BLUTIGER FANG (German Edition)
Halt, blickte unentwegt zum Restaurant hinüber und rannte dann weiter auf die andere Seite, wobei er den Eingang keinen Moment aus den Augen ließ.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, kam er in die Nähe des ersten Regals.
Plötzlich zuckte er zusammen, weil er mit dem Fuß auf herumliegendes Spielzeug stieß. Ein Puppengeschirr machte dabei ein besonders grelles Geräusch, das in seinen Ohren wie Säbelrasseln klang. Ein heißer Stich fuhr ihm durch den Körper, während er, jetzt hinter dem Regal stehend, zum Restaurant gaffte.
Würde der Pascha angesaust kommen?
Endlos lange Sekunden verharrte er und blinzelte hinüber zum Restaurant.
Es gab zum Glück keinerlei Bewegung.
Joel holte etwas Atem und ließ den Blick ab.
Dann schaute er auf und beobachtete den Eingang zum Restaurant.
Joel bückte sich und schlich so zwischen den Regalen umher, stieß jedoch erneut gegen irgendwelches Spielzeug, bevor er endlich die Pistole im zweiten Gang fand. Eigentlich fühlte er sie mehr, als dass er sie gesehen hätte. Denn ihr Gewicht, das er mit dem Fuß erspürte, unterschied sich deutlich von dem der Puppen, Spielzeugautos und erst recht von all den Bällen, Murmeln und was da noch alles für Kacke auf dem Boden herumlag.
Er hob die Pistole auf und stopfte sie in die vordere Hosentasche.
Dann spähte er abermals über die Regale hinweg zum Restaurant. Da er den Eingang eine Weile nicht beobachtet hatte, konnte er nicht wissen, ob der Löwe zwischenzeitlich aus dem Restaurant abgehauen war. Doch je länger er zögerte, desto mehr ungelöste Fragen würden sich vor ihm auftun. Er konnte weder in die Zukunft sehen noch seine Aufmerksamkeit allen Dingen zugleich zuwenden, das war einfach unmöglich. Und es war auch klar, dass es eine Mission mit vielen Unbekannten bleiben würde. Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte: Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Sache zu Ende zu bringen.
Nach einem nochmaligen Blick über die Freifläche hetzte er zu den Schränken.
Er klopfte leise an und sagte flüsternd: „Bronco: Alles okay?“
Aus dem Inneren kam eine gedämpfte Stimme: „Was … machst … du?“
Joel wäre es lieber gewesen, Bronco wäre schon fort. Doch das war ein frommer Wunsch und er bekam ein schlechtes Gewissen: Es war unverantwortlich und unentschuldbar, so zu handeln, wie er es tat. Doch dieser Dampfer war definitiv ausgelaufen.
Joel wollte sich dem Restaurant annähern und fuhr plötzlich wie vom Blitz getroffen zusammen!
Etwas blinkte im Augenwinkel.
Er sah hinüber zu den Aufzügen und traute seinen Augen kaum. Die Leuchten über den Fahrstuhltüren zeigten an, dass gerade jemand aus der Tiefgarage nach oben fuhr.
Kein Zweifel: Es kam jemand!
Nicht zu fassen!
Joel war verzweifelt und erleichtert zugleich: Himmel, es kam jemand!
Doch, wer könnte das sein? Jetzt, um diese Zeit!
37
Schlagartig wurde ihm klar, dass es keinen schlechteren Zeitpunkt für jemanden hätte geben können, ausgerechnet hierher zu kommen. Der Löwe war mit großer Wahrscheinlichkeit im Restaurant und gleich wäre Joel dabei gewesen, ihn vollends auf die Terrasse zu lotsen.
Andererseits bedeutete das vielleicht schnelle Hilfe für Bronco.
Joel hielt die Leuchten gebannt im Blick, die er von den Schränken aus sehen konnte, weil sie vis-a-vis waren.
Wer könnte das sein?
Sein Blick ging zur Uhr. Joel weitete mit zwei Fingern sein rechtes Auge und versuchte zu erkennen, wie spät es war. Zwanzig vor vier in der Nacht! Wer kam um diese Zeit hierher? Hatte er vielleicht doch irgendwie Alarm ausgelöst und die Wachmänner waren auf dem Weg?
Joel wollte das weiter erwägen, doch dafür blieb keine Zeit. Schon zeigten die Leuchten, dass der Fahrstuhl das Erdgeschoss passiert hatte und weiter nach oben kam. Bei der Anzeige 1 blieben sie stehen. Aus der Ferne hörte Joel den leicht dumpf klingenden Signalgong des Aufzugs und verzog sich schnell in den Schrank.
„Bronco, es kommt jemand! Da … da kommt jemand!“
Bronco antwortete nicht.
Joel trat Schweiß auf die Stirn, obwohl er immer noch fror.
Er spürte, wie sich allmählich auch auf ihn die Dämmerung einer nervlichen Belastung senkte, an deren Ende der wohltuende Absturz in die Bewusstlosigkeit stehen könnte.
Doch es half nichts, er musste wach bleiben.
Zunächst öffnete er die Schranktür einen Spalt weit, sodass er zum Aufzug sehen konnte, dessen Schiebetüren sich gerade in der Wand versenkten.
Mit angehaltenem Atem
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