Blutige Rache
sich sofort meldete, als Virgil anrief.
Zwei zusätzliche Leute, dachte Virgil, sollten eigentlich genügen. Sie verabredeten sich im Pomegranate, einem früher einmal trendigen Salat- und Dessertlokal sieben Blocks von Sinclairs Haus entfernt. Virgil, der das Essen in der Aufregung völlig vergessen hatte, stellte plötzlich fest, dass ihm der Magen knurrte, und orderte Apfelsalat und ein Stück Karottenkuchen, die er gierig verschlang. Draußen fuhr mittlerweile Jenkins auf der Suche nach einem Parkplatz mit seinem Crown Vic vorbei, und dann Del mit seinem Chevy.
Sie traten gemeinsam ein. Jenkins holte sich eine Schokoladenmousse, während Del sagte, er habe keinen Hunger. »Wie gehen wir vor?«, fragte er.
»Wir brauchen einen Mann hinten, bei der Terrasse. Die zeig ich euch von außen. Die beiden anderen gehen an die Haustür. Hinten möcht ich den, der schneller rennen kann.«
Del sah Jenkins an.
»Okay«, meinte der.
»Vermutlich, ja sogar wahrscheinlich, haben die Leute was mit den Zitronenmorden zu tun«, informierte Virgil sie. »Jedenfalls
wissen sie was darüber. Was heißt, dass wir vorsichtig sein müssen. Haltet die Waffen bereit; die haben einen Profikiller.«
Del hob die Augenbrauen. »Wir sollen also kugelsichere Westen anziehen?«
»Nötig wird das, glaub ich, nicht«, antwortete Virgil. »Es wäre schon merkwürdig, wenn es zu einer Schießerei käme. Der Mann ist schließlich so was wie eine Berühmtheit.«
»Und die Tochter eine Hochstaplerin«, gab Jenkins zu bedenken. »Vielleicht ist sie der Profikiller.«
»Tut, was ihr für richtig haltet«, sagte Virgil und schluckte den letzten Bissen Karottenkuchen hinunter. »Ich denke, es wird nicht zu einer Schießerei kommen. Passt trotzdem auf. Wenn wir drinnen auf ein paar Vietnamesen treffen, könnte es gefährlich werden, sehr gefährlich.«
Sie fuhren um Sinclairs Block herum, damit Virgil den beiden die Terrasse zeigen konnte, wo Sinclair für gewöhnlich arbeitete. »Da ist jemand«, bemerkte Jenkins.
Virgil richtete das Fernglas auf die beleuchtete Veranda. Tatsächlich, da saß Sinclair, über den Laptop gebeugt. »Das ist er«, sagte Virgil. Sinclair hob kurz den Blick, um in die Dunkelheit hinauszuschauen.
Auch im Nachbargebäude brannte Licht.
»Ich klopf da mal an«, erklärte Jenkins, »und sag denen, was Sache ist, damit sie nicht die Polizei rufen, wenn ich über ihr Grundstück schleiche.«
»Gut, geben Sie Bescheid, wenn Sie Position bezogen haben«, sagte Virgil.
Del folgte Virgil um den Block, wo sie in unterschiedlichen Richtungen parkten, für den Fall, dass sie schnell losfahren mussten. Am Weg zum Haus trafen sie sich, und Virgil wartete
auf die Mitteilung von Jenkins. Schließlich teilte dieser mit: »Ich überquere gerade den Zaun und bin in zehn Sekunden in Stellung. Sinclair sitzt nach wie vor an seinem Platz.«
Virgil warf einen Blick auf die Namen an den Briefkästen, suchte sich einen im Erdgeschoss aus und klingelte. Wenig später meldete sich eine Frauenstimme: »Wer ist da?«
»Virgil Flowers und Del Capslock vom SKA. Könnten wir kurz mit Ihnen sprechen?«
»Warum?«, fragte sie, Angst in der Stimme. »Ist was mit Laurie?«
»Wir möchten nur kurz mit Ihnen reden, Ma’am«, beruhigte Virgil sie.
Sie ließ sie ins Haus. Sobald sie drinnen waren, legte Virgil den Finger an die Lippen, zeigte der Frau, die vor ihrer Wohnungstür stand, seinen Ausweis und sagte: »Wir wollen in eine andere Wohnung. Würden Sie jetzt bitte wieder in Ihre zurückgehen?«
Die Frau sah, dass Del die Waffe bereithielt. »Sind Sie sicher …?«, fragte sie und wich zurück.
Noch einmal legte Virgil den Finger an die Lippen, bevor er und Del den Flur hinunterschlichen. Die Frau schloss die Tür.
»Treten wir die Tür ein oder klopfen wir zuerst?«, erkundigte sich Del.
»Zuerst klopfen.«
Del klopfte. Kurz darauf hörten sie, wie sich im Innern Schritte näherten. Del klopfte noch einmal; Virgil legte die Hand auf den Griff der Pistole in seinem Hosenbund.
Da öffnete Sinclair die Tür. »Das hat aber lange gedauert«, begrüßte er sie. »Kommen Sie rein.«
Sinclair trug eine ausgewaschene Jeans, ein weißes Hemd und Sneakers und wieder das Kettchen am Handgelenk. Während Virgil Sinclair in die Wohnung folgte, sagte er zu Del: »Holen Sie Jenkins rein, und sehen Sie sich gemeinsam hier um.«
»Hoa ist weg«, erklärte Sinclair. »Ich glaube nicht, dass sie wiederkommt. Sie haben ihr einen Schreck
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