Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
immer noch nicht die Frage, warum es Maggie sein muss.“ Maggie beobachtete, wie ihre Freundin die Spitze des Gemüsemessers in das Holzbrett stieß, wieder herauszog und erneut hineinstieß. Normale Menschen spielten nervös mit einem Kugelschreiber herum. Leute in ihrem Job nahmen dazu eben ein Messer. „Bist du sicher, dass du da hinfliegen sollst?“
    Maggie musste grinsen. Fünfzehn Jahre trennten sie, und manchmal kam Gwen nicht gegen ihre mütterlichen Instinkte an. Obwohl Maggie lächelte, blickten die anderen nun besorgt zu ihr herüber. Derselbe Fall, der Tully die Suspendierung eingebracht hatte, hatte für Maggie in der Isolierstation des Militärkrankenhauses geendet – als Patientin von Colonel Benjamin Platt.
    „Mir geht es gut“, versicherte Maggie allen. „Fragt meinen Doktor, wenn ihr mir nicht glaubt.“ Sie zeigte auf Ben, der jedoch ernst blieb und ihr nicht sofort zustimmte.
    „Kunze könnte jemand anderen schicken“, beharrte Gwen. „Du weißt genau, warum er dich dafür ausgesucht hat.“
    Die Sorge der Freundin war für Maggie bei aller Wut nicht zu überhören. Das bekamen auch die anderen mit. Selbst Harvey blickte aus seiner Ecke hoch, sein Knochen zwischen die großen Pfoten geklemmt. Das Klingeln des Backofentimers durchbrach die plötzlich angespannte Stille und erinnerte alle daran, warum sie sich hier versammelt hatten.
    Maggie streckte die Hand aus, drückte ein paar Tasten, um den Herd auszustellen, und das Gerät verstummte.
    Immer noch Schweigen.
    „Okay“, meldete sich Racine schließlich. „Ich geb’s auf. Ich scheine die Einzige zu sein, die noch nicht weiß, worum es eigentlich geht. Warum ist der neue Abteilungsleiter ...“
    „Vorläufiger Abteilungsleiter“, unterbrach Gwen sie.
    „Na gut, richtig. Wie auch immer. Warum schickt er Maggie da hin? Bei dir klingt es so, als wäre es was Persönliches. Ist mir was entgangen?“
    Maggie blickte Gwen in die Augen. Wollte ihr mit Blicken bedeuten, was sie von deren Einmischung hielt. Das hier war schon beinahe peinlich. In Minnesota waren höchstwahrscheinlich Menschen ums Leben gekommen, während Gwen sich Sorgen um die Personalpolitik der Abteilung machte.
    Tully war schließlich derjenige, der auf Racines Frage antwortete. „Assistant Director Ray Kunze hat Maggie und mir zu verstehen gegeben, dass wir in dem Fall George Sloane fahrlässig gehandelt haben.“
    „Fahrlässig?“
    „Er behauptet, sie hätten den Fall vermasselt“, platzte Gwen heraus.
    „Das hat er nicht gesagt“, widersprach Maggie energisch, obwohl seine Worte sehr wohl unterschwellige Anschuldigungen enthalten hatten.
    „Also schön, er hat es angedeutet“, korrigierte Gwen sich. „Wie hat er das noch mal so schön ausgedrückt: Agent O’Dell und Agent Tully waren an dem Verlauf der Ereignisse, die zu Cunninghams Tod führten, nicht ganz unschuldig.“
    „Er meint, wir müssten uns für einiges rechtfertigen“, fügte Tully hinzu.
    Maggie konnte es nicht fassen, wie ruhig er das sagte. So ganz nebenbei, den Blick gespannt auf den Fernseher gerichtet, als würde er einfach nur die neuesten Nachrichten durchgeben. Maggie fühlte in dieser Angelegenheit ganz anders, wie Gwen sehr gut wusste.
    Wahrscheinlich hatte sich Maggies Wut irgendwann einfach auf Gwen übertragen, und die schleppte den Ärger nun für sie weiter, nachdem Maggie die ganze Sache schon fast begraben hatte. Sowieso wäre all das gar nicht so schlimm gewesen, wenn Kunze nicht tief liegende Schuldgefühle bei ihr angesprochen hätte. Manchmal machte sie sich immer noch Vorwürfe wegen Cunninghams Tod. Auch ohne Kunzes Anschuldigungen fragte sie sich, ob sie sich fahrlässig verhalten hatte.
    Natürlich wusste sie aufgrund ihrer psychologischen Ausbildung, dass Schuldgefühle bei Überlebenden völlig normal waren. Aber manchmal, wenn sie nachts wach lag und an die Schlafzimmerdecke starrte, musste sie daran denken, wie sie und Cunningham sich beide mit dem Virus infiziert hatten. Allein die Erinnerung an seinen Verfall verursachte bei ihr ein hohles, schmerzendes Gefühl im Magen, bei dem ihr jedes Mal übel wurde. Es war immer noch so präsent, so körperlich spürbar. Cunningham war tot. Sie lebte. Wie war das möglich?
    „Also schickt er dich nach Minnesota, um seinen Freund, den Gouverneur, zu beschwichtigen“, sagte Gwen. „Erst macht er dich fertig. Und dann schickt er dich da hin. Obwohl es wahrscheinlich in Minnesota auch jemand anders dafür gegeben

Weitere Kostenlose Bücher