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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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Boten sind, die Gottes Anordnungen Folge leisten sollen.« Abermals sah mich der Priester lächelnd an.
    »Und was ist mit den Todesengeln?«, fragte ich.
    Er blinzelte verwirrt. »Wenn Sie etwas über sie erfahren wollen, sollten Sie das Zweite Buch Mose lesen. Darin steht beschrieben, wie sie die Ägypter für ihre Sünden bestraft haben. Erst haben sie den Nil in einen Fluss aus Blut verwandelt, dann haben sie ihnen verschiedene Plagen geschickt, und danach haben sie das ganze Land in Dunkelheit gestürzt.«
    »Das klingt ziemlich furchterregend.«
    Langsam tauchte sein Lächeln wieder auf. »Ich glaube, dass die wahren Todesengel Schwestern in Hospizen sind. Aber der Gedanke, dass ein Schutzengel über mich wachen könnte, sagt mir durchaus zu. Jemand, der mit mir durch dick und dünn geht, um darauf zu achten, dass mir nichts geschieht.«
    Er begleitete mich bis zum Ausgang, drückte mir eine Broschüre mit den Anfangszeiten der diversen Gottesdienste in die Hand und blickte mir beim Abschied so tief in die Augen, dass ich das Gefühl hatte, er könnte geradewegs in meine Seele sehen.
    Als ich den Trafalgar Square erreichte, sah ich Lola schon von weitem. Denn ihr leuchtend rotes Kleid hob sich spektakulär von ihren flammend roten Haaren ab. Sie wirkte überrascht, weil ich in der Kirche gewesen war.
    »Hattest du etwa eine Erleuchtung?«, fragte sie verblüfft.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich stecke immer noch im Sumpf der Sünde fest. Warum strahlst du so?«
    »Ich habe einen Job. Es ist einfach unglaublich, Al. Sie haben mich gebeten, die Kindertheatergruppe im Riverside zu übernehmen. Dreimal in der Woche.«
    Ich fragte mich spontan, ob Andrew seinen Einfluss geltend gemacht hatte, damit meine Freundin eine Anstellung bekam, verwarf diesen Gedanken dann aber sofort. Denn Lola hatte diesen Job ganz sicher nur bekommen, weil sie wirklich fähig war. Ich gratulierte ihr, und wild gestikulierend schwärmte sie mir von den Freuden regelmäßiger Gehaltszahlungen vor. Schließlich aber nahm ich ihren Arm und zog sie über die Treppe zum Eingang der National Gallery. Ob sich Dr. Gillick wohl auch samstagnachmittags in seinem unterirdischen Versteck aufhielt?
    »Am besten fangen wir mit dem Mittelalter an«, erklärte ich.
    »Und wonach suchen wir?«
    »Nach Engeln. Wenn du irgendwas mit Heiligenschein oder Flügeln siehst, gib mir einfach Bescheid.«
    Ich versuchte, mir den Killer vorzustellen, wie er regelmäßig herkam, um die Postkarten für seine Feinde auszuwählen. Auf unserem Weg durch die Jahrhunderte machten die Gemälde eine unglaubliche Wandlung durch. Die ersten Engel waren simple Malereien auf Holz und kamen mir mit ihren steifen blauen Roben und den leicht verschmierten goldenen Kreisen auf den Köpfen wie die Zeichnungen von Kindergartenkindern vor. Erst ab dem fünfzehnten Jahrhundert sahen sie wie echte Engel aus. Mit androgynen Zügen, einer durchscheinenden Haut und ein Stück über der Erde schwebend, so, als gingen sie zu allen irdischen Belangen auf Distanz. Die Leere ihrer Gesichter jedoch stieß mich ab. Vielleicht hatten die Künstler dadurch nur zum Ausdruck bringen wollen, dass sie lediglich Gesandte waren, die auf Erden irgendwelche Aufgaben erfüllen sollten, obwohl ihre Schönheit kaum zu übertreffen war. Nach sechshundert Jahren schimmerten die blonden Haare immer noch wie Seide, und auf ihren zarten Federschwingen lag noch immer ein gesunder Glanz.
    Nach einer knappen halben Stunde zwang mich Lola in das zu der Galerie gehörende Café. Sie redete ohne Pause, als wir in der Schlange an der Kasse standen, aber mir gingen die Bilder einfach nicht mehr aus dem Kopf.
    Ich starrte in die Tiefen meines Eiskaffees. »Was für ein Mensch bringt andere um und lässt dann Engelbilder neben den Leichen zurück?«
    »Gott, du lebst in einer wahrhaft dunklen Welt.«
    »Denkst du, dass er die Engel liebt oder eher hasst? Vielleicht zerstört er ja ihre Gesichter, weil er Angst vor ihnen hat.«
    »Du machst mir Angst, Al. Riesenangst.«
    Lola nutzte die Gelegenheit, um mir die neuesten Neuigkeiten von ihrer Romanze zu erzählen. Das Leben mit ihrem Adonis war anscheinend immer noch die reinste Wonne – fast so herrlich wie die Bilder, derentwegen wir hierhergekommen waren. Sie erschien mir wie der Inbegriff des Glücks, das die Folge einer leidenschaftlichen Affäre war.
    »Der arme Junge muss doch vollkommen erledigt sein«, bemerkte ich.
    Wenn sich meine Freundin in eine Beziehung stürzte,

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