Blutige Verfuehrung 2
Vampire waren und nicht nur ein Touristengag?", mischte sich Lucky wieder ein.
"Wir sollten nach Ikarus suchen", sagte Ben. Vielleicht nehmen wir an einer Burgführung teil, damit wir überall hinkommen."
Einige der Touristen hatten sich bereits für eine Führung versammelt, wir bezahlten ein paar Leu und konnten uns anschließen. Zunächst wurden uns die Außenanlagen der Burg gezeigt. Das war zwar interessant, vor allem die Ausblicke ins weite Land waren atemberaubend, doch ich war mit meinen Gedanken bei Ikarus, der vielleicht irgendwo in einem Verließ auf seine Befreiung hoffte. Die Burg war riesengroß, es gab so viele versteckte Abgänge, Mauernischen und Treppenaufgänge, dass mir langsam klar wurde: Egal wo wir suchen würden, es war uferlos und durch eine Führung konnten wir uns nur einen groben Überblick verschaffen.
Die Führung fand leider in rumänischer Sprache statt und die Dame versuchte immer wieder ein paar Brocken Deutsch einzustreuen, um unsere Aufmerksamkeit zu erhalten. Ben ging neben mir. Er legte wie zufällig seine Hand um meine Schulter und sagte zu mir:
"Ich möchte dir ja glauben, dass du hier Vampire getroffen hast, aber glaubst du nicht selbst, dass es vielleicht nur eine fixe Idee ist und du uns endlich die Wahrheit sagen solltest. Das wäre für uns wirklich einfacher. Wo sollen wir denn nach Ikarus suchen?"
Ich war schon wieder den Tränen nahe und versuchte sie tapfer hinunter zu schlucken. Ben war so gut zu mir und ich benutzte ihn nur, um meine Sexgier und meinen Blutdurst zu stillen. Er glaubte, dass ich in ihn verliebt war. Ich entwand mich seinem schützenden Arm und sagte, ohne ihn anzusehen.
"Es ist nicht immer alles so einfach, wie es erscheint. Ich weiß, dass ich dir eine Erklärung schuldig bin, aber ich werde mich bessern! Das verspreche ich." Das war zwar nicht das, was er hören wollte, aber es beruhigte mein Gewissen und Ben sah mich zärtlich an. Es gab keine schnelle Lösung für das Problem. Er hatte offensichtlich heute Morgen nicht bemerkt, dass ich sein Blut getrunken hatte. Sonst würde er die Sache mit den Vampiren nicht als Fantasie abtun. Ich brachte es nicht übers Herz, ihm jetzt die Wahrheit zu sagen. Dazu war ich im Moment nicht fähig.
Wir folgten weiterhin der Führung, die nun über eine ziemlich steile Außentreppe hinauf ging zu einer schweren Türe. Die Treppe hatte ich in der Nacht gar nicht bemerkt. Als unsere Führerin sie aufschloss, und uns ins Innere der Burg ließ, schlug uns kühle, modrige Luft entgegen. Ich verstand etwas von "Renovierung" und "Einrichtung durch die Habsburger", doch die Geschichte, die die Frau von Graf Dracul erzählte, verstand ich leider nicht.
Ich hatte mir die Burg viel unheimlicher und dunkler vorgestellt, so wie man es von deutschen mittelalterlichen Burgen kennt. Doch die Wände waren verputzt und weiß gestrichen, die Möbel gepflegt, zwar dunkel, aber durchaus hübsch. Ein riesiges Himmelbett mit gedrechselten Pfosten und wunderschönen Bettbezügen sollte wohl das Bett Draculas gewesen sein. Es gab prächtige Kachelöfen und bunte Teppiche. Ich war wirklich etwas enttäuscht. Es war überhaupt nicht gruselig und meine Freunde sahen mich immer wieder bedeutungsvoll an. Jetzt waren sie wirklich vollkommen davon überzeugt, dass mein 'Vampirgefasel', wie es Lucky schon genannt hatte, nur meiner kranken Fantasie entsprungen war. Nun es war helllichter Tag. Bei Nacht würde es auch hier in der Burg gespenstischer aussehen, doch das konnte sich außer mir wohl niemand vorstellen. Ben sagte hinter vorgehaltener Hand zu mir, um die Führung nicht zu stören:
"Weißt du, ich glaube, dass Ikarus einfach ein hübsches rumänisches Mädchen kennengelernt hat und mit ihr die Nacht verbracht hat. Wahrscheinlich ist er längst in unserer Pension und schläft sich aus." Ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich den Eindruck, den meine Freunde hier hatten, berichtigen konnte. Dass ich mich hier auf der Burg nachts mit Vampiren getroffen hatte, erschien immer unwahrscheinlicher. Hier turnten so viele Touristen herum, die alle mit Fotos bewaffnet versuchten, ein bisschen Grusel einzufangen. Doch man hörte immer wieder Gelächter und sah nur freundliche Gesichter. Die Burg war nicht das, was man sich unter einem Gruselschloss für Vampire vorstellte.
Die Führung war bald zu Ende und wir standen neben einem Ziehbrunnen, aus dessen Tiefe uns nur ein schwarzes Loch angähnte. Die Führerin erklärte etwas von einem
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