Blutiger Freitag
und kränklich gefühlt. Fieberanfälle und Nasenbluten hatten sie in Panik versetzt, da sie ständig befürchtete, das Ebola-Virus würde sich nun in ihrem Körper ausbreiten. Manchmal hatte sie sich sogar eingebildet, förmlich zu spüren, wie ihre Blutkörperchen platzten. Aber sie hatte Glück gehabt. Auch nach der Inkubationszeit waren keine Krankheitssymptome bei ihr aufgetaucht. Ja, sie hatte einen weiteren Schlag überstanden – im Gegensatz zu Cunningham.
Maggie setzte sich auf das Bett und betrachtete eingehend ihre schmerzenden Stellen. Inzwischen schillerten die Blutergüsse schon im schönsten Blau und Lila. Verglichen mit den Narben auf ihrem Oberkörper, sahen diese blauen Flecken allerdings harmlos aus. Keine große Sache. Sie hatte sich bereits damit abgefunden, dass ihr Körper langsam zur Landkarte ihrer vergangenen Fälle wurde. Immer wieder sagte sie sich, dass das einfach zu diesem Job gehörte. Wenn man mit der Jagd auf Mörder sein Geld verdiente, konnte es eben manchmal ziemlich ungemütlich werden. Die meisten ihrer Erinnerungen daran hatte sie tief im Unterbewusstsein begraben. Irgendwann würde auch die Angst vor dem Virus dort verschwinden.
Wenn das doch nur mal mit ihrem Privatleben auch so gut klappen würde.
Ihre Freundin Gwen Patterson, die Psychologin, auf deren Patientenliste sich sowohl Killer als auch hochrangige Militärmitglieder befanden, hielt nichts von dieser Methode. Sie warnte Maggie des Öfteren, dass das ständige Verdrängen von Erinnerungen irgendwann einmal unübersehbare Folgen haben würde.
„Eines Tages wird diese Schutzmauer einbrechen. Und was dann?“
Gwen riet Maggie, stattdessen einen anderen Weg zu beschreiten. Statt zu verdrängen, sollte sie lieber genau hinsehen und dann das Positive vom Negativen trennen. Doch was war, wenn dieses Positive – frühere Erlebnisse mit ihrem Vater – sie nur daran erinnerte, was sie in ihrem Leben vermisste? Vielleicht war es das, woran Nick Morrelli sie wieder erinnerte. Es fehlte zu viel.
Maggie sah auf die Uhr. Eine kurze Dusche könnte zweifellos Wunder wirken. Und dann würde sie selbst noch ein paar Recherchen anstellen. Sie packte ihren Laptop aus und schloss ihn auf dem Weg ins Bad an eine Steckdose an.
41. KAPITEL
Henry Lee saß am Bett seiner Frau und starrte auf die Schläuche, durch die sie an ein halbes Dutzend Maschinen angeschlossen war. Der dickste Schlauch, der am Fußende des Bettes unter der Decke hervorkam, war besonders furchteinflößend. Gelbliche und rote Flüssigkeit wurde durch diese Kanüle gepumpt und vermischte sich zu einem Rosa. Ihm wurde schwindlig, wenn er nur daran dachte, welche Mengen von Körperflüssigkeit aus Hannah herausgesaugt wurden.
Er konzentrierte sich auf die Apparaturen, weil er ihr nicht ins Gesicht sehen konnte. Hannah befand sich noch in einem Dämmerzustand, schmale Kanülen führten zwischen ihren dünnen Lippen hindurch zur Luftröhre. Ihre Augenlider flatterten, und manchmal hatte er das Gefühl, als würde sie nach ihm suchen. Wusste sie, dass er hier saß? Er griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht.
„Das ist gut“, bemerkte die Krankenschwester, die gerade das Zimmer betrat. „Sie fühlt sich etwas unwohl, weil sie langsam die Schläuche in ihrem Hals spürt. Wir setzen die Morphiumdosis herunter, damit sie aufwacht.“
„Unwohl?“ Das hörte sich für ihn äußerst merkwürdig an. Es gefiel ihm nicht, dass sie Schmerzen hatte. Henry stand auf, ohne dabei Hannahs Hand loszulassen.
„Keine Sorge“, versuchte die Krankenschwester ihn zu beruhigen. „Es ist wichtig, dass sie zu Bewusstsein kommt und aufwacht. Sie soll aus eigener Kraft atmen, wenn wir den Schlauch aus der Luftröhre entfernen. Sonst neigen Herzpatienten dazu, weiterzuschlafen und die ganze Arbeit der Maschine zu überlassen.“
„Aber sie wird Schmerzen haben?“ Er war immer noch nicht zufrieden.
„Es ist unangenehm“, korrigierte die Krankenschwester ihn. „Sobald wir den Schlauch entfernt haben, können wir die Dosis wieder erhöhen. Es dauert nicht lange.“
Hannah starrte ihn jetzt an. Ihr Blick war verhangen, aber er hatte den Eindruck, als wollte sie ihm etwas sagen. Als wolle sie ihm mitteilen, dass sie Schmerzen hatte. Mühsam hob sie die Hand mitsamt den Nadeln und Schläuchen ein wenig und versuchte, sich an die Kehle zu fassen. Der Ausdruck ihrer glasigen Augen wirkte wie ein Hilferuf. Es brachte Henry fast um, das mit anzusehen.
„Es wird ihr bald
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