Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
Vom Netzwerk:
durch, als würde ein Diavortrag stattfinden. Er war jäh bei den Hundekämpfen, erinnerte sich daran, wie er im Ring den Argentino totgeschlagen hatte. Dann sah er den Mastino vor sich, den er einst erledigt hatte, und abrupt stand wieder das Bild des Löwen vor ihm.
    Bronco merkte, dass er im Grunde schon dabei war, seine Chancen auszurechnen, falls er dem Löwen begegnen sollte. Und dann merkte er schnell: Ein großer, selbst gefährlicher Hund war eine Sache, ein ausgewachsener Löwe eine ganz andere, allein schon vom Gewicht her.
    Bronco zitterte am ganzen Leib. Die unglaubliche Wucht und schnelle Gewalt des Löwen hatte ihn schwer beeindruckt. Mit welcher Leichtigkeit hatte er die beiden Wächter buchstäblich hinweggefegt! Seine Rechnung war aufgegangen! Der Pascha hatte sie aus dem Weg geräumt, so wie er sich das gedacht hatte.
    Er blickte zum Restaurant und erschrak aufs Neue.
    Dort brannte jetzt ja das Licht! Die gesamte Deckenbeleuchtung war an!
    Was hatte Joel darüber erzählt? Dass die Löwen versuchen würden, immer unentdeckt zu bleiben und eher stille, dunkle Plätze bevorzugten? Wenn das stimmte, dann konnte es nicht lange dauern, bis sie herauskämen.
    Bronco überlegte weiter. Was, wenn sie herauskämen und ihn entdeckten? Ihm wurde siedend heiß bei dem Gedanken, dass es ja hier nicht war wie in einem Zoo oder unten im Park, aus dem sie wie auch immer ins Kaufhaus entkommen waren. Es gab keine Gitterstäbe, die die Löwen von ihm abhalten würden, keine Trennwände oder Sicherheitsvorkehrungen, nichts. Es gab nur ihn und die Löwen und wenn sie ihn entdeckten, dann hieß es abhauen oder was auch immer, nur: weg, weg!
    Bronco sah sich schon vor den Löwen davonlaufen und kläglich unterliegen. Da konnte genauso gut eine Schnecke vor einem Windhund davonschleimen.
    Plötzlich setzte die Nachdenkerei aus, denn die Löwen zeigten sich am Eingang und schoben Pranke um Pranke vor. Bei der Leiche des Wächters, die etwa auf halber Höhe lag zwischen Bronco und dem Restaurant, blieben sie stehen. Wie eben schon witterte der Pascha in alle Richtungen, während die Löwin an der Leiche schnupperte, sie aber nicht anrührte. Dann hob auch sie ihr Haupt, und starr vor Schreck sah Bronco, wie die beiden Tiere einfach nur dastanden. Ihm ging wieder durch den Kopf, dass er im Grunde völlig schutzlos war. Bronco dachte daran, das Spiel mit der Fernbedienung zu wiederholen.
    Doch plötzlich stürmten beide Tiere wie auf Kommando los und verzogen sich auf der anderen Seite der Rolltreppen nach hinten in die Kaufabteilungen.
Bronco sah ihre Umrisse noch an der Spielwarenabteilung vorbeiziehen. Dann verloren sie sich in der Dunkelheit und waren plötzlich weg.
    Bronco richtete sich auf und saß jetzt auf den Knien. Vorsichtig reckte er den Hals und spähte nach hinten, dort, wo hinter der Computerabteilung auch die Schmuckabteilung lag. Er vermutete, dass der Pascha vorhin schon nicht ihn gesucht oder gar bemerkt hatte. Das Einzige, was er wohl abchecken wollte, war die Lage dort. Offenbar hatte er Ausschau gehalten nach einem ruhigen Platz und wollte im Vorfeld sicher gehen, dass außer ihnen selbst niemand vor Ort sein würde.
    Bronco blieb noch eine Weile auf den Knien. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war und konnte das selbst durch den Blick auf die Uhr nicht nachvollziehen.
    Sein Adrenalinspiegel fand zunehmend in die Balance zurück.
    Es blieb alles ruhig, und allmählich bekam er das Gefühl, dass die Löwen nicht zurückkommen würden.
    Er stand auf und starrte in die Dunkelheit, wohin die Löwen gerannt waren. Ein Gedanke kam auf, der gerade jetzt abstruser nicht sein konnte: Jetzt sind die ausgerechnet in die Schmuckabteilung gerannt!
    Bronco drehte sich um und ging rückwärts und mit schwammigen Knien auf das Restaurant zu, so konnte er die Dunkelheit im Blick behalten. Sie konnten jederzeit zurückkommen. Doch, was dann?
    Obwohl oder vielleicht gerade weil er mit angesehen hatte, was sich im Restaurant abgespielt hatte, verspürte er den Drang, dorthin zu gehen. Es wurde ihm schon jetzt übel bei dem Gedanken, welchen Anblick er dort zu ertragen haben würde. Schlachtfeste kannte er zur Genüge aus der Pit, aber das hier würde mit Sicherheit etwas anderes werden.

24
     
    Auf dem Weg ins Restaurant, der ihm unendlich weit vorkam, machte Bronco an der Leiche des Wächters Halt. Wie ein roher Fleischklumpen lag er da. Die Uniform war blutüberströmt. Noch im Tod hatte der Wächter den Mund

Weitere Kostenlose Bücher