Blutige Verfuehrung 6
irgendwo ein Schlüssel versteckt war. Ich hielt mich auch nicht mit Suchen auf, sondern kletterte an Weinranken hinauf bis zu dem Balkon, von dem aus wir damals Fred hatten liegen sehen. Die Balkontüre war zwar verschlossen, doch ich warf mich mit meinem Körper dagegen. Sie splitterte. Dann nahm ich einen Blumenkübel und schlug damit die Scheibe ein. Es war mir völlig egal, welchen Schaden ich anrichtete. Ich quetschte mich durch die zersplitterte Tür und ging auf den Gang des oberen Stockwerkes. Dort machte ich das Licht an und lauschte. Doch es war nichts zu hören. Ich sah in alle Zimmer, sie waren leer. Mit Herzklopfen lief ich die Treppe hinunter und kam in die Eingangshalle. Dort ging automatisch die Beleuchtung an. Auch hier war niemand. Ich ging durch die Küche, deren hinterer Ausgang in den Wellnessbereich führte. Dort hatte ich mich mit Fred und Nicholas aufgehalten und im Whirlpool gebadet. Auch hier flammte das Licht automatisch auf.
Ich erstarrte. Der Whirlpool war mit rotem Wasser gefüllt und an der Seite war Nicholas an den Armaturen angekettet, sein Kopf hing halb im Wasser. Ich sprang in den Pool und hob seinen Kopf an. Doch er zeigte kein Lebenszeichen. Das Wasser war eiskalt und die Ketten, mit denen Nicholas befestigt war, schnitten tief in sein Fleisch. Ich versuchte vergeblich sie zu lösen. Ich brauchte unbedingt eine Zange oder ein Brecheisen. Als es an der Türe klopfte, stieg ich wieder aus dem Pool. Ich hatte natürlich vergessen, das Licht anzuschalten, aber Mareike hatte trotzdem hergefunden. Als ich ihr völlig durchnässt öffnete, sie sah mich sprachlos an. Ich sagte nur:
"Komm und hilf mir."
"Lebt er noch?", fragte sie entsetzt, als sie Nicholas im Pool liegen sah.
"Sieh du bitte nach ihm", sagte ich,
"Ich muss nach Werkzeug suchen."
In der Küche fand ich weder eine Zange, noch sonst ein geeignetes Gerät, um die Fesseln zu lösen. Doch über dem Herd hing ein Messerstahl, der stabil aussah. Ich nahm hin herab und rannte damit wieder zum Pool. Mareike sah mich mit resigniertem Gesicht an.
"Ich glaube, wir sind zu spät.", sagte sie, als sie den Stahl in meiner Hand sah.
"Nein – das darf nicht sein!", rief ich.
"Wir müssen ihn herausholen." Gemeinsam schafften wir es, ein Glied er Kette so weit aufzubiegen, dass wir sie lösen konnten. Dann zerrten wir Nicholas gemeinsam aus dem Wasser. Er war bis auf eine Boxershort nackt. Sein Körper war mit blauen Flecken übersät und seine Beine waren blau angelaufen. Mareike sagte:
"Das Wasser war zu kalt und er hat wahrscheinlich auch viel geschluckt." Durch die wundgescheuerten Handgelenke war Blut in den Pool gelaufen. Ich versuchte, durch Schläge ins Gesicht, Nicholas wieder aufzuwecken. Doch Mareike zog mich von ihm weg.
"Es hat keinen Sinn.", sagte sie,
"Er lebt nicht mehr."
"Dann müssen wir eine Blutübertragung machen.", sagte ich und zeigte auf mich.
"Bei Vampiren funktioniert so etwas."
"Wir haben kein Material!", antwortete Mareike und schüttelte den Kopf.
"Doch, ich hole etwas." Ich rannte wieder in die Küche und von dort in den Vorraum. Neben dem Aquarium mit den Skalaren stand eine Kiste, in der die Pumpe untergebracht war. Ich riss den Schlauch aus dem Gerät und holte ein Messer aus dem Küchenschrank. Dann ging ich zurück. Ich hielt Mareike das Messer hin und sagte:
"Jetzt ritze meine Halsschlagader an und die von Nicholas! Du bist doch nicht umsonst Ärztin." Mareikes Gesicht bekam einen Ausdruck, der mir sagte, dass sie mich für völlig verrückt hielt. Doch zögernd nahm sie das Messer und den Schlauch.
"Ihn kann ich nicht mehr umbringen", sagte sie",
"aber bei dir wird es gefährlich. Wir haben kein Verbandsmaterial, kein Desinfektionsmittel und ich weiß nicht, wie das funktionieren soll.
"Bitte, Mareike", sagte ich,
"wir müssen es trotzdem versuchen." Mareike war noch unschlüssig, doch schließlich beugte sie sich über Nicholas und schnitt in die Halsschlagader. Helles Blut foss heraus. Sie schob den Schlauch vorsichtig hinein. Dann sah sie mich an.
"Und du meinst wirklich, ich soll das bei dir auch machen?" Ich nickte, obwohl ich ein mulmiges Gefühl hatte, denn es tat sicher höllisch weh, wenn sie den Schlauch hinein schob. Doch für Panik war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Ich überwand mich und sagte:
"Mach schon, ich halte es aus und vielleicht ist er noch zu retten."
Mareike kam mit dem Messer näher. Sie sagte:
"Es wird das Beste sein, wenn du dich neben ihn
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