BLUTIGER FANG (German Edition)
gibst mir sofort die Knarren. Und zwar beide.“
„Den Schlüssel für den Lichtkasten auch?“ Bronco sprach mit einer kinderartig hohen und unschuldigen Stimme.
„Nein, den brauchst du noch.“
„Was? Ich? Ja, wozu denn?“
„Dreimal darfst du raten. Oder willst du etwa deine Freundin im Restaurant allein lassen?“
Bronco begriff. Er wollte was sagen, doch Kramer kam ihm zuvor.
„Halt die Schnauze und gib mir die Knarren, den Schlüsselbund, die Chipkarten und die Handys, und zwar dalli.“
Bronco gehorchte und schickte sich an, etwas auf Kramer zuzugehen, um ihm die Sachen zu geben.
„Bleib sofort stehen.“ Kramer sah ihn böse an.
Verdammt! Der wusste ja, dass Bronco das Blatt ruck, zuck wenden konnte, wenn er nur nahe genug an ihn herankam.
„Ich sage es dir im Guten und nur einmal: Wenn du noch einen Schritt auf mich zumachst, löchere ich dich.“
Bronco legte die Sachen auf den Boden und ging einige Schritte zurück.
„Jetzt dreh dich um!“
Dann hörte er Kramer das Zeug nach und nach aufheben. Plötzlich stieg wieder Kramers Stimme hinter ihm auf.
„Ich habe zwar schon den Außenhautalarm ausgelöst, trotzdem gönne ich mir noch das Vergnügen, mit deinem Handy die Polizei rufen. Oder passt dir das etwa nicht? Hast wohl geglaubt, hier einfach so abhauen zu können, was? Die andern sterben lassen, selbst den Gewinn einstreichen, wie? Sieht dir ähnlich, aber daraus wird nix.“
Bronco spürte, wie seine Wangen zuckten. Er vernahm aus Kramers Ton, dass dem nicht zum Spaßen zumute war und ahnte, dass der wohl auch nicht zögern würde, ihn anzuschießen, vielleicht sogar zu töten. Und das flößte ihm Respekt ein.
„Du glaubst gar nicht“, sagte Kramer, „wie gern ich dir deinen Schädel zertrümmern würde. Hast du allen Ernstes angenommen, ich hätte dir dein Geschwafel vorhin geglaubt? Du bist ein verdammter Lügner. Alle Welt hält dich für den großen, großen Helden und dabei bist du nur so eine miese, kleine Ego-Sau. Ja, der große Bronco. Die Weiber liegen ihm zu Füßen, und überall glauben sie, nur weil du einen Kopf größer bist und besser aussiehst, stünde dir mehr zu als anderen … und mir …“
Kramer verstummte.
Was redete der denn da? Bronco konnte den Vortrag kaum einordnen. Offenbar ließ der gerade eine gehörige Portion angestauten Druck ab, denn mit jedem weiteren Schimpfwort ließ die Energie in seiner Stimme nach.
Plötzlich fuhr Bronco etwas an den Hinterkopf. Er fasste sofort nach hinten. Um Gottes Willen, hatte dieser Irre etwa geschossen?
Etwas fiel auf den Boden.
Bronco drehte sich um und sah, dass es ein Handy war. Kramer hatte es gegen ihn geschleudert. Hoffentlich zog der nicht doch noch die Waffe durch! Bronco spürte, wie sehr Kramer die Macht genoss, die ihm die Armbrust über ihn verlieh.
„So, du gehst voraus“, sagte Kramer. Er hatte offenbar alles eingesteckt. „Wenn du nur einen Schritt zur Seite tust, knall ich dich ab und werde dafür sorgen, dass dir die Löwen deinen Schwanz mitsamt Wurzel aus den Lenden reißen.“
Broncos Bedenken wurden stärker und wandelten sich allmählich in Angst um, wie man sie gegenüber einem Irren hätte, den seine Affekte unberechenbar machten. Er spürte, wie sich Kramer weiter hineinsteigerte und bekam das Gefühl, jetzt seien dem sogar die Löwen und auch Linda egal. Mit einem Mal wünschte sich Bronco, die Außenhautüberwachung doch nicht lahmgelegt zu haben. Er sehnte sich fast nach den Bullen, die ihn vor diesem Verrückten bewahren könnten, der sich anschickte, ein fieses Spiel mit ihm zu treiben.
Wieder war also eine Überlegung, ein Plan und die zugehörige Handlung mächtig in die Hose gegangen. Denn Bronco wusste ja: Der Außenalarm wurde nicht ausgelöst, und so würde er mit Kramer und den Löwen allein bleiben müssen.
Broncos Lippen spitzten sich bitter über die Ironie, die ihm da widerfuhr.
Mit dem Lichtkastenschlüssel in der Hand ging er voraus Richtung Restaurant. Hinter ihm, wohl in ausreichendem Abstand, Kramer, der vermutlich die Armbrust auf ihn richtete.
Bronco nahm die Drohungen ernst, die Kramer ausgesprochen hatte und befolgte deshalb peinlich genau dessen Anweisungen. Und der sorgte dafür, dass er weder zu weit vor ging – wodurch er vielleicht hätte fliehen können – noch dass der Abstand zu gering wurde und er hätte angreifen können.
Sie näherten sich dem
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