Blutige Verfuehrung 2
nicht weil Lucky uns zugesehen hatte, aber der Gedanke an Ikarus, der wegen mir eingesperrt auf der Burg war, machte mir zu schaffen. Es ging mir jetzt viel besser als vorher. Allerdings hatte Bens Blut nicht die Wirkung auf mich, die ich von Ikarus gewohnt war. Ich fühlte die Wärme in meinem Magen und das Gefühl der Stärke in meinen Gliedern, doch die Hochstimmung blieb aus. Es war natürlich nur ein Bruchteil des Blutes, das ich von Ikarus bekommen hatte. Ben hatte sich ausgestreckt und legte seinen Arm um mich.
"Ich bin verrückt nach dir", sagte er leise. "Ist das Liebe?"
"Ich weiß es nicht", gab ich eben so leise zur Antwort.
"Aber du bist gut!" Ben grinste mich dankbar an. Er küsste mich zärtlich auf den Mund.
"Du auch", sagte er und drückte mich erneut an sich. Dann sah er Luckys Kopf auf der anderen Seite des Zimmers. Er erstarrte unter der Decke. Doch ich erwiderte seine Umarmung und sagte:
"Denk dir nichts dabei. Der ist nur neidisch!"
Dann stand ich auf und verließ das Zimmer der beiden, die mir nachsahen, bis ich die Türe hinter mir schloss. Ich brauchte sofort eine Dusche. Mit dieser Blutration würde ich gerade so über den Tag kommen.
Für die kurze Zeit mit Ben hatte ich versucht die Gedanken an Ikarus zu verdrängen, doch sie holten mich mit aller Heftigkeit wieder ein. Ich musste den Freunden die Wahrheit erzählen, aber vielleicht nicht die ganze Wahrheit. Plötzlich war in meinem Leben alles kompliziert. Ich duschte abwechselnd heiß und kalt, um mich sauber zu fühlen. Außerdem musste ich meinen Kreislauf in Schwung bringen. Schließlich hatte ich die ganze Nacht nicht geschlafen. Nach einem starken schwarzen Kaffee würde es mir besser gehen. Ich stahl mich wieder in unser Zimmer zurück, wo Mareike bereits auf dem Bett saß und in einem Buch blätterte. Ich wünschte ihr einen guten Morgen und schlüpfte in eine Jeans. Sie sah mich neugierig an:
"Bist du erst jetzt nach Hause gekommen?", fragte sie neugierig.
"Nein, ich war jetzt lange unter der Dusche!" gab ich ihr zur Antwort.
"Und wie war es?", fragte sie weiter. Ich zog gerade mein Trägerhemd über den Kopf und drehte mich langsam zu Mareike um. Dann sagte ich:
"Es wäre mir lieber, wenn ich es euch allen während des Frühstücks erzählen könnte." Dann hatte ich noch etwas Zeit zum Nachdenken. Mareike sah mich enttäuscht an, dann legte sie ihr Buch beiseite.
"Gut, dann gehe ich auch unter die Dusche!", sagte sie und bewegte sich träge vom Bett herunter. Ich setzte mich ans Fenster und sah angestrengt hinaus. Ich fühlte, wie der Stress mich einholte. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich meine Freunde ins Unglück stürzen. Doch das durfte auf keinen Fall passieren. Sie konnten wirklich nichts dafür, dass ich anders war und jetzt eine Entscheidung treffen musste.
Plötzlich klingelte mein Handy. Ich nahm es in die Hand und erstarrte. Es war Nicholas. Ich konnte mich nicht freuen, obwohl ich mich so sehr nach ihm sehnte. Was sollte ich ihm nur erzählen, ohne ihn anzulügen.
"Hallo Nicholas", sagte ich mit belegter Stimme.
"Oh, habe ich dich aufgeweckt?", fragte er atemlos.
"Nein, nein", erwiderte ich, "ich freue mich riesig, dass du dich meldest."
"Na ja, du rufst mich ja nicht an", kam es etwas vorwurfsvoll vom anderen Ende.
"Ich wollte dir eine SMS schicken", sagte ich kleinlaut.
"Wann kommst du denn zurück, ich bin seit zwei Tagen wieder in München." Ich zögerte einen Moment. Das war genau die Frage, die ich gefürchtet hatte. Ich nagte an meinen Fingernägeln, ehe ich ihm antwortete:
"Es wird noch ein paar Tage dauern", sagte ich ausweichend.
"Aber ich kann es kaum erwarten, bei dir zu sein. Hier in Rumänien ist es sehr heiß und fürchterlich rückständig. Ich freue mich schon so, wieder in die Zivilisation zurückzukehren!" Ich hörte wie Nicholas aufatmete.
"Dann willst du also nicht länger da unten bleiben! Ich hatte schon befürchtet, dass du einen wichtigen Grund hattest, unbedingt nach Rumänien zu fahren."
"Es gab schon einen Grund, aber der hat sich schon fast erledigt", log ich.
"Ich kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen!" Das stimmte immerhin. Nicholas antwortete:
"Mir geht es genau so. Seit dem ich dich kenne, interessieren mich die anderen Frauen überhaupt nicht mehr!" Ich musste lachen.
"Ist das eine wunderbare Verwandlung?", fragte ich, um dem Gespräch eine andere Richtung zu geben. In diesem Moment kam Mareike wieder aus der Dusche zurück. Ohne seine Antwort
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