Blutige Verfuehrung 6
einen Schritt auf meinen Vater zu und sagte in scharfem Ton:
"Mimi ist kein Flittchen, sie ist nur in schlechte Gesellschaft geraten. Und schuld daran ist dieser Clan!" Die Vampire, die meinen Vater umstanden, wichen langsam ein paar Schritte zurück. Dem Fürsten eine so barsche Antwort zu geben, damit hatte niemand gerechnet. Ich sah, wie bei den männlichen Familienmitgliedern die Zähne und Fänge sichtbar wurden. Wenn nicht ein Wunder geschah, würden sie sich auf Nicholas stürzen und ihn in Stücke reißen. Mir fiel nichts Besseres ein, als mich vor ihn zu stellen und zu sagen:
"Vater, ich habe Nicholas umgewandelt, er gehört jetzt zu uns." Mein Vater ließ ein höhnisches Lachen vernehmen, das mir durch Mark und Bein ging:
Er schob mich beiseite und stellte sich breitbeinig vor Nicholas:
"Er wird nie zu uns gehören, er ist so falsch wie Orlando, den wir endgültig erledigt haben." Dann drehte er sich zu den anderen Vampiren um und sagte:
"Fasst ihn und sperrt ihn in das Verließ!"
"Dann müsst ihr mich gleich dazu einsperren!", rief ich und warf mich auf Nicholas. Er hielt mich vor sich wie einen Schild und die Vampire blieben auf halbem Wege stehen und sahen meinen Vater fragend an.
Ich fauchte und zeigte meine Zähne, meine Klauen fuhren aus und für alle vernehmbar sagte ich:
"Wer es wagt, Nicholas anzufassen, den werde ich persönlich umbringen. Er gehört zu mir und keiner wird ihn berühren." Nicholas' Griff um meine Taille lockerte sich und die Vampire wichen wieder zurück. Doch mein Vater war noch immer in Angriffsstimmung. Er sagte:
"Lucia, du machst einen großen Fehler. Er ist kein Vampir und er hat dich schändlich verlassen. Er gehört nicht zu uns!" Ich packte Nicholas am Handgelenk und sagte zu meinem Vater:
"Geh mir aus dem Weg, ich will jetzt in meinen Salon und wenn du mir noch etwas zu sagen hast, dann kannst du morgen bei mir anklopfen." Mein Vater blickte völlig verdutzt und machte einen Schritt zur Seite. Ich ging mit Nicholas die Treppen nach oben und fühlte, wie uns alle Blicke begleiteten. Als ich oben von der Balustrade noch einmal zurückschaute, war der Hof bereits leer.
Als ich mit Nicholas allein war, ließ ich mich auf mein Bett fallen. Er setzte sich auf einen Sessel und sah mich fragend an. Mein Herz schlug mir bis zum Halse. So einen Auftritt vor der ganzen Familie hatte ich mir nicht gewünscht. Mein Vater schien noch immer nicht begriffen zu haben, dass ich die Fürstin war und ihm nicht gehorchen musste. Er hatte es doch selbst so gewollt. Ich setzte mich wieder auf und sagte zu Nicholas:
"Wegen Mimi musst du dir keine Sorgen machen, sie ist in Sicherheit. Wir werden sie morgen sehen."
Nicholas hatte den Kopf in die Hände gestützt. Als er mich wieder ansah, erschrak ich. Seine Augen waren blutunterlaufen, wie bei mir, wenn ich in einen Blutrausch geriet. Er sagte mit krächzender Stimme:
"Ich fühle mich schrecklich. Ich muss ständig daran denken, wie du dich auf das Reh gestürzt hast. Das war abartig aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich es auch machen sollte." Sein Gesicht verriet Verzweiflung.
"Ich meine das Blut - ich hätte auch davon trinken können. Ich kann es nicht fassen!" Ich stand auf und ging zu ihm. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und er ließ es willenlos geschehen.
"Sieh mich an", sagte ich.
"Du hast mein Blut in dir, du gehörst jetzt zu unserer Familie. Es ist völlig in Ordnung, wenn du Lust hast, Blut zu trinken." Doch Nicholas Erstarrung hielt an. Er nahm meine Hände und sah mich unentschlossen an.
"Dieser Lysander, in den sich Mimi verliebt hat, ist Schuld an unserem Unglück. Er hat sie verhext und in einen Vampir verwandelt. Als ich es begriffen habe, war es schon zu spät. Sie hat mich auch gebissen und ist dann mit ihm verschwunden. Das war der schlimmste Moment meines Lebens. Meine eigene Schwester ein Vampir!"
"Lysander ist tot.", sagte ich
"Er hat zuviel Unheil angerichtet und der Clan hat über ihn das Urteil gefällt. Du kannst morgen selbst mit Mimi sprechen, aber jetzt komme und schlafe ein paar Stunden."
Nicholas stand auf und ließ sich von mir zum Bett führen. Dann begann er, sich auszuziehen. Ich ließ ihn allein und ging in mein Badezimmer. Mein Herz zog sich zusammen. Warum war Nicholas so verändert? Fühlte er gar nichts mehr für mich? Der Blick in den Spiegel zeigte mir, dass ich noch Blut im Gesicht und in den Haaren hatte. Ich sah aus wie ein Zombie. Kein Wunder, dass Nicholas
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