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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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oder auch nur Kanadierin, sondern eine Agentin, was bedeutet, dass sie und ihr angeblicher Vater etwas über die Morde wissen. Ein paar Tage können wir sie festhalten, bis wir mehr Informationen vom Außenministerium haben. Mann, gern mach ich das nicht.«
    Weather, die mittlerweile Davenports Fliege fertig gebunden hatte, tätschelte dessen Brust.
    »Nehmen Sie Shrake und Jenkins mit«, riet Davenport Virgil. »Und Del. Sie benötigen Unterstützung. Schnappen Sie sich auch diese Vietnamesen, und stecken Sie sie in eine Zelle, bis ihr Status geklärt ist. Sie haben vermutlich gefälschte Pässe. Wir brauchen DNS-Proben von allen. Da Fluchtgefahr besteht, wird keine Kaution für sie festgesetzt.«
    »Glauben Sie, wir brauchen einen Haftbefehl?«
    »Nein, wir haben ja wahrscheinlich einen wasserdichten Fall«, antwortete Davenport. »Wenn sie Sie reinbitten und Sie irgendwas rumliegen sehen …«
    »Gut. Diese Scheiß…«
    »Hey«, sagte Davenport. »Sie haben den Fall gelöst, nach nicht mal einer Woche. Was wollen Sie mehr?«
    »Waschen Sie sich die Hände, bevor Sie gehen«, sagte Weather. »Mit diesen Fischfingern werden Sie doch niemanden festnehmen, oder? Dove steht an der Küchenspüle.«
    »Okay.« Er trottete in die Küche.
    »Lucas hat mir erzählt, dass Sie mit einer Freundin in der Hütte beim Angeln waren«, rief Weather ihm nach. »Doch nicht mit dieser Mai, oder?«
    »Scheiße …«
    Er drehte sich um und ertappte Davenport und Weather dabei, wie sie sich ein Lächeln verkniffen. » Was? «

    »Nichts«, antwortete Davenport.
    »Er hat gesagt: ›Wenigstens war Virgil nicht der Einzige, der flachgelegt wurde‹«, erklärte Weather.

ZWEIUNDZWANZIG
     
     
     
     
    Mai und Phem saßen auf dem Rücksitz von Tais riesigem gemietetem Geländewagen, einem Toyota Sequoia. Phem holte die Ruger.338 vorsichtig aus der Styroporhülle, die sie vor Erschütterungen während der Fahrt geschützt hatte.
    Mai beobachtete unterdessen das von zahlreichen Security-Leuten bewachte Ziel mit einem Nachtsichtgerät.
    »Viele Waffen«, sagte sie auf Vietnamesisch.
    »Klar«, erwiderte Phem. »Aber mit unserer Reichweite rechnen sie nicht.«
    Die Ruger.338 war eine mächtige Waffe, die selbst stärkste kugelsichere Westen durchdringen konnte, und Phem hatte die Herstellung der soliden Bronzepatronen höchstpersönlich überwacht.
    Phem, der im Schneidersitz in der Dunkelheit saß, das Gewehr auf den Oberschenkeln, begann tonlos vor sich hin zu summen.
    »Yama, du schaffst das«, ermutigte ihn Mai.
    »Ja, aber das ist die letzte Aktion.«
    »Du weißt, was diese Leute getan haben.«
    »Natürlich. Sonst hätte ich mich nicht auf das Unternehmen eingelassen. Die Mission ist ein Tribut an deinen Großvater. Jetzt würde ich ihm jeden Gefallen tun«, sagte Phem. »Später vielleicht nicht mehr. Manchmal glaube ich, dass ich es einfach nicht mehr schaffe.«

    »Mit Tai alles in Ordnung?«
    Phem nickte lächelnd. »Mit Tai ist immer alles in Ordnung. Er huscht als Kundschafter wie ein Geist von einem Ort zum andern. Das Leben gefällt ihm.«
    »Bleib ruhig«, sagte Mai. »Ihr leistet gute Arbeit.«
    Sie wandte sich wieder dem Nachtsichtgerät zu. Am Fuß des Hügels, hinter ein paar Eichen und einem etwa dreihundert Meter entfernten Maschendrahtzaun, befand sich die Tür zum Country Club, wo die Republikaner sich zu gegenseitigem Schulterklopfen für die geglückten Vorbereitungen zum Parteitag versammelten.
    »Ich sehe Tai nirgends«, sagte sie nach einer Weile.
    »Wirst du auch nicht, bis er wieder bei uns ist. Er bleibt seiner geisterhaften Natur treu.«
     
    Immer mehr Gäste trafen ein, Männer in Schwarz und Weiß, Frauen in allen nur erdenklichen Farben, und begrüßten einander lachend, mit Küsschen oder Umarmungen. Mai musste sich über ihre Geschlechtsgenossinnen wundern, über deren Fähigkeit, Macht und Status zu genießen. Ihnen war die Befriedigung darüber nicht in Fleisch und Blut übergegangen wie den Männern; sie zelebrierten sie unverhohlen, aus echter Freude.
    »Erwartest du Virgil?«, fragte Phem.
    »Das mit Virgil ist vorbei«, antwortete sie lächelnd. »Warum willst du das wissen, du alte Klatschbase?«
    »Nur so. Uns ist allen klar, dass die Mission Priorität hat.«
    »Ach, die Mission. Tja, aus der hat Virgil so viel rausgeholt, wie es ging«, erklärte sie.
    Phem kicherte. »Und dabei offenbar auch eine Menge gegeben. Bei deiner Rückkehr hast du richtig gestrahlt.«
    »Du bist schlimmer als deine

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