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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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drehte er sich um und wandte sich der Dogge zum ersten Mal wirklich zu. Er wirkte jetzt flinker und nicht mehr so behäbig. Als der Dogo abließ und von neuem angriff, richtete sich der Mastino auf wie ein Bär, sodass der Dogo von vorn in ihn hineinsprang. Einer fallenden Statue gleich fiel der Mastino, wobei er die beiden Vorderläufe weit auseinander streckte, als wolle er den Gegner mit offenen Armen empfangen. Und das tat er auch. Das Gewicht des Mastinos drückte den Dogo hinunter und begrub ihn unter sich. Der Mastino öffnete ohne Eile seinen Fang und biss dem schon nach Luft schnappenden Dogo in die Kehle, die im Gegensatz zu der seinigen nicht von dicken Hautfalten geschützt war. Der Biss des Mastinos ging durch den muskulösen Hals der Dogge, durchtrennte ihr die Halsschlagadern und verhinderte die Atmung.
    Bronco schluckte. Wie schnell sich das Blatt gewendet hatte! Er presste seine verschwitzten Hände noch mehr zusammen.
    Der Dogo war bewegungsunfähig. Von Kampf konnte keine Rede mehr sein. Der Mastino lag auf seinem Gegner, dessen Kehle er festhielt und nicht mehr losließ.
    Die Zuschauer, die bisher anspornend gejohlt hatten, verstummten.
    Die Musik wurde abgestellt.
    Gespenstische Stille.
    Man hörte nur noch den verzweifelten Versuch der Dogge, Luft zu bekommen, was mit jedem Zug schwerer wurde. Die gesamte Kehle des Weißen verschwand im Fang des Mastinos, aus dessen Seiten bereits das Blut herauslief.
    „Hast du genug?“, sagte Konrad. Er stieg keuchend über die Holzwand und ließ sich dabei von einem Zuschauer stützen.
    „Ja gut, der Kampf ist entschieden“, sagte Bronco und senkte den Kopf.
    Konrad pfiff wieder, doch der Hund ließ nicht los. Dann befahl er: „Ab, Leo! Leo, ab!“, und der Hund lockerte den Biss.
    Konrad musste den Hund am Genick packen und unter dem Ausstoß von Befehlsworten und sogar mit Schlägen den Hund zum Ablassen nötigen. Schließlich gab der Molosser die Dogge frei, was sehr ungewöhnlich war, denn die meisten Mastino-, Mastiff- und Bulldoggenartigen kennen in einer solchen Situation keinen Kadavergehorsam, wie etwa der Deutsche Schäferhund. Haben sich diese Rassen erst einmal verbissen, lassen sie nicht eher los, bis sie sicher sind, dass der Gegner wirklich tot und in vielen Fällen vollständig zerfleischt ist.
    Konrad nahm den Hund an die Kette und verließ die Arena.
    Er trat an Bronco heran. „Du schuldest mir dreitausend Euro – hol deinen Hund da raus, versorge ihn und komm nachher zu mir.“ Seine Stimme war eiskalt, unbewegt und seltsamerweise keuchte er auch nicht.  
    „Versorgen?“ Bronco hörte die eigene Stimme beben. „Du kannst dich darauf verlassen, den versorg ich jetzt.“    
    Er hob die Leine und das Halsband hoch, setzte mit einem Sprung über die Bretterwand und ging auf seinen Hund zu.
    Die Zuschauer verhielten sich noch immer ruhig. Die meisten kannten Bronco persönlich, manche sogar gut. Er spürte, dass sie nicht recht wussten, wie sie sich verhalten sollten. Viele hatten anscheinend damit gerechnet, dass sein Hund gewinnen würde und sie ihn hiernach als Sieger feiern konnten. Jetzt, wo sein Hund schwer verletzt in der Arena lag und er den Kampf verloren hatte, wagte niemand, ein Jubelkonzert auf den alten Konrad und dessen Hund anzustimmen.
    Bronco war bei Dogo, der reglos auf der Seite lag und offensichtlich verblutete. Er sah den Hund an, der ängstlich seinen Blick suchte, vielleicht in der Hoffnung, Hilfe oder wenigstens ein paar Streicheleinheiten zu bekommen.
    Die Einheiten kamen, aber sie bestanden nicht aus Streicheln.
    Bronco nahm die Leine, wickelte sie ein-, zweimal um seine Faust und begann, den halbtoten Hund damit auszupeitschen. Wieder und wieder zog er durch und schlug den Hund auf Kopf, Nacken, Bauch und Läufe.
    Der Hund winselte mit der letzten Kraft, die er noch hatte. Es war ein hohes, schmerzverkrampftes Kläffen in kurzen Tönen. Er versuchte, den Kopf zu heben und legte ihn wieder hin, während Bronco immer weiter schlug und dabei voll durchzog. Die Augen des Hundes hatten einen Ausdruck, als hätte er Einsehen mit seinem Herrn, der ihn nun zu Recht strafte, weil er so kläglich versagt hatte. Bronco steigerte sich immer mehr hinein und begann, lautstark zu schimpfen.
    Niemand unter den Zuschauern regte sich. Sie standen stumm und fassungslos da und sahen zu.
    Bronco war dabei, dem Hund die Leine um den Hals zu ziehen und ihn zu erwürgen.
    Er zog ihn hoch und erst jetzt bemerkte er, wie schwach

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