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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Extraausgabe.«
    »Gibt es etwa Neuigkeiten, von denen ich noch nichts weiß, Chief Burkholder?«
    »Was sich hiermit ändert.« Ich drücke ihm meine erdichtete Pressemitteilung in die Hand. »Alles, was Sie wissen müssen, steht da drin.«
    Ressler überfliegt das Blatt. »Das ist ziemlich brisant.«
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Quelle vertraulich behandeln«, sage ich.
    »Natürlich.« Steve Ressler seufzt. »Ich stelle die Frage wirklich nicht gern, Kate, aber krieg ich die Kosten ersetzt? Eine Extraausgabe zu drucken ist nicht billig.«
    Ich schenke ihm ein schiefes Lächeln. »Als Polizeichefin in dieser Stadt habe ich gelernt, auch aus einem Stein Blut zu quetschen.«
    »Wunderbar.« Seine Wangen leuchten noch röter. »Wann soll die Meldung raus?«
    »Heute Nachmittag, als Lektüre zum Abendessen.«
    »Ganz schön knapp.« Er blickt auf die Uhr, runzelt die Stirn. »Da bleiben mir nur wenige Stunden.«
    »Schaffen Sie’s trotzdem?«
    »Klar, aber ich muss mich ranhalten. Ich mach noch ein paar andere Geschichten und auch Anzeigen mit rein, damit sie dicker wird.« Er denkt laut. »Ich muss einige Mitarbeiter herbestellen – die Anzeigenfrau, den Layouter, Schriftsetzer, den Vertrieb, die Auslieferer.«
    Jetzt werfe ich einen Blick auf die Uhr. Fast eins. »Bis wann sind die Zeitungen verteilt?«
    »Ich brauche mindestens vier Stunden, und das ist schon sehr knapp bemessen.«
    »Um siebzehn Uhr muss sie in Supermärkten, Bars, Tante-Emma-Läden, Arztpraxen und bei den Abonnenten sein.«
    Ressler nickt. »Okay, okay, ich hab’s kapiert.«
    »Ich brauche Ihnen sicher nicht noch mal ausdrücklich zu sagen, dass das streng vertraulich gehandhabt werden muss. Keiner darf wissen, dass Sie das von mir haben, nicht Ihre Frau und nicht einmal Ihr Hund.«
    »Ich hab keinen Hund«, knurrt er, »wer hat schon Zeit für ’n Hund?«
    Beim Weggehen unterdrücken Glock und ich ein Grinsen.
    ***
    Die Abenddämmerung ist eine besondere Zeit in einem amischen Haus. Sonnenlicht fällt schräg durch die Fenster, taucht die Zimmer in goldenes Licht und lässt die Staubkörnchen im Schein tanzen. Ruhe kehrt ein, und die Schatten werden länger. Die Arbeit ist getan, und die Hitze des Tages geht in eine angenehme Kühle über. Alle sind müde und freuen sich auf das Abendessen, das Gespräch, das Gebet, die Ruhepause.
    Es ist seltsam, durch ein Farmhaus zu gehen, das dem meiner Kindheit so ähnelt. Die Stille wird nur durchbrochen vom Geräusch des Windes, der durch die offenen Fenster bläst, dem Klacken der Bleischnüre in den Gardinen gegen die Fensterbank, und dem Knarren der Balken des hundert Jahre alten Hauses. In dem Ahornbaum vor dem Fenster zwitschern Sperlinge.
    Ich stehe in der Küche, und meine Erinnerungen leisten mir Gesellschaft. Einige davon sind schön – Lachen, ein tiefes Gefühl der Zugehörigkeit. Die Sicherheit, eine Familie zu haben. Doch es gibt auch schlechte Erinnerungen. In einer hübschen Küche wie dieser wurde ich in jungen Jahren zum ersten Mal mit Gewalt konfrontiert. Und dieses eine Erlebnis hat mein Leben verändert und mich einen Weg einschlagen lassen, den ich bis heute nicht verlassen habe.
    Obwohl es so friedlich im Haus ist, bin ich nervös und von einer dunklen Vorahnung befallen wie sonst vor einem Sturm. Der Gedanke, dass mein Plan fehlschlagen könnte, hängt schon den ganzen Nachmittag wie eine Gewitterwolke über mir.
    Ich blicke auf das schlichte Kleid, die Schürze,
Kappe
und Strümpfe, die ich ordentlich gefaltet in der Hand halte. Seit dreizehn Jahren habe ich keine amische Kleidung mehr getragen, und die Vorstellung, da reinzuschlüpfen, macht mir zu schaffen. Es sind die kleinen, alltäglichen Dinge, die mich in die Vergangenheit zurückversetzen. Wenn ich diese Sachen jetzt anziehe, wird es so sein, als betrete ich eine Zeitmaschine, die mich in jene Zeit zurückkatapultiert, die ich vergessen will.
    Die Extraausgabe des
Advocate
ist wie geplant seit zweieinhalb Stunden auf dem Markt. Die Ausgabe, die ich mir im Diner mitgenommen habe, war noch warm. Steve Ressler hat meine Informationen gut umgesetzt.
    Nach dem scheinbaren Selbstmord des Tatverdächtigen Todd Long haben alle geglaubt, der Fall Plank sei gelöst. Doch es hat eine schockierende Wendung der Ereignisse gegeben. The Advocate hat von einer anonymen Quelle aus dem Polizeirevier in Painters Mill erfahren, dass ein neuer Zeuge aufgetaucht ist.
Und dieser – ungenannte – Zeuge behauptet, Long habe

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