BLUTIGER FANG (German Edition)
Gegner eines Judokämpfers durch den eigenen Schwung bedingt zu Boden.
Der Mastino verharrte vor ihm.
In Sekundenbruchteilen richtete sich der Dogo auf und griff erneut an. Das gleiche Bild zeigte sich noch einmal. Wieder fiel der Dogo hin und abermals richtete er sich auf. Dann sprang er gegen die Seite des Mastinos, offensichtlich in der Absicht, den größeren Hund umzuwerfen. Es gelang nicht.
Bronco ballte seine Hände zusammen. Er wusste, der Dogo Argentino war mit gut 40 Kilogramm deutlich leichter als der Mastino, der eine auffällige Trägheit aufwies. Trotzdem wirkte der Hund irgendwie souverän und so, als ginge ihn das Ganze nichts an. Der Mastino schaute immer wieder über den Rand der Bretterwand, dorthin, wo Konrad war.
Der beobachtete das Schauspiel aufmerksam.
Der Dogo nutzte die Unaufmerksamkeit des Mastinos aus und packte ihn seitlich an der Kehle. Er griff zudem mit einem Vorderlauf um die Schulter des Gegners und wollte ihn niederdrücken.
Der Mastino bellte nicht, knurrte nicht und schien weiterhin unbeeindruckt zu sein.
Bronco ging langsam und ohne die Augen von der Arena zu lassen, um diese herum und gesellte sich zu Konrad.
Frank und Linda hingegen rührten sich nicht von der Stelle.
„Jetzt pass auf.“
Konrad schwieg.
Der Molosser schüttelte den Dogo ab, der zwar mächtig zugebissen, sich aber nicht festgebissen hatte. Durch das Abschütteln fiel der Dogo in den Sand, wobei das schneeweiße Fell verschmutzt wurde und schon etwas lädiert aussah. Der Mastino blutete an der Stelle, wo der Dogo zugebissen hatte. Der fuhr dem Mastino beim Aufstehen von unten an die Kehle.
Bronco hob anfeuernd seine Arme: „Ja, pack ihn, los!“
Bronco war erstaunt, als er sah, dass sein Hund nicht irgendwelche lebensnotwendigen Adern erwischte, die er hätte durchbeißen können, ja nicht einmal Fleisch, sondern nur Haut! Der Dogo biss ohne Ergebnis immer wieder von neuem zu – ein geschwächter Puma hätte an dieser Stelle wohl sein Leben ausgehaucht –, aber der Mastino blieb unbeeindruckt. Er blutete zwar und wehrte den Gegner ab, schien aber kaum Schmerzen zu spüren und sich eher zu wundern, als beeindruckt oder gar verängstigt zu sein.
Der Dogo rannte um den Molosser herum, biss ihn in den fetten und hautfaltigen Rücken und rief auch hier kaum Wirkung hervor. Nur einmal, als er dem großen, blauschwarzen Hund in den Hinterlauf biss, zog der den Lauf ruckartig und mit einer Kraft weg, dass der Dogo wieder von den Pfoten fiel.
Überhaupt fiel Bronco auf, dass sein Hund keinen guten Stand hatte, was bei solchen Tierkämpfen von Nachteil ist. Denn ein Hund, der einmal liegt, ist normalerweise erledigt. Entweder er hat einen festen Stand – wie der Mastino, den anscheinend nichts umhauen konnte –, oder er muss blitzschnell wieder auf den Beinen sein, was der Dogo zum Glück jedoch schaffte.
Erneut biss der Dogo zu und arbeitete sich an seinem Gegner ab, der kaum reagierte, obwohl er an den verschiedensten Körperstellen bereits blutete und doch Schmerzen fühlen musste.
Der Mastino sah zu seinem Herrn auf und wedelte mit dem Schwanz – mit einem Gesichtsausdruck, als würde er gerade mit einem Kaninchen spielen.
„Siehst du jetzt ein, dass dein Hund keine Chance hat?“, sagte Konrad.
„Wart’s doch ab, der Kampf ist noch nicht vorbei.“
„Aber gleich. Du kannst es dir noch einmal überlegen: Sollen wir den Kampf jetzt abbrechen oder weitermachen?“
„Was gibt’s da zu überlegen?“, rief Bronco in die johlende Menge hinein, die den Dogo immer anfeuerte. „Wir ziehen’s durch und machen weiter – das ist doch klar!“ Bronco hob seine Arme und fuchtelte in der Luft herum. „Deine lahme Töle ist bald am Ende. Guck doch, wie die blutet, und jetzt rupft mein Dogo deinem Fettsack auch gleich noch ein Ohr ab.“
„Also weitermachen?“
„Ja!“
„Gut, du hast es nicht anders gewollt.“
Aus dem Augenwinkel sah Bronco, wie Konrad eine Pfeife aus seiner Hosentasche holte, nach Luft schnappte und in die Pfeife blies.
Augenblicklich kam der Molosser an und schleifte den Dogo mit, der sich gerade in einer Nackenhautfalte verbissen hatte und sich zu wundern schien, warum er keine Wirkung hervorrief. Unbeeindruckt von seinem wütenden Gegner schenkte der Mastino seine Aufmerksamkeit seinem Herrn, der ihn ansah und mit ruhiger Stimme sagte: „Leo, fass! Fass , Leo!“
Kaum hatte der Hund den Befehl vernommen,
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