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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Tomasetti einen Blick durch das Fenster des Pick-ups wirft. Von hier oben sehe ich mehrere Bierdosen auf der Ladefläche, einen Werkzeugkasten und ein Nylonseil.
    Die Tür geht auf, und ich stehe einem großen rotblonden Mann mit einem ungepflegten, pfirsichfarbenen Bart gegenüber. »Todd Long?«, frage ich.
    Sein Blick huscht von mir zu Tomasetti, der gerade die Treppe hoch kommt. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich zeige ihm meine Dienstmarke. »Wir würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    Er starrt die Marke an, wobei sein Adamsapfel zweimal heftig auf und ab geht. »Äh … worum geht’s denn?«
    »Ein Verbrechen, das vor ein paar Tagen verübt wurde.«
    »Ich weiß nichts von einem Verbrechen.«
    Ich widerstehe dem Drang, die Augen zu rollen, und seufze stattdessen. »Sie wissen doch noch nicht einmal, was ich fragen will.«
    Er starrt mich aus nervös zuckenden Augen an.
    »Können wir hereinkommen?«, frage ich.
    Ich sehe ihm an, dass er das nicht will, aber anscheinend fällt ihm auch keine gute Begründung ein, uns den Eintritt zu verweigern. Zögernd tritt er zurück und macht die Tür auf. »Sicher.«
    Ich trete ins Wohnzimmer, das zu kalt ist, um gemütlich zu sein, und nach Zigarettenrauch und verbrannter Pizza riecht. Todd Long ist dünn, ungefähr einen Meter achtzig groß und hat lange, schlanke Hände. Seine blasse Haut und das rotblonde Haar bilden einen hübschen Kontrast zu dem marineblauen Tommy-Hilfinger-T-Shirt und den verblichenen Jeans. Er hat ein interessantes Gesicht, hohe Wangenknochen, einen bildschönen Mund, der Marlon Brando beschämt hätte, und Augen von der Farbe eines sonnengetränkten tiefen Sees.
    »Worum geht es überhaupt?« Er sieht Tomasetti an, scheint nervös. Ich frage mich weshalb.
    »Jemand hat einen Wagen wie den Ihren bei der Plank-Farm gesehen, in der Nacht, in der die Familie umgebracht wurde«, beginnt Tomasetti.
    »Was?« Longs Gesicht wird noch blasser. »Einen wie meinen? Ich war nicht dort.«
    »Sie haben von den Morden gehört?«, frage ich.
    Er wendet sich mir zu, ein Hirsch, der aus verschiedenen Richtungen von Wölfen umkreist wird. »In den Nachrichten. Wirklich schlimm, das alles.«
    »Wo waren Sie Sonntagnacht?« Tomasetti, der uns scheinbar nur halb zuhört, schlendert in die Küche.
    »Ich war im Brass Rail.« Schnelle Antwort, ohne jedes Zögern.
    »Kann das jemand bestätigen?«, frage ich.
    »Sicher. Ich war mit einem Freund da.«
    »Wie heißt er?«, fragt Tomasetti. »Wir brauchen Namen.«
    »Jack Warner. Der Barkeeper erinnert sich vielleicht auch an mich.«
    Ich zücke meinen Notizblock und notiere den Namen. »Wann waren Sie da?«
    »Gegen neun bin ich gekommen und bis zum Schluss geblieben.« Er sieht Tomasetti an. »Hören Sie, ich hab die Leute nicht gekannt. Ich kenne überhaupt keine Amisch-Leute und hab garantiert keinen Grund, ihnen was anzutun.«
    In der Küche zieht Tomasetti ein paar Schubladen auf und sieht hinein. »Hat sich in letzter Zeit jemand Ihren Wagen geliehen?«
    »Ich verleihe meinen Wagen nicht.« Er bekommt mit, wie Tomasetti den Kühlschrank öffnet, und ich sehe ihm an, dass er es gern verbieten würde, sich aber nicht traut.
    »Sie sind auf Bewährung draußen, wenn ich das richtig sehe«, sagt Tomasetti und bedenkt ihn mit einem harten Blick.
    Long blinzelt und fährt sich mit den schlanken Fingern durchs zerzauste Haar. »Ja. Ich hab vor langer Zeit was Dummes gemacht und dafür bezahlt.«
    »Ihnen ist doch klar, dass Sie wieder im Gefängnis landen, wenn Sie uns anlügen.«
    »Ich hab überhaupt keinen Grund zu lügen. Ich war die ganze Nacht in der Bar, das schwöre ich. Sie können’s überprüfen.«
    »Das werden wir«, erwidert Tomasetti mit einem freudlosen Lächeln.
    »Gibt’s einen Grund, warum Sie so nervös sind?«, frage ich.
    Long schwingt herum, als erwarte er, dass ich ihn von hinten angreife. »Polizisten machen mich nun mal nervös.«
    »Warum?«, will ich wissen.
    »Weil Sie hier reingekommen sind, als hätte ich was verbrochen.« Longs Nervosität geht in Entrüstung über. »Seit ich raus bin, hab ich mir nichts mehr zuschulden kommen lassen.«
    »Besitzen Sie eine Waffe?«, frage ich.
    Er blickt mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich bin auf Bewährung.«
    Aus dem Augenwinkel sehe ich Tomasetti die Augen rollen. »Ist das ein Ja oder ein Nein?«
    »Ich hab alle meine Waffen verkauft, als ich verhaftet wurde. Ich brauchte das Geld für den Anwalt.«
    »Was für welche waren

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