Blutiger Freitag
Er wollte bei Rot über die Ampel laufen, aber ein lautes Hupen stoppte ihn. Die eine Spur kam nur langsam vorwärts, aber die Fahrer der anderen Seite hatten keinen Grund, seinetwegen zu warten. Von barmherzigen Samaritern war hier nichts zu spüren.
Patrick trat von einem Fuß auf den anderen, ging nervös hin und her, während er darauf wartete, dass die Ampel auf Grün schaltete. Tatenlos musste er zusehen, wie Rebecca sich langsam entfernte. Sie steuerte auf eine weiße Limousine zu, beugte sich zum heruntergekurbelten Beifahrerfenster hinunter, sagte etwas und stieg ein.
Patrick seufzte erleichtert. Er kannte den Wagen. In diesem Fahrzeug hatte er auf dem Weg nach Minnesota zwei Tage verbracht. Jetzt konnte er auch die Batmanfigur am Rückfenster erkennen. Das Auto gehörte Dixon.
Gott sei Dank.
Patrick stürzte über den Fahrdamm, als der Wagen sich gerade in Bewegung setzte. Er rannte über die vereiste Straße, den schneidend kalten Wind im Gesicht. Zweimal rutschte er aus und wäre fast gefallen. Er winkte hektisch, aber das Auto fuhr weiter zum Ausgang des Parkplatzes.
Patrick joggte um die Zapfsäulen, um den Weg abzukürzen, und lief im Slalom um die parkenden Autos. Dixons Wagen hatte den Highway erreicht, als ein Transporter neben Patrick hupte und ihn fast umgefahren hätte. Er war so nahe, dass er die Hitze des Motors an seiner Hüfte spürte. Patrick sprang schnell zur Seite, bevor die Fahrerin ihn erwischte. Hilflos musste er zusehen, wie Dixons Wagen sich in den Verkehr einfädelte und in Richtung Interstate davonraste. Keiner der Insassen reagierte auf sein Rufen.
Er blieb schnaufend stehen, völlig außer Atem. Seine Turnschuhe waren voller Schnee, die Finger fühlten sich taub an. Seine Haare waren völlig durchnässt und klebten ihm am Kopf. Er stand da und starrte den Rücklichtern hinterher, bis sie kurz darauf aus seinem Blickfeld verschwunden waren.
Es ist schon in Ordnung, sagte er sich. Er sollte sich keine Sorgen machen.
Wenigstens war Rebecca in guten Händen.
43. KAPITEL
Maggie drängelte sich durch die überfüllte Eingangshalle. Die gesamte Etage mit den Konferenzräumen hatte man zu einer Kommandozentrale umfunktioniert. Sie ging an einer Tür vorbei, hinter der sich der Erste-Hilfe-Raum befand. Hinter der nächsten konnten sich die Verletzten mit Familienangehörigen treffen. Raum 119 war am Ende des Ganges.
Sie hatte sich umgezogen und trug Jeans, einen Rollkragenpullover und flache Lederslipper. Ihre Smith & Wesson hatte sie im Safe gelassen, zusammen mit ihrer Polizeimarke. Einzig ihr Smartphone hatte sie mitgenommen. Der Ausweis, eine Kreditkarte und ein Zwanzigdollarschein steckten in ihrer Jeanstasche.
Nick und Jerry Yarden warteten draußen vor der Tür. Beide empfingen sie mit einem breiten Grinsen. Inzwischen hatten sie also die Verfolgungsjagd gesehen. Genauso wie alle anderen. Das wurde Maggie in dem Moment klar, als sie den Raum betrat. Köpfe drehten sich, man nickte ihr zu. Alle Blicke waren auf sie gerichtet.
Die Gruppe war überschaubar, ungefähr ein Dutzend Leute. Das Team von Chief Merrick hatte sich in einem anderen Raum versammelt. Merrick war nun für die Leitung dieses Falls zuständig. Seine Mannschaft hatte alle Hände voll damit zu tun, die Toten zu bergen, Verletzten zu helfen und ein Informationszentrum für Angehörige einzurichten. Und dann mussten auch noch die vielen Journalisten in Schach gehalten werden. Ein echter Albtraum!
Wie auch immer, es war nun Aufgabe des FBI, die Ermittlungen zu führen. Sie sollten die Verantwortlichen finden und hinter Gitter bringen. Diese Gruppe versammelte sich jetzt hier im Raum 119. Die meisten ihrer Kollegen befanden sich noch immer am Tatort und befragten die Augenzeugen. Das Katalogisieren und Auswerten von Beweismaterial würde noch Tage, womöglich sogar Wochen dauern.
Charlie Wurth war inzwischen von der Pressekonferenz zurück. Er stand vorn im Raum und stellte gerade eine riesige Informationstafel auf. Neben ihm schloss ein Techniker der Spurensicherung einen Beamer an. Nick stellte Maggie David Ceimo und die Bombenexpertin Jamie vor. Unterdessen ging Yarden nach vorne, um die Aufnahmen der Verdächtigen vorzuführen. Maggie hörte mit einem Ohr Nick und Ceimo zu, während sie gleichzeitig Yarden und Charlie Wurth beobachtete. Sie schienen über etwas zu debattieren, dann zeigte Wurth auf den Computer. Es sah so aus, als wollte er, dass Yarden dort blieb und ihm bei der Vorführung
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