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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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Darunter war auch eine Great-Lakes-Sierra-Armbrust mit seinem Lieblingszielfernrohr Excalibur Drop Zone Multiplex Scope, das gerade für Dämmerlicht hervorragend geeignet war.
    Joel durchfuhr es freudig beim Anblick dieses Modells.
    Er nahm es von der Wand, entfernte die Sicherheitsschrauben mit einem Zehncentstück, das er aus seiner Hosentasche gezogen hatte, und brachte das Gerät fachmännisch, schnell und sauber in Schussbereitschaft.
    Dann schaute er sich nach Munition um.
    Pfeile gab es reichlich auf einem nahe stehenden Regal. Sie waren zu je 25 Stück in Schachteln abgepackt.
    Joel riss eine auf, wobei einige Pfeile herausfielen. Weil er keinen Köcher hatte, versuchte er ganz in Gedanken, sie in Gürtelhöhe seitlich einzustecken, was misslang, weil er gar keinen Gürtel trug.
    Da fielen ihm blitzartig die Lederriemen ein, mit denen er heute Abend gefesselt worden war und die noch in der Lebensmittelabteilung liegen mussten. Ohne lange zu überlegen, rannte er los und wurde fündig. Er wickelte sich einen Riemen – vom Material her wohl eine Mischung aus Kunststoff und Leder – um den Bauch, wo er zwei-, dreimal herumpasste, weil er vergleichsweise lang war. Der Vorteil war, dass der irgendwie elastisch und trotzdem fest erschien. Er konnte ihn spannen wie einen Hosenträger, die Pfeile hineinstecken, und den Riemen zurückschnallen lassen. Der Halt war sicher, was sehr wichtig war, denn ohne Munition nützte ihm die beste Armbrust nichts.
    Joel rannte in die Sportabteilung zurück.
    Dort steckte er sich Pfeile ringsum in den Riemen, nahm eilends die Armbrust und lud sie. Er justierte die Pfeile am Gürtel noch ein wenig aus, da sie ihn der Länge wegen doch etwas behinderten, weil die Spitzen bis zu seinen Knien hinabreichten.
    Ihm fiel ein, dass er ja noch die Glastürenfront des Haupteingangs mit der Axt zerschlagen wollte, um hierdurch den Außenhautalarm auszulösen.
    Er blickte zu der Axt.
    Wieder griff er zu, ohne weiter zu überlegen.
    Die Zeit drängte.
    Mit der Axt und der Armbrust in den Händen lief er zum Haupteingang, legte die Armbrust auf den Boden, positionierte sich mit der Axt vor einer Glastür und wandte das Gesicht von den Scheiben ab. Absplitternde Glasteile könnten Gesicht und Augen verletzen, die durch die Brille nur wenig geschützt waren. Dieses Risiko wollte er nicht eingehen.
    Dann holte er aus und schlug zu.
    Joel hörte nur ein dumpfes Knupp .
    Wieder schlug er zu – und wieder machte es nur Knupp , als schlüge er mit einem Gummihammer zu.
    Er traute seinen Augen nicht, als er sah, dass die Scheibe vollkommen unversehrt blieb. Dann kam er auf die Idee, die Axt herumzudrehen und nicht mehr mit der spitzen, sondern mit der stumpfen Seite zuzuschlagen. Das Gesicht in Richtung Kaufabteilung gewandt, schlug er erneut zu.
    Dieses Mal hörte er ein helles Bersten, so, als wäre ein Kasten Bier aus zehn Metern Höhe auf eine Betonfläche gefallen. Er wandte den Kopf herum und gewahrte ein Spinnennetz auf der Scheibe. Sie war nicht zerbrochen, sondern nur auf feinfaserige Weise zerborsten.
    Joel ahnte, wenn er noch mal zuschlug, würde die Scheibe zu Bruch gehen. Ängstlich schaute er von ihr weg.
    Neben der Angst vor den Splittern plagte ihn die Sorge, der laute Krach könne ungebetene Gäste anlocken.
    Dann gab er sich einen Ruck und schlug zu.
    Unter brachialem Lärm ging die Scheibe in tausend Stücken zu Boden. Es klang wie bei einem Autounfall.
    Joel wandte sich um und ging auf das Loch zu.
    Das Glas der ganzen Tür war zu Bruch gegangen. Die anderen Türen der Front waren unversehrt geblieben, doch eine reichte auch. Er hörte die Scherben unter seinen Schuhen. Sie knisterten, als liefe er über eine krustige Schneedecke.
    Joel blieb stehen und blickte um sich in alle Richtungen.
    Jetzt war Ruhe und er spürte, wie eine leichte Brise von draußen herein an seine Wangen kam und sie wohltuend kühlte.
    Geschafft! In einer knappen Viertelstunde würde es hier von Bullen nur so wimmeln und der ganze Spuk ein Ende haben.
    Bevor er zurückging, zog er noch einmal die frische, sommerlich duftende Luft ein und atmete – wenn auch noch immer sehr angespannt – etwas erleichterter aus. Dann äugte er nach draußen, ob vielleicht jemand in der Nähe war und den Bruch der Scheibe gehört hatte.
    Alles blieb still, kein Mensch war hier; vermutlich hatte niemand den Lärm gehört. Doch das war egal, der Außenhautalarm würde schon Hilfe herbeizitieren.

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