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Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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der obersten Stufe der Rolltreppe ankam, hielt Nick den Atem an. Sein Herz hämmerte gegen die Rippen. Hier roch die Luft nur noch nach Verbranntem. Irgendjemand hatte endlich die Weihnachtsmusik ausgeschaltet. Diese unheimliche Stille, die nun herrschte, war fast noch gruseliger.
    Die Szene, die sich vor Nick ausbreitete, kam ihm fast surreal vor. Ein schwarzer Krater war durch Absperrungen gesichert. Ein halbes Dutzend Spurensicherungsleute in weißen Schutzanzügen arbeitete sich schweigend in einem Raster vorwärts: abmessen, einteilen, abtragen, durchsieben und alles fotografieren, Quadrat für Quadrat. Nick wusste, dass sie so bei jedem betroffenen Areal vorgehen würden.
    „Den Krater ausgraben“, so nannten sie es. Alle Trümmerteile, die innerhalb eines Radius lagen, der um die Hälfte größer war als der Krater selbst, mussten untersucht werden. Die Techniker benutzten dazu sterilisierte Werkzeuge. Nick war es zuerst merkwürdig erschienen, dass etwas, das verbrannt war, nur mit sterilisierter Ausrüstung behandelt werden durfte. Doch die mitgebrachten Gegenstände konnten am Tatort ebenso Spuren hinterlassen wie die dort vorgefundenen. Und das führte schnell zu fatalen Fehlern bei der Ermittlung.
    Anschließend würden die Techniker auf allen vieren das gesamte Gebiet noch einmal Zentimeter für Zentimeter absuchen. Sie mussten sichergehen, dass auch mikroskopisch kleine Spuren nicht übersehen worden waren. Es ging nicht nur darum, einzelne Beweismittel einzusammeln. Die Spurensicherung untersuchte und maß Einkerbungen und Verformungen in Metallen, suchte nach versteckten Schrottstücken, tupfte nicht zerstörte Sprengstoffreste auf und überprüfte alles auf identifizierbare Rückstände. Diese Arbeit schien kaum zu bewältigen zu sein. Und sie würden dasselbe noch zweimal an zwei verschiedenen Explosionsorten durchführen müssen.
    „Mr. Morrelli?“
    Nick hätte fast vergessen, warum er hier war. Für einen Moment hatte er sich wie ein unbeteiligter Beobachter gefühlt, der die Szene lediglich von außen betrachtete. Oder wie jemand, der sich in den Albtraum einer anderen Person geschlichen hatte. Er drehte sich so ruckartig um, dass er Yarden dabei fast umgestoßen hätte.
    „Tut mir leid.“
    „Schon gut.“ Jerry Yarden machte den Eindruck, als würde ihm jeden Moment schlecht werden, sein Gesicht war aschfahl, und die Augen waren unnatürlich groß.
    „Nick Morrelli!“
    Der Mann kam näher, den Blick immer vor sich auf den Boden gerichtet, um über nichts zu stolpern. Er gehörte nicht zur Spurensicherung und trug statt des weißen Overalls einen marineblauen Anzug. Trotzdem trug er Schutzüberzüge an den Schuhen – mindestens Größe sechsundvierzig. Neben einer Gesichtsschutzmaske baumelte eine Schutzbrille um seinen Hals. Aus der Jackentasche schauten ein Paar lila Latexhandschuhe hervor.
    „Du erinnerst dich nicht an mich“, sagte der Mann enttäuscht.
    Nick musterte ihn etwas genauer. Er war nicht davon ausgegangen, dass er hier auf einen Bekannten treffen würde.
    „David. David Ceimo. Was, zum Teufel, machst du hier?“
    „Schön, dich wiederzusehen, Nick.“ Er streckte ihm freundlich die Hand entgegen.
    „Ich hätte dich fast nicht erkannt – ohne deinen Helm in meinem Magen.“
    Ein breites Grinsen war die Antwort. Dieses Grinsen hätte Nick immer und überall erkannt. Auch ohne das dazugehörige Football-Outfit. Obwohl die Bekanntschaft mit Ceimos Helm ziemlich einprägsam gewesen war, wie er zugeben musste. Nicht zuletzt, weil dieses Spiel zu einer der schmachvollsten Niederlagen in der Geschichte der Huskers geführt hatte.
    Keine ganz angenehme Erinnerung, auch wenn Ceimo jetzt herzlich Nicks Hand schüttelte.
    Die beiden Männer hatten etwa gleichzeitig ihre Footballkarriere an der Uni begonnen. Doch wenn Nick sich richtig erinnerte, hatte Ceimo es bis zur Nationalliga geschafft. Minnesota Vikings, First Round Draft. Allerdings erinnerte er sich auch daran, dass der große, schlanke Ceimo bei einem Ligaspiel im zweiten Jahr einen solchen Schlag abbekommen hatte, dass er auf dem Rasen liegen geblieben war. Wenn er ihn jetzt ansah, konnte er kein Anzeichen dafür erkennen, dass es irgendwelche Folgen gehabt hatte. Obwohl Ceimo etwas ruhiger wirkte, sah er noch immer so aus, als könnte er jeden umrennen, der ihm in die Quere kam.
    „Ich bin hier im Auftrag von Gouverneur Williams“, sagte Ceimo. „Stabschef.“
    „Gratuliere.“ Die Bemerkung „Du machst wohl

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