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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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mitüberdachte und dahinter im Berg zu verschwinden schien. Nichts daran verriet, dass dort ein Bistro war. Es fiel kein Licht durch die kleinen Fensterscheiben. Und kein Geräusch drang nach draußen. Erst, als sie die Tür öffneten und ihnen dicker, abgestandener Rauch entgegenschlug, wussten sie, dass sie richtig waren.
    Einige alte Männer saßen an kleinen Tischen. Sie tranken Rotwein und spielten Karten. Ihre Zigaretten und Zigarren glimmten in überfüllten Aschenbechern. Ihre Gesichter waren grau und faltig. Ihre Finger wurstig und gelb vom Rauchen. Sie schauten kurz auf die Neuankömmlinge. Dann galt ihre Aufmerksamkeit wieder den Karten und dem Rotwein. Nur einer von ihnen erhob sich und trat grinsend auf die Neuankömmlinge zu.
    »Salut, Norbert! Ich sehe, du hast deine Überzeugungskraft noch nicht verloren«, sprach der Mann mit leichtem französischem Akzent und begrüßte Kullmann mit Küsschen links und Küsschen rechts. Alle schauten erstaunt auf die beiden alten Männer, die sich in ihrer Umarmung wohlzufühlen schienen.
    »Das ist Jürgen Schnur, mein Nachfolger auf der Dienststelle und das ist Anke Deister, ebenfalls Kriminalkommissarin«, stellte Kullmann seine Begleiter vor. »Und das ist Pierre Gaultier, ein guter Freund aus alten Tagen.«
    Die Beamten begrüßten Pierre mit Händedruck, den der kleine Mann mit einer Kraft ausübte, die sie alle überraschte. Obwohl seine Statur schlank war, so wirkte er doch nicht gebrechlich. Seine grauen Haare standen wirr vom Kopf ab, aber seine Augen blitzen hellwach. Niemand von den Polizisten konnte einschätzen, wie alt Pierre war. Er wirkte alterslos.
    »Wir sind in einer schrecklichen Lage und müssen wissen, wo dieser Raum ist«, erklärte Kullmann und zeigte Pierre das Foto.
    Eine Weile starrte der ehemalige Bergmann darauf, bis er endlich sagte: »Das ist ein Sprengstofflager.«
    Die Beamten schauten sich alle entrüstet an und Schnur meinte: »Die Bombe sehen wir auch. Sie werden es nicht für möglich halten.«
    »Aber der Raum, in dem sich Ihr Mann befindet, ist eine ehemalige Sprengkammer, in der früher die Sprengstoffe gelagert wurden. Ich weiß das, weil ich einige Jahre als Sprengsteiger gearbeitet habe.«
    »Und wo ist diese Kammer?«, drängte Schnur mit seiner Frage. »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Sie sehen die Zeitschaltuhr – seitdem ist eine Menge Zeit vergangen.«
    »Sprengkammern unter Tage sind schon seit langem nicht mehr üblich«, erklärte Pierre. »Deshalb kann ich euch versichern, dass diese Kammer nicht dort liegt, wo die Männer zuletzt gearbeitet haben.«
    »Sondern?«
    »Weiter abseits, vermutlich auf einer Sohle, die schon lange nicht mehr in Betrieb ist.«
    Plötzlich ertönte in voller Lautstärke das Lied Männer sind Schweine . Erschrocken fischte Schnur sein Handy aus der Hemdtasche. Doch je mehr er sich beeilte, um die peinliche Situation zu beenden, umso mehr verfing sich das kleine, plärrende Gerät im Stoff. Als er es endlich in Händen hielt und mit dem grünen Knopf die Musik zum Verstummen brachte, schaute er nur in grinsende Gesichter. Überrascht stellte er fest, dass den alten Männern in dieser finsteren Kaschemme das Lied nicht unbekannt war. Auch die Bedeutung schienen sie zu kennen. Denn plötzlich prosteten sie ihm alle mit einem anerkennenden Lächeln zu. Schnur grinste verlegen, weil er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte und nahm endlich das Gespräch an. Es war Andrea Westrich.
    Nach wenigen Minuten legte er auf und berichtete: »Ich muss wieder zurück zur Dienststelle. Dort haben sich Hans Rach und Paolo Tremante gemeldet und wollen eine Aussage zu den illegalen Geschäften machen.«
    »Woher diese Einsicht?«, fragte Kullmann staunend.
    »Sie haben Angst, dass sie getötet werden. Der Tod des Steigers hat ihnen den Rest gegeben.«
    »Und was ist mit Siegfried Hemmerling?«, fragte Kullmann weiter. »Ich dachte, der gehört zu diesem Verbrecherring dazu.«
    »Von ihm haben wir nichts gehört. Aber wenn er dazugehört, erfahre ich das von den beiden Superhelden, die mir gleich eine ganze Operette singen werden.«
    »Wenn Sie den Tod eines Steigers erwähnen, sprechen Sie bestimmt von Steiger Schorsch?«, mischte sich Pierre ein.
    Schnur schaute den alten Mann verwundert an. Doch der lachte und sagte: »Im Bergbau spricht sich alles rum.«
    »Auch, wer das Phantom ist?«
    »Phantom?«
    Soviel zu ›Im Bergbau spricht sich alles rum‹, dachte Schnur grimmig und fragte laut: »Wissen

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