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Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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eher eine Vorsichtsmaßnahme war, um keine Kugel in den Hintern zu bekommen. Vielleicht hatte sie sich geirrt, als sie annahm, er sei das Tragen von kugelsicheren Westen nicht gewohnt.
    In der hinteren Ecke des Parkplatzes befand sich eine Absperrung. Trotz allem, was passiert war, musste man die Leute immer noch zurückdrängen. Es sah aus, als würde es sich hauptsächlich um Journalisten handeln – Kameras, Mikrofone, darüber Atemwolken von Reportern, die inmitten der Eiseskälte Liveberichte übertrugen.
    Maggie konnte über die Kühlerhauben und Dächer der Übertragungswagen nur Bruchstücke der Szene überblicken. Der Verdächtige war zwischen zwei Reihen von Fahrzeugen eingekesselt worden, aber von hier aus war er nicht zu erblicken. Momentan war die einzige Lichtquelle ein Scheinwerfer, dessen gelber Strahl von Hunderten von Schneeflocken durchbrochen wurde, die in der Dunkelheit glitzerten.
    Offensichtlich waren zwei verschiedene Polizeieinheiten beteiligt, wie Maggie aus den unterschiedlichen Farben ihrer Jacken schloss. Die Ortspolizei zusammen mit den Bundeseinheiten. Gewehrläufe waren auf der Höhe von Stoßstangen und Motorhauben positioniert. Alle Beamten würden jetzt die Dienstwaffen gezogen haben. Sie war sich nicht sicher, auf wessen Kommando die Männer hier hörten. Aber das war auch nicht wichtig, solange sie sich an Maggies Bedingung hielten.
    Sie blickte sich zu Wurth um. Er trug noch nicht einmal eine Pistole. Wie sollte sie sich darauf verlassen, dass er die Typen davon abhalten konnte loszuballern? Sie kannten ihn ja nicht einmal. Die meisten waren jung und gehörten zur lokalen Polizeieinheit. Es war keineswegs ausgeschlossen, dass sich irgendeiner von seinen Gefühlen mitreißen ließ. Garantiert kannte jeder der Männer mindestens eine Person, die sich an diesem Tag im Einkaufszentrum aufgehalten hatte: Mutter oder Frau, Schwester, Bruder, Freunde, Nachbarn. Die Beamten ging davon aus, dass sie einen der Attentäter vor sich hatten. Sie waren vollgepumpt mit Adrenalin. Die Eiseskälte würde noch ihr Übriges dazutun.
    „Wir sind bereit, wenn Sie bereit sind“, tönte plötzlich eine Stimme dicht an ihrem Ohr. Maggie hatte das Funkgerät, das sie an ihrem Oberarm befestigt hatten, für einen Augenblick vollkommen vergessen. Zuerst hatte sie das Gefühl gehabt, als würde ihr der Gurt das Blut abdrücken, jetzt spürte sie ihn gar nicht mehr.
    „Niemand schießt, bevor ich das rote Band hebe“, rief sie in das Gerät, und eine Atemwolke schwebte über dem Mikro wie eine sichtbare Tonspur.
    „Verstanden!“
    „Irgendwelche Waffen?“, fragte sie jetzt etwas leiser.
    „Keine sichtbaren. Nur der Rucksack.“
    „Ich werde mich ihm zeigen, die Arme zur Seite gestreckt.“
    „Verstanden.“
    Maggie richtete sich gerade auf, nachdem sie gebückt an einer Gruppe von Polizisten vorbeigegangen war, die hinter einem Geländewagen kauerten. Die Männer nickten ihr nur stumm zu. Einer von ihnen wies ihr mit einer fast unmerklichen Bewegung des Kopfes die Richtung.
    Maggie bemerkte eine Bewegung und entdeckte den Verdächtigen hinter einem Wagen. Nicht einmal zwei Meter von ihr entfernt. Er sah zu ihr herüber, stutzte und wich zurück, war aber zwischen zwei Fahrzeugen eingeklemmt. Den Rucksack hatte er fest an die Brust gepresst, als wüsste er, dass nur dieser ihn davor bewahrte, angeschossen zu werden.
    „Keine Angst!“, rief sie ihm zu und spreizte beide Arme zur Seite, um ihm zu zeigen, dass sie unbewaffnet war.
    Hektisch blickte er sich um. Er war groß und spindeldürr. Maggie konnte sehen, dass er zitterte. Mein Gott, er war so jung. Und vollkommen verängstigt.
    „Ich will nur mit Ihnen reden“, sagte sie. Es war gar nicht so leicht, einen beruhigenden, tröstlichen Tonfall beizubehalten, wenn die Eiseskälte einem den Atem raubte. Ihre Blicke trafen sich, und sofort wurde ihr einiges klar.
    „Nicht schießen! Er ist keiner von ihnen!“, rief sie den Polizisten zu, im gleichen Augenblick stürzte sich der Junge plötzlich auf sie.
    Er stieß sie beiseite und sprang an ihr vorbei. Maggie wurde hart gegen die Kühlerhaube geworfen. „Nicht schießen!“, schrie sie erneut, während sie sich schnell wieder aufrappelte.
    Einen Augenblick später rannte sie los und nahm die Verfolgung auf. Ihr blieben nur wenige Sekunden. Dann würden garantiert die ersten Schüsse fallen.

34. KAPITEL
    Patrick war sich sicher, dass der Uniformierte nicht zur Polizei gehörte. Im

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