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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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hätte nichts genützt. Weil sie selber einfach zwanghaft pünktlich war. Sie war allmorgendlich immer genau um drei nach neun zur Arbeit in der Bibliothek erschienen, selbst wenn sie am Vorabend von unserem Vater grün und blau geschlagen worden war. Doch zumindest war sie, bis der Rüblikuchen kam, weit genug aufgetaut, dass sie zu etwas Small Talk fähig war. Sie erzählte mir von ihrer Kretareise und schob mir einen Prospekt über den Tisch.
    »Das hier ist das Haus, das wir gebucht haben.«
    Ich betrachtete die Bilder einer restaurierten ehemaligen Olivenmühle, die sich an die Seite eines Bergs zu klammern schien. Das Gebäude wirkte so riesig, dass die beiden Rentnerinnen sich darin bestimmt verlören, aber noch verwirrter war ich, als ich den am Seitenende angegebenen Mietpreis sah. Die zwei Wochen Urlaub kosteten die beiden Frauen zusammen fast neuntausend Pfund.
    »Was hast du in letzter Zeit getrieben?«, fragte meine Mutter, und ich dachte kurz daran, ihr zu erzählen, dass ich neben meiner Arbeit in der Klinik mit der Suche nach dem Serienkiller, der die Stadt in Atem hielt, beschäftigt war. Stattdessen sagte ich: »Ich laufe möglichst viel. Der Marathon ist im April, und bis dahin möchte ich so fit wie möglich sein.«
    Meine Mutter legte ihre Gabel auf den Tisch. Wegen ihrer Sonnenbrille konnte ich unmöglich sagen, ob sie eher schockiert oder beeindruckt war. »Ist das vernünftig?«, fragte sie. »Kein Wunder, dass du so erschöpft aussiehst.«
    »Das bildest du dir ganz bestimmt nur ein. Ich fühle mich phantastisch, Mum.«
    Sie nippte vorsichtig an ihrem Tee und presste ihre Lippen aufeinander, als erspare sie sich einzig mir zuliebe einen Kommentar. Ihr Gesichtsausdruck war so säuerlich, dass es schon beinahe wieder lustig war, doch ich atmete tief durch und fuhr entschlossen fort.
    »Will ist ausgezogen, Mum.«
    Endlich nahm sie ihre Sonnenbrille ab und starrte mich mit ihren wässrig grauen Augen an. »Wer kümmert sich jetzt um ihn?«
    »Niemand. Er hat mir erklärt, dass er wieder auf eigenen Beinen stehen will.«
    »Sprich nicht in diesem Ton mit mir, Alice.«
    »Mein Ton ist ganz normal«, erwiderte ich möglichst ruhig. »Will ist seit einer Woche weg. Er ist wieder unterwegs. Ich habe jeden Tag versucht, ihn anzurufen, ohne dass er auch nur einmal drangegangen ist.«
    Sie schnalzte mit der Zunge. »Er braucht professionelle Hilfe. Das habe ich dir schon vor Monaten gesagt.«
    »Wie willst du Will dazu bewegen, in ein Heim zu gehen?«
    »Ein paar von diesen Heimen sind ganz wunderbar. Sie liegen auf dem Land, und er könnte dort täglich stundenlang spazieren gehen. Du hättest dir einmal ein solches Heim mit ihm zusammen ansehen sollen.«
    »Du hast gut reden, Mum. Bei dir hat Will schließlich bisher noch nie gewohnt.«
    Sie setzte ihre Brille wieder auf, und die Sonne, die sich in den dunklen Gläsern spiegelte, blendete mich fast. Nach einem Augenblick der Stille wandten wir uns wieder sichereren Themen zu, und zwischen winzig kleinen Bissen ihres Kuchens meinte sie, die Aufführung von Caryl Churchills Top Girls hätte sie enttäuscht, und wegen ihrer Rückenschmerzen würde sie inzwischen regelmäßig zum Pilates gehen.
    Um kurz vor eins erhob sie sich von ihrem Platz, küsste wie auch sonst die Luft links und rechts von meinen Wangen und marschierte flotten Schrittes los. Sicher war sie mindestens so froh wie ich, dass unser samstägliches Treffen überstanden war.
    Die Hitze hatte tatsächlich noch zugenommen, als ich über die Tower Bridge zurück in Richtung meiner Wohnung lief. Ich bemühte mich, dem Rat zu folgen, den ich auch meinen Patienten mit traumatischen Erinnerungen gab. Begrenzen Sie die Zeit, in der Sie sich bewusst an den Vorfall erinnern, und wenden Sie sich in Gedanken anderen Dingen zu. Doch obwohl ich es versuchte, ging mir die Erinnerung an meine Mutter immer noch nicht aus dem Kopf.
    Plötzlich aber waren diese Überlegungen wie weggeblasen, denn als ich den Platz vor meinem Haus erreichte, hockte Darren Campbell auf der Rasenfläche gegenüber meiner Eingangstür. Er hatte die Kapuze seiner Jacke abgesetzt und genoss den warmen Sonnenschein. Während eines Augenblicks stand ich wie angewurzelt da. Es war einfach unglaublich, dass der Kerl die Dreistigkeit besaß, am helllichten Tag direkt vor meinem Haus auf mich zu warten, aber rückblickend betrachtet, ist mir klar, dass ich genau das Falsche tat. Schließlich lernten Psychologen bereits in der

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