Blutige Verfuehrung 2
bemerkt, als ich sie sah. Er kam näher an mich heran und hielt mir die Hand zum Gruß hin.
"Willst du deinen Vater nicht begrüßen", sagte er und blickte mich mit seinen funkelnden Augen durchdringend an. Ich streckte meine Hand aus, zitternd, aber entschlossen, sie in die seine zu legen. Er ergriff sie und sie war kalt, so kalt, dass ich einen eisigen Schauer in mir fühlte. Er führte meine Hand an seine Lippen und hauchte einen Kuss darauf.
"Wie schön, dass du unserem Ruf gefolgt bist.", sagte er, die Zeit ist reif. Als ich einen Blick zur Seite wagte, sah ich, dass sich die Gruppe völlig lautlos um mich versammelt hatte. Ich stand plötzlich in einem Kreis von Männern und Frauen, die alle die gleiche schwarze Kleidung trugen. Ihre Gesichter waren teilweise von den Kapuzen verhüllt. Fürst Raimundo machte eine Bewegung mit seinem linken Arm und die Gruppe wich wieder zurück, bis auf einen.
"Was ist Spinoza?" Fragte er den Mann etwas unehalten. In diesem Augenblick erkannte ich den Namen auch wieder. Es war der Mann, der unsere Unterkunft für uns gebucht und bezahlt hatte. Spinoza deutete eine kleine Verbeugung an und sagte:
"Mein Fürst, wir haben ihn gefangen genommen." Ich blickte in ein zorniges Gesicht. Fürst Raimundo wandte sich wieder an mich:
"Wir bedauern sehr, dass du dich mit einem Dämon eingelassen und sein Blut getrunken hast. Wir haben ihn gefangen und eingesperrt." Ich war völlig durcheinander und wich vor dem Fürsten zurück. Von welchem Dämon sprach er? Stattdessen hörte ich mich sagen:
"Ich kenne keinen Dämon und Blut trinke ich nur, wenn es sich gar nicht mehr vermeiden lässt. Der Fürst lachte rau auf.
"Von Vermeiden wollen wir hier nicht sprechen. Als einer 'di Gradara' steht es dir zu, so viel Blut zu trinken wie du willst. Doch nicht von einem Dämon, der dich vergiften und für seine Brut gefügig machen will." Ich wich weiter vor ihm zurück. War das wirklich mein Vater und wie konnte er es wagen so mit mir zu sprechen?
"Ich meine Ikarus, den griechischen Dämon, der sich an dich herangemacht hat. Er ist jetzt in unserer Hand und wir werden uns darum kümmern, dass er sich nicht mehr an dir vergeht."
"Ihr habt Ikarus gefangen?", fragte ich ungläubig.
"Er ist ein Freund und wollte mich beschützen! Ihr müsst ihn sofort wieder frei lassen, er hat nichts Unrechtes getan!" Die mich umstehenden Gestalten lachten. Plötzlich kämpfte ich mit den Tränen. So hatte ich mir die Begegnung mit meinen Eltern nicht vorgestellt. Ich wollte nur noch weg, aber der Kreis, der mich umgab, war so dicht, dass es keinen Sinn hatte, davonlaufen zu wollen. Deshalb nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte zu meinem Vater:
"Wenn ihr wollt, dass ich eine von euch werde, müsst ihr meinen Freund augenblicklich frei geben. Ich bin freiwillig hier her gekommen, aber ich lasse mir keine Vorschriften machen."
Fürst Raimundo sah mich mitleidig an.
"Meine geliebte Tochter", sagte er in schneidendem Ton.
"Du hast dich von einem Dämon verführen lassen. Damit hast du eine falsche Wahl getroffen und deshalb werden wir dich beschützen, ob es dir gefällt oder nicht. Ikarus bleibt in unserer Obhut."
Ich kämpfte mit den Tränen. Mein Entsetzen war einfach zu groß. Mein Vater fuhr fort:
"Wenn Du deinen Freund Nicholas lebend wiedersehen willst (der uns übrigens gut gefällt), musst du diesen Dämon vergessen". Ich erschrak bis in die Knochen. Sie wussten auch über Nicholas bescheid. Ich fürchtete einen Augenblick ohnmächtig zu werden. Der Boden unter mir schien nachzugeben. Plötzlich stützte mich ein Arm von hinten. Spinoza hielt mich fest. Die Berührung erschreckte mich noch mehr und ich machte mich sofort wieder frei. Fürstin Ricarda war bis zu diesem Moment von meinem Vater verdeckt schräg hinter ihm gestanden. Jetzt kam sie auf mich zu und streckte mir ihre knochige Hand entgegen.
"Meine Tochter", sagte sie mit einer Stimme, die an klirrendes Glas erinnerte:
"Du musst keine Angst haben, es wird sich alles zum Guten wenden." Ich konnte ihre Hand nicht berühren, sie wirkte so zerbrechlich, ich sah nur in ihre leeren Augen, die mich weit geöffnet ansahen. Langsam ließ sie ihre Hand wieder sinken. Dann sagte sie:
"Die Zeit, in der wir auf dich gewartet haben war sehr lange und ich habe den Augenblick, dich zu sehen herbeigesehnt wie keinen anderen. Du musst jetzt bei uns bleiben. Im Schloss ist ein Raum für dich reserviert."
Fürst Raimundo muss an meinem entsetzten
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