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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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entsetzt an. »Wer tut so was Teuflisches?«
    »Habt ihr letzte Nacht irgendetwas Ungewöhnliches gesehen oder gehört?«, frage ich.
    Beide schütteln den Kopf, doch nur William antwortet. »Das Haus der Planks ist über eine Meile weit weg. Manchmal sehen wir sie tagelang überhaupt nicht.«
    »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«, fragt Glock.
    William sieht ihn stirnrunzelnd an. »Amos habe ich gestern Morgen gesehen. Ich habe den Zaun bei der Straße repariert. Er saß im Buggy und hat gehalten, um mich zu begrüßen.«
    »Was für einen Eindruck hat er gemacht?«, frage ich.
    »Er war wie immer. Wir haben über die Getreideernte gesprochen. Er wollte, dass ich ein Schwein für ihn schlachte, und ich hab gesagt, ich suche ihm ein besonders fettes aus.«
    »Kam er Ihnen vielleicht nervös vor? Oder verärgert?«
    Er schüttelt den Kopf.
    Alma wringt die Hände. »Wer macht so etwas Grausames?«
    »Das wissen wir nicht.« Ich wende mich ihr zu. »Hat einer von euch den Planks nahegestanden?«
    William antwortet. »Wir sehen sie im Gottesdienst.«
    »Ich habe mit Bonnie, Mary und Annie erst letzte Woche an einem Quilt gearbeitet«, fügt Alma hinzu.
    Als Teenager habe ich viele Abende damit verbracht, Stoffe zuzuschneiden, mit Stecknadeln aneinanderzuheften und zusammenzunähen. Quilten ist für Mädchen eine gute Gelegenheit, Freundschaften zu schließen – und ideal für Klatsch und Tratsch. »Hat Bonnie oder eines der Mädchen etwas von Problemen erzählt? Familienprobleme? Geldprobleme?«
    »Sie haben nichts dergleichen erwähnt«, erwidert Alma.
    Ich sehe William an. Er steht jetzt so nahe bei mir, dass ich die Krumen vom Frühstückstoast in seinem Bart sehe. Er riecht nach Schweinemist und heißem Schmalz. »Wissen Sie, ob sie Feinde hatten?«, frage ich. »Jemand, der Streit mit ihnen hatte oder wütend auf sie war?«
    »Sie waren gute Nachbarn.« William schüttelt den Kopf, als könne er die Nachricht vom Tod seiner Nachbarn nicht begreifen. »Alle mochten die Planks. Sie waren sehr freundlich.«
    »Und die Kinder?«, will ich wissen. »Hat eines von ihnen jemals Schwierigkeiten gemacht?«
    »Die Kinder waren sehr folgsam«, antwortet Alma. »Selbst Mary, die gerade in der
Rumspringa
ist.«
    Rumspringa
ist die Zeit, in der amische Jugendliche mit ungefähr sechzehn Jahren die Welt erkunden können, ohne sich an die Einschränkungen des
schlichten Lebens
halten zu müssen. Normalerweise trinken sie dann Alkohol und schlagen ein wenig über die Stränge, aber nie über die Maßen. In dieser Phase entscheiden sie, ob sie sich taufen lassen und somit der amischen Gemeinschaft beitreten wollen. Ich gehöre zu den wenigen, die sich dagegen entschieden haben. Doch ich hatte meine Gründe.
    Ein Poltern auf der Treppe lässt mich aufhorchen, ich drehe den Kopf und erblicke zwei Jungen, die kabbelnd die Stufen herunterkommen. Als sie Glock und mich sehen, bleiben sie wie angewurzelt stehen und starren uns an wie Rehe im Scheinwerferlicht.
    »Im Haus wird sich nicht gebalgt«, schimpft William.
    Seine Frau schenkt mir ein schwaches Lächeln. »Unsere beiden Söhne, Billy und Isaac.«
    »Darf ich ihnen ein paar Fragen stellen?« Ich weiß, dass Kinder manchmal Dinge sehen oder wissen, von denen die Eltern keine Ahnung haben.
    Sofort wird Alma unruhig, was mir wieder einmal klarmacht, dass meine amische Herkunft nur begrenzt hilfreich ist.
    William ruft die Jungen zu sich. »Billy. Isaac. Chief Burkholder möchte euch ein paar Fragen stellen.«
    Die Jungen reißen die Augen auf, und ich muss beinahe lächeln. »Nur ein paar ganz leichte«, sage ich, um sie zu beruhigen.
    Beide Jungen haben dickes blondes Haar und einen stumpfgeschnittenen Pony direkt über den Augenbrauen. Billy dürfte etwa vierzehn oder fünfzehn sein, doch sein kindlicher Gesichtsausdruck lässt ihn jünger erscheinen. Isaac ist jünger und sieht mich an, als wollte ich ihn für den Rest seines Lebens ins Gefängnis stecken.
    Ich schenke ihnen mein schönstes Lächeln. »Wie alt seid ihr Jungs denn?«
    »Ich bin elf«, antwortet Isaac, wobei seine Brust ein wenig anschwillt.
    »Das ist schon ziemlich alt«, sage ich, doch mein Versuch, witzig zu sein, schlägt fehl. Ich wende mich Billy zu. »Und du?«
    »Er ist fünfzehn.« Isaac antwortet für seinen Bruder.
    »Hat einer von euch beiden in den letzten Tagen zufällig etwas Seltsames auf der Farm bei den Planks beobachtet?«
    »Was meinen Sie mit seltsam?«, fragt Isaac.
    Ich zucke die

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