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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Mutter«, erwiderte Mai.

    »Meine Mutter …« Kurzes Schweigen. »Die werden Augen machen, wenn sie den Sender in seinem Truck entdecken.«
    »Wer weiß, vielleicht finden sie ihn nie.«
    »Ich glaub schon. Sinclair hält Virgil für ein schlaues Kerlchen«, sagte Phem. »Wenn du plötzlich von der Bildfläche verschwindest und man die Ermittlungen zurückstellt, wird er anfangen nachzudenken. Irgendwann wird er ihn finden.«
    »Er ist klug, aber nicht so klug«, sagte Mai.
     
    Mai lehnte sich zurück und dachte über den bisherigen Verlauf der Mission nach. Wären sie nur geschickt worden, um die Männer zu eliminieren, hätte es keine Schwierigkeiten gegeben, doch darum allein ging es nicht. Das hätte nicht die gewünschte Befriedigung gebracht.
    Jedenfalls nicht für Großvater.
    Die Mission hatte begonnen, als Chester Utecht sich mit mehreren alten Freunden betrank, unter ihnen auch einer, der seit langem von der vietnamesischen Regierung dafür bezahlt wurde, die Chinesen in Hongkong im Auge zu behalten. Der Informant - kein Agent, sondern lediglich ein Mann, der zuhörte und dem gelegentlich ein Umschlag mit drei- oder viertausend Yuan unter der Tür durchgeschoben wurde - erzählte eine merkwürdige Geschichte über jemanden, der am Ende des Krieges, kurz vor dem endgültigen Sieg, eine Schiffsladung Bulldozer gestohlen hatte.
    Mit dem Diebstahl war Mord einhergegangen. Die Geschichte nahm aus Alkoholdünsten Gestalt an, und in Hanoi konnte zuerst niemand etwas damit anfangen. Nach einer Weile verselbständigte sie sich und wurde zum Mythos … Bis ein hoher Regierungsbeamter sie hörte. Bereits einen Tag darauf verfolgte er sie zu ihrem Ursprung, nämlich Utecht, zurück.

    Da die Vietnamesen nicht das Bedürfnis hatten, bei den Chinesen schlafende Hunde zu wecken, gingen sie vorsichtig vor und brachten den alten Mann mit moderaten Mitteln dazu, die Geschichte noch einmal zu erzählen. Leider wusste er, abgesehen von seinem eigenen, nur zwei Namen, einer der seines Sohnes, und den verriet er erst in höchster Verzweiflung.
    Sie ließen ihn tot, mit hohem Promillegehalt, in einer Gasse liegen. Der Fall erregte keinerlei Aufsehen in China.
    Das Ohr besuchte seine Beisetzung mit zwanzigtausend Yuan in nagelneuen Scheinen in der Tasche, traf dort Utechts Sohn, plauderte mit ihm, notierte das, was er von ihm erfuhr, und schickte es ihnen.
    Noch einmal zwanzigtausend Yuan zur Belohnung, und die Operation ging weiter.
    Es war gar nicht so leicht, die nächsten Schritte zu planen. Dann entdeckte zum Glück ein Agent in Indonesien im Rahmen einer völlig anderen Mission Hinweise auf Munitionslieferungen aus Jakarta für Aktivitäten von al-Qaida in San Francisco. Das mutete alles sehr vage an, doch das amerikanische Heimatschutzministerium brauchte in Zeiten reduzierter Budgets und kontroverser Kriege Futter. Ein Handel fand statt, es bildete sich ein Bündnis, auf das man sich verlassen, das man aber im Bedarfsfall auch leugnen konnte. Er war nach außen hin ein bekannter früherer radikaler Aktivist mit Kontakten zur vietnamesischen Regierung, in Wahrheit jedoch seit jeher CIA-Agent - ein Mann also, dem Enthüllungen der amerikanischen oder vietnamesischen Regierung durchaus die behaglichen letzten Jahre seines Leben ruinieren konnten. Außerdem hatte er eine Tochter, die in Europa arbeitete und mit der er sich unter Druck setzen ließ …
    Ein Mann also, den man für diesen Job formen konnte.

    Ein Wagen fuhr mit hoher Geschwindigkeit an ihnen vorbei den Hügel hinunter, zum Country Club, dann noch einer. Die versammelten Republikaner sahen sie mit großen Augen herannahen. Mai, die alles mit dem Fernglas beobachtete, nahm ein einfaches Kunststoff-Walkie-Talkie aus dem Supermarkt zur Hand und betätigte die Tasten viermal.
    Zwei Sekunden später waren zwei schnelle Klicks zu hören.
    Sie sagte dreimal dasselbe Wort: Stopp, stopp, stopp.
    Phem hob den Blick, als er die Anweisung für den Abbruch der Aktion hörte. »Wieso?«
    »Es gibt ein Problem«, antwortete Mai und deutete den Hügel hinunter. »Siehst du die langen blonden Haare?«
    »Virgil.«
    Eine Minute später saß Tai auf dem Fahrersitz.
    »Fahr los«, wies Mai ihn an.

DREIUNDZWANZIG
     
     
     
     
    Shrake war verabredet, und niemand wusste, wo. Jenkins aß in einer Sushi-Bar Oktopus und trank Martini. Trotzdem behauptete er, er sei völlig nüchtern und könne in zehn Minuten da sein. Dels Frau war schwanger und ging früh schlafen, weswegen er

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