Blutige Rosen
es die Detektivin mehr als eilig. Sie dachte an die Parallelen, wie einen Schlangenbiss. Wenn kein Serum greifbar war, dann schnitt man dem Verletzten die Wunde auf und saugte das Blut in Nähe der Wunde aus. Jane hoffte, dass sie Jack auf diese Art und Weise retten konnte und das Gift noch nicht in den Kreislauf gelangt war.
Bevor Jack sich versah, hatte sie das Messer gepackt und einen Kreuzschnitt quer über seinen Handrücken geführt. Adrian stöhnte auf, biss dann die Zähne zusammen und sah zu, als sich Jane Collins wie ein Vampir über die blutende Wunde beugte, das Blut trank und zu Boden spie. Der Mann lehnte mit dem Rücken gegen das Gestell, auf dem die Blumen wuchsen. Er zitterte, sein Gesicht bebte, aber er hielt still und hoffte, dass Jane ihn noch retten konnte.
Die Detektivin gab sich alle Mühe. Sie musste es einfach schaffen, denn die Gegner kannten keine Gnade. Sie waren brutal bis ins letzte und gingen über Leichen.
Plötzlich gab es einen dumpfen Schlag. Jack Adrian bäumte sich auf, er röchelte, und als Jane hochschaute, strömte Blut aus seinem halboffenen Mund.
Wieso, woher?
Die Detektivin trat zurück. Auf einmal war sie durcheinander, und sie begriff noch weniger, als Jack plötzlich nach vorn kippte, sein Gesicht etwa für die Länge einer halben Sekunde in Janes Blickfeld geriet, so dass die Detektivin die weit aufgerissenen Augen sehen konnte. Dann fiel Jack Adrian zu Boden. Im gleichen Augenblick erkannte die Detektivin den Grund - sie begriff alles. In seinem Rücken steckte ein Messer!
Panik, Angst und Verzweiflung wollten Jane Collins überkommen, als sie neben der Leiche des jungen Mannes hockte und nichts mehr tun konnte.
Der Mörder musste sich im Treibhaus aufhalten, ganz in ihrer Nähe würde er stecken, und sie hatte ihn nicht gehört, war zu beschäftigt gewesen.
Kalt rieselte es über ihren Rücken, die Hand, mit der sie die Astra umklammerte, war schweißfeucht, ihr Mund war verzogen, die unheimliche Spannung umfing ihren Körper wie ein Drahtgeflecht. Wer war der Mörder?
Da hörte sie Schritte. Langsam, fast schleichend kamen sie näher. Die Person musste sich im Mittelgang aufhalten, und sie war in das Treibhaus gekommen, ohne dass Jane oder Jack etwas bemerkt hatten. Behutsam kroch die Detektivin vor. Du musst dich zusammenreißen! hämmerte es in ihr. Verlier nur nicht die Nerven, sonst ist es aus. Sie schmeckte Blut auf ihrer Zunge und spürte den Schweiß im Gesicht. Der Killer lauerte.
Dann hatte sich Jane Collins so weit vorbewegt, dass sie in den Mittelgang peilen konnte. Dunkelheit. Düster war alles. Und da die Schritte. Knirschend, gemächlich, aber dennoch zielstrebig. Etwas Grauenvolles kam auf sie zu, etwas Unheimliches. Vom Starren begannen ihre Augen zu tränen, und plötzlich glaubte sie, inmitten der Düsternis die Umrisse einer hochgewachsenen Gestalt zu sehen. Im gleichen Augenblick hörte sie das Lachen. Und dann die kalte, brutale Stimme. »Nun sind wir allein, Jane Collins!«
Ihr Herz übersprang fast einen Schlag, denn derjenige, er da gesprochen hatte, war Gordon Schreiber.
***
Sie kamen wie ein Spuk!
Gesehen hatten wir sie nicht, dafür hörten wir das Röhren ihrer Motoren, und gleichzeitig explodierten wahre Lichtfluten im Innern meines Bentley, als die grellen Scheinwerferstrahlen die Heckscheibe durchstießen. Sie waren wie helle Phantome in der Dunkelheit. Die Straße gehörte ihnen oder fast ihnen, aber mein Bentley war kein Hindernis für sie. Da huschten sie förmlich vorbei.
Drei Maschinen waren es. Fast fuhren sie nebeneinander. Ich sah sie, als sie überholten. Rechts donnerten sie vorbei. Sie kamen mir vor wie feuerspeiende Ungetüme auf ihren schnellen Öfen. Geduckt hockten sie auf den Maschinen, lagen fast flach, um dem Wind so wenig Widerstand zu bieten, wie es nur eben ging. Dann waren sie vorbei. Rot blinkten noch die großen Augen der Rücklichter, bevor die Maschinen in eine Kurve gezogen wurden und sich unseren Blicken entzogen.
»Hast du die Aufschriften gesehen?« fragte mich Suko.
»Ja, das waren die Weißen Engel.«
»Wo die wohl hinwollen?« fragte Suko grinsend und verzog die Mundwinkel.
»Bestimmt nicht in den Himmel.«
»Die Hölle passt auch besser zu ihnen.«
Inzwischen waren Suko und ich davon überzeugt, die richtige Spur zu haben. Da konnte einfach nichts schief gehen, denn alles wies auf die Gärtnerei hin.
Obwohl uns die Zeit im Nacken saß, hatten wir auf Backgroundinformationen nicht
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