Blutiger Freitag
Scherze“ verkniff sich Nick. Warum sollte ihn das überraschen? Ceimo wunderte sich wahrscheinlich genauso über ihn. Ein ehemaliger Quarterback, der nach einem Semester schlappgemacht hatte, repräsentierte hier die größte Sicherheitsfirma des Landes? „Kennst du Jerry Yarden?“
„Nein, ich glaube nicht, dass wir uns schon mal begegnet sind.“ Ceimo streckte Yarden die Hand hin.
„David und ich sind beim Football gegeneinander angetreten.“
„Tatsächlich?“ Yarden stand zwischen den beiden Männern, reckte den Hals und blickte von einem zum anderen. „Scheinbar kennen Sie hier eine Menge Leute.“
Nick ignorierte diese Bemerkung. „Jerry ist der Leiter der Wachmannschaft hier“, erklärte er Ceimo.
„Eigentlich der stellvertretende Leiter.“
Nick und Ceimo neigten den Kopf in fast demselben Winkel, um Yarden anzusehen.
„Der Chef ist immer noch in New Jersey. Wegen Thanksgiving“, fügte Yarden wie zur Verteidigung schnell hinzu.
„Der Brandschutzinspektor steckt auch fest. In Chicago“, erwiderte Ceimo. Inzwischen hatte er die Arme vor der Brust verschränkt. Ganz offensichtlich war die Zeit für freundlichen Small Talk vorbei. „Diese verdammten Feiertage. Die Flughäfen sind völlig überfüllt. Und der ganze Schnee macht alles noch schlimmer.“
„Steckt der Gouverneur auch irgendwo fest?“, fragte Nick. Es war eine arglose Frage, aber Ceimo sah ihn an, als wäre es eine Provokation.
„Wir haben ein Problem“, bemerkte er statt einer Erklärung zur Abwesenheit seines Chefs. „Der Gouverneur wollte, dass ich euch auf dem Laufenden halte. Sozusagen ein Gefallen für euren Boss. Er will, dass ihr über alles informiert werdet und sofort erfahrt, wenn es zu einer überraschenden Wendung kommen sollte.“
Yarden nickte wieder wie ein Wackeldackel.
„Es sieht so aus, als hätten diese Typen das nicht allein getan.“
Nick wollte Ceimo schon erzählen, dass sie bereits von dem Verdächtigen auf dem Parkplatz wussten, der eventuell zu den Bombenattentätern gehörte.
„Es ist gut möglich, dass sie nicht einmal von ihrer Funktion als Kanonenfutter gewusst haben.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte Yarden.
„Ihr habt die Sprengkörper gefunden“, vermutete Nick.
„Wir müssen es noch vom Brandschutzinspektor bestätigen lassen, aber meine Bombenexpertin ist sich sehr sicher.“
Nick fiel unwillkürlich auf, dass Ceimo von „seiner“ Bombenexpertin gesprochen hatte, und fragte sich, warum, zum Teufel, er ihnen das alles erzählte. Sie waren einfach die Wachschutzmannschaft und standen in der Hierarchie ganz weit unten.
„Wovon genau ist deine Bombenexpertin überzeugt?“, erkundigte sich Nick, weil er das Gefühl hatte, dass Ceimo auf diese Frage wartete. Es schien ihm einen gewissen Spaß zu bereiten, die Information nur stückweise von sich zu geben.
„Euch ist klar, dass nur ein kleiner Kreis von uns davon weiß, ja?“
„Das haben wir jetzt verstanden.“ Nick war müde. Das waren sie alle. Die Geduld ging ihm langsam aus.
„Die Bomben wurden von außerhalb gezündet.“
„Von außerhalb?“ Yarden verstand nicht.
Nick glaubte, sich verhört zu haben.
„Die Bombenattentäter haben ihre eigenen Bomben nicht gezündet?“
Ceimo nickte. „Jemand hat es von draußen getan. In unmittelbarer Nähe.“
„Jemand anders? Wieso das denn?“ Yarden schien immer noch nicht zu begreifen.
Aber Nick. Er wusste genau, was Ceimos Information bedeutete. Sie hatten stundenlang die Videoaufnahmen durchgesehen, und die ganze Zeit waren sie – Maggie, Nick und Yarden – immer wieder zum selben Schluss gekommen: „Diese Jungen sehen nicht aus wie Selbstmordattentäter.“
Es gab einen guten Grund, warum sie nicht in dieses Profil passten. Sie waren keine Selbstmordattentäter.
Die armen Mistkerle hatten keine Ahnung gehabt, was mit ihnen geschehen würde.
33. KAPITEL
Der Wind schleuderte Maggie winzige Eissplitter ins Gesicht. Es war bitterkalt, trotzdem fühlte sie schon, wie ihr der Schweiß den Rücken hinunterrann. Wurth und einer der Männer aus dem Sondereinsatzkommando führten sie an einer Mauer entlang, die den Parkplatz von der Bundesstraße davor trennte.
Wurth lief mit schnellem Schritt und eingezogenen Schultern vor ihr, angeblich wegen der Kälte. Kurz zuvor hatte er noch darüber gescherzt, dass man sich in New Orleans zumindest nicht den Arsch abgefrohren hatte. Aber Maggie ahnte beim Anblick seines vornübergebeugten Ganges sofort, dass das
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