Blutige Verfuehrung 2
dunkelrot und hob sich aus seinem blassen Gesicht hervor wie eine Venusfalle. Ich hatte noch nie einen schöneren Mund gesehen. Wie viele Frauen waren dieser Verlockung wohl schon erlegen? Wie wenn er meine Gedanken lesen könnte, sagte er, indem er sich die vollen Lippen mit seiner rosa Zunge leckte:
"Meine geliebte Schwester, ich bringe dich zurück ins Gasthaus." Ich kam nicht dazu ihm zu antworten, so schnell hatte er mich hochgehoben und trug mich eng an sich gedrückt auf seinen Armen. Sein kühler Atem streifte mein Gesicht. Ich wagte nicht ihn anzusehen, denn seine glühenden Augen hatten mir nicht nur Furcht eingeflößt sondern auch gezeigt, wie gut ich ihm gefiel. Durch den dünnen Umhang, den er trug, fühlte ich die stählernen Muskeln seiner Arme, die mich wie ein Korsett umschlossen.
Nachdem er den Auftrag hatte, mich zurück zu bringen, hoffte ich, dass er diesen Befehl sorgfältig ausführen und mir nichts antun würde. Seine großen Fangzähne, die ich für einen Moment gesehen hatte, erschienen mir fast unwirklich wenn ich an meine kleinen Zähne dachte. Vielleicht war ich doch kein richtiger Vampir. Orlando atmete laut durch den Mund aus und ein. Mit zusammengepressten Zähnen sagte er:
"Wir haben so viel über dich gesprochen, aber niemand hat gewusst, wie schön du bist. Du wirst es in unseren Kreisen weit bringen. Dein Vater hat uns nicht die ganze Wahrheit über dich erzählt. Dass dein Blutdurst durch diesen Dämon noch stärker geworden ist und du jetzt lernen musst, dich bei Menschen zu bedienen, ohne sie zu töten, wird eine schwierige Lektion werden. Aber ich bin bereit, dich zu unterstützen. Er streifte mit seinen Lippen meinen Haaransatz und ich erstarrte vollends zur Salzsäule." Während dieser paar Sätze waren wir auch schon in Bran. Er setzte mich etwas unsanft ab und sagte:
"Den Weg zur Pension musst du alleine gehen, aber ich werde in deiner Nähe sein und dich beschützen." Dann war er verschwunden. Ich konnte mich nicht mehr bei ihm bedanken. Wie benommen blieb ich erst einmal stehen. Ich musste mich zusammennehmen, einen Fuß vor den anderen zu setzten. Was sollte ich nur meinen Freunden erzählen, wo Ikarus geblieben war. Ich kämpfte schon wieder mit den Tränen, wenn ich daran dachte, dass sie ihn eingesperrt und vielleicht auch gefesselt hatten. Wer weiß was sie sonst noch mit ihm anstellten. Als ich es endlich bis zu unserer Pension geschafft hatte, dämmerte es bereits.
Vor der Türe spürte ich für einen Moment noch einen kalten Hauch, der über meine Schulter streifte, doch als ich mich umdrehte, sah ich niemanden. Ich ging ins Haus in den ersten Stock. Leise schlich ich mich in das Zimmer, das ich mit Mareike teilte. Sie schlief tief und fest.
Ich ließ mich erschöpft auf mein Bett fallen. An Schlaf war nicht zu denken. In meinem Kopf drehte sich alles. Warum hatten sie behauptet, Ikarus sei ein Dämon? Ich konnte mir nicht vorstellen, was an ihm dämonisch war, außer dass er mir freiwillig sein Blut gab. Das war natürlich sehr seltsam. Was hatte er davon, mich zur Dämonin zu machen? War es die Abhängigkeit, die er damit erreichen wollte? Ich war völlig verunsichert.
Mein Vater war mir zwar unheimlich, aber einigermaßen sympathisch gewesen, aber die Person, die meine Mutter sein sollte, war mir extrem fremd vorgekommen. Sie war ein schreckliches Gespenst, das ich nicht einmal anfassen konnte. Wenn man als Vampir so enden würde, dann wollte ich nicht in diesen Clan aufgenommen werden.
Nur Orlando und Lucrezia waren anders, so frisch und schön. Orlando war trotz seiner erschreckend langen Fangzähne ein sehr attraktiver Mann, der mir sofort gefallen hatte und ich ihm anscheinend auch. Doch er war mein Halbbruder. Er musste eine andere Mutter haben. Es gab unzählige Fragen, die mir durch den Kopf gingen. Doch am meisten belastete mich die Gefangennahme von Ikarus. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um ihn zu befreien.
6. Ben
Die ersten Sonnenstrahlen stahlen sich durch die Gardinen und ich hatte noch nicht einen Augenblick geschlafen. Ich streckte mich auf meinem Bett und fühlte einen fast unstillbaren Durst in meiner Kehle. Doch nicht nach Wasser, sondern nach einem ganz besonderen Saft. Mein Verlangen nach Sex war mindestens genau so stark. Es war ja wirklich schon zwei volle Tage Nächte her, dass ich Ikarus' Blut getrunken hatte. Das Entsetzen über meine seltsamen Gelüste war mindestens so stark wie der Wunsch, sie endlich zu
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