Blutige Rache
genauer. Dann nickte er Warren zu, und sie verschwanden im Lokal.
Sie hörten Andreno sagen: »Mr. Warren.«
Warren: »Wie heißen Sie?«
»Ricky.«
Offenbar hatte Warren sich gesetzt.
Warren sagte »Rückmeldung« zu seinem Sicherheitsmann, und zu Andreno: »Von meinen Sicherheitsleuten.«
Eine andere Stimme: »Ja, alles klar. Er ist hier.«
Warren: »Was sind das für Fotos?«
Andreno: »Wollen Sie die Story oder nur die Fotos oder die Bilder zuerst und die Geschichte später?«
»Zeigen Sie mir die Fotos.«
Shrake meldete sich: »Der Jeep fährt los.«
Der Jeep wechselte auf den Parkplatz des Lokals. Wenig später gesellte sich der Corolla dazu.
Andreno sagte: »Ich hab Farbkopien. Die Fotos sind ganz in der Nähe. Aber bevor Sie sie zu Gesicht bekommen, will ich Geld sehen.«
»Das Geld ist auch ganz in der Nähe«, erwiderte Warren. »Zeigen Sie mir die Bilder.«
Schweigen, dann sagte Warren: »Das bin nicht ich, tut mir leid. Es könnte mein Kopf sein, doch den hat jemand mit Photoshop auf den Körper gebastelt.«
»Sieht aber nach Ihnen aus«, widersprach Andreno mit leichtem New-Jersey-Akzent. »Sogar ziemlich. Und es ist mindestens noch ein Mann am Leben, der den Cops bestätigen wird, dass Sie das sind. Wenn Sie es trotzdem nicht glauben, nehm ich die Fotos eben wieder mit.«
»Wo steckt Knox? Ich will mit ihm reden«, sagte Warren.
»Ich aber nicht. Ich hatte eine ausgesprochen unschöne Auseinandersetzung mit ihm.«
»Worüber?«
»Darüber, dass ich ihn vor’ner Scheißhütte an’nem Scheißsee mit Scheißmücken beschützen sollte. Die haben mich bei lebendigem Leib aufgefressen, war nicht zum Aushalten. Am Ende hab ich die Fotos gepackt und mich verdrückt. Ich will nur mein Geld.«
»Das müssen Sie mit ihm ausmachen, nicht mit mir«, sagte Warren.
»Ja, aber Sie hab ich am Wickel. Sie können sich das Geld ja von ihm zurückholen. Ich glaub nicht, dass es Ihnen recht wär, wenn die Fotos an die Öffentlichkeit gelangen.«
»Fünftausend«, sagte Warren. »Mehr sind sie einfach nicht wert.«
»Bullshit. Die Leute damals in Vietnam gehen auf Ihr Konto, und Carl sagt, der andere Typ, der, den Sie hier in Amerika erschossen haben, hätte ein schlechtes Gewissen gekriegt und wollte zur Polizei. Deshalb haben Sie ihn umgelegt, und dann mussten Sie die andern auch noch abmurksen.«
»Das stimmt nicht. Carl bringt die Leute um, nicht ich. Er hat auch die in Vietnam ermordet.«
»Quatsch. Ich hab die Fotos«, widersprach Andreno.
»Fünftausend …«
»Das reicht doch nicht mal fürs Benzin nach Las Vegas.«
Eine dritte Stimme, die sie das erste Mal hörten: »Mit deinem Benzinfresser nicht.«
»Wo er recht hat, hat er recht«, sagte Shrake.
Andreno: »Zwanzig. Ich will zwanzig.«
»Nein. Sie können von Glück sagen, wenn Sie fünf kriegen. Ich muss jetzt wieder an die Arbeit. Wollen Sie nun die fünftausend oder nicht?«
»Da müssen Sie noch was drauflegen, sonst verschwinde ich mit den Fotos«, drohte Andreno.
»Macht er klasse, dieser Andreno«, bemerkte Jenkins.
»Zehntausend, mein letztes Angebot. Die können Sie auf der Stelle haben, sobald ich die Originale sehe.«
Langes Schweigen. Dann sagte Andreno: »Okay.«
Offenbar hatte Warren dem dritten Mann zugenickt, der nun zu Andreno sagte: »Wenn Sie klug sind, lassen Sie sich nicht mehr hier blicken. Ich stelle neunzig Prozent der Sicherheitsleute für den Parteitag, und wenn ich denen flüstere, dass Sie ein Sicherheitsrisiko darstellen, sind Sie weg vom Fenster.«
»Was für ein Scheißparteitag?«, fragte Andreno.
»Von den Republikanern. Haben Sie nichts davon gehört?«
»Politik ist mir scheißegal.«
Inzwischen hatte der dritte Mann das Lokal verlassen, um zum Cadillac zu gehen und den Kofferraum zu öffnen.
»Er holt das Geld«, sagte Virgil. »Die haben mehr als zehntausend dabei.«
Warrens Security-Mann trat mit dem Geld an den roten Jeep, redete kurz mit dem Fahrer und eilte zum Lokal zurück.
»Was läuft da?«, fragte Shrake. »Vielleicht wollen sie ihm an den Kragen.«
Virgil ließ den Motor an. »Macht euch bereit.«
Da hörten sie wieder die Stimme des dritten Mannes aus dem Lokal. »Zehntausend. Zählen Sie nach, wenn Sie wollen, aber bitte unterm Tisch.«
Schweigen, dann Andreno: »Okay. Ganz schön viel Geld für Fotos, auf denen Sie nicht zu sehen sind.«
»Arschloch«, sagte Warren. »Wo sind die Bilder?«
»Hier …«
Der dritte Mann:
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