein neben einem Mäuerchen entlang der Auffahrt hervor, dann betraten sie den Wohnraum, und Virgil zog die Vorhänge zurück und ließ das Sonnenlicht herein.
    »Viel weiß ich nicht übers Angeln«, bemerkte Mai. »Ich hab’s bis jetzt nur mit einem Bambusstecken probiert.«
    »Du bist sportlich und hast Reflexe. Mehr als zwei Minuten brauchst du nicht, um’s zu lernen«, versicherte ihr Virgil. »Lucas bewahrt seine Sachen in der Kammer auf.«

    Er holte vor sich hin summend zwei über zwei Meter lange leichte Angelruten und eine Box mit Ködern, zeigte ihr, wie man sie am Haken anbrachte, die Rute zusammensetzte und wieder auseinandernahm. Da klingelte erneut das Handy. Er warf einen Blick aufs Display und ging ran.
    Die Stimme klang weit weg. »Harold Chen von der Hongkonger Polizei. Spreche ich mit Virgil Flowers?«
    »Ja. … Einen Augenblick, bitte.«
    »Jemand aus China«, teilte Virgil Mai mit. »Ich geh mal raus, da ist der Empfang besser.«
    Draußen sagte er ins Telefon: »Danke für den Anruf, Mr. Chen. Ich brauche Informationen über Chester Utecht, der vor etwa einem Jahr in Ihrer Stadt gestorben ist.«
    »Den Fall Utecht kenne ich.« Chen klang, als hätte er in Oxford studiert. »Darf ich fragen, warum Sie sich für ihn interessieren?«
    »Es gab hier eine Mordserie …« Virgil berichtete Chen darüber und über die mögliche Verbindung nach Vietnam.
    »Hm, Vietnam«, sagte Chen. »Mr. Utecht war ziemlich eigenwillig, einer der alten Glücksritter, könnte man sagen. Deshalb erregte sein Tod Aufmerksamkeit. In den letzten Jahren litt er unter einer Reihe schwerer Krankheiten, Leber und Nieren machten nicht mehr mit. Allerdings deutete nichts auf seinen baldigen Tod hin, als er seinen Internisten zum letzten Mal aufsuchte. Die Gerichtsmediziner meinen, er könnte Selbstmord begangen oder ungewollt eine Überdosis Schmerztabletten mit Alkohol geschluckt haben.«
    »Selbstmord, soso.«
    »Das steht nicht in den Akten. Dort wird die Todesursache als ›unbekannt‹ angegeben. Der Pathologe, meiner Ansicht nach ein sehr kompetenter Mann,

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