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Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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sich um und stoppte den Wählvorgang schnell wieder. Wie genau sollte sie denn vorgehen? Sie drehte sich mit dem Gesicht zur Wand, um wenigsten den Anschein von etwas Privatsphäre zu haben.
    Wieder drückte sie die Taste, schloss die Augen und wartete. Es klingelte genau ein Mal.
    „Becca?“, meldete sich Patrick besorgt. Er klang außer Atem.
    Sie wusste nicht, wer Becca war. Natürlich nicht. Sie kannte niemand aus dem Freundeskreis ihres Bruders.
    „Ich bin es, Maggie.“
    Die darauffolgende Stille dauerte so lange an, dass sie schon befürchtete, er hätte aufgelegt.
    „Patrick, hast du mit der Sache hier etwas zu tun?“
    Tief im Innersten hoffte Maggie, dass er erstaunt „Was?“ fragen würde. Oder zumindest so tun, als hätte er keine Ahnung, wovon sie redete. Doch diesen Gefallen tat ihr Patrick nicht.
    „Ich war nicht mit Chad und Tyler zusammen, falls du das meinst.“
    Maggie lehnte sich gegen die Kachelwand. Himmel! Er kannte sie. Wenn er völlig ahnungslos gewesen wäre, hätte er die beiden Verdächtigen nicht beim Namen genannt.
    „Du kennst sie?“
    „Es waren Freunde von den Freunden, mit denen ich zusammen gewesen bin.“ Er seufzte. „Das klingt ziemlich blöd, was?“
    Er hörte sich so jung an. War sie jemals so jung, so naiv gewesen? Es war ihr nicht entgangen, dass er „waren“ gesagt hatte. Wusste Patrick, dass die beiden jungen Männer tot waren?
    „Man will dich befragen.“ Sie ärgerte sich, dass sie sich wie eine FBI-Agentin anhörte, überhaupt nicht wie eine Schwester. Warum schaffte sie das nicht?
    „Ja, habe ich gerade gesehen.“
    „Wo bist du?“
    Schweigen.
    „Patrick, du musst mir vertrauen, sonst kann ich dir nicht helfen.“
    „Lass mich darüber nachdenken.“
    Aufgewühlt lief sie in ihrer Ecke hin und her, zutiefst frustriert von seiner Reaktion. Worüber musste Patrick denn nachdenken? Ob er ihr trauen konnte oder ob er sich von ihr helfen lassen wollte?
    „Ich sage dir Bescheid.“ Das klang, als hätte er es plötzlich eilig. Und dann war die Verbindung auch schon wieder unterbrochen. Stille herrschte am anderen Ende.
    „Verdammt noch mal!“
    Ihr Ausruf provozierte einige neugierige Blicke. Sie selbst war über ihren Wutausbruch überrascht. Einige der Handydamen in den Kabinen verstummten. Maggie tat so, als bemerkte sie die Reaktion der anderen nicht, und stampfte zur Tür. Diesmal teilte sich die Gruppe der Wartenden automatisch. Sie musste nicht erst darum bitten, dass man sie durchließ.

46. KAPITEL
    Asante aß den Rest seines Cheeseburgers mit Pommes und hinterließ ein angemessenes Trinkgeld. Ein normaler Imbiss, so wie ihn viele bestellten. Ein normales Trinkgeld, nicht zu viel und nicht zu wenig. Sich ganz normal verhalten. Das war der Schlüssel dazu, unsichtbar zu bleiben. Die Lektion hatte er schon vor langer Zeit gelernt.
    Auf dem Rückweg zu seinem Gate bemerkte er, dass sich überall Trauben von Leuten vor den Fernsehmonitoren versammelt hatten. Wie alle anderen blieb auch er davor stehen, obwohl er bereits wusste, woher die ganze Aufregung stammte. Der lokale Fernsehsender hatte also endlich beschlossen, die Fotos zu veröffentlichen. Seine Crew hatte sie den Verantwortlichen anonym zur Verfügung gestellt. Und natürlich hatten die Medienleute nicht widerstehen können ...
    Mit gespieltem Interesse sah Asante der Sache eine Weile zu. Dann ging er weiter zu seinem Terminal und warf unterwegs immer wieder einen Blick auf die Monitore. Er musste zumindest so tun, als wäre er auf die Nachrichten neugierig. Als wäre er genauso überrascht wie die anderen und entsprechend empört.
    Bei seiner Rückkehr fand er den Wartebereich seines Flugsteigs voll besetzt vor. Kein einziger Stuhl war frei. Die Reisenden, die als Erste an Bord stürmen wollten, hatten sich bereits neben der Tür versammelt. Die wuchtigen Taschen waren überall auf dem Boden verteilt, sodass niemand an ihnen vorbeikam oder sich womöglich vordrängeln konnte.
    Asante hatte diese Flugreisen schon immer gehasst. In den vergangenen Jahren war es noch schlimmer geworden. Die Leute benahmen sich inzwischen nur noch rücksichtslos. Höflichkeit schien nicht mehr gefragt. Jeder fühlte sich in den Wartebereichen wie zu Hause. Sie warfen ihre Mäntel und Taschen auf die Sitze, statt den Platz für andere Passagiere frei zu machen. Manche hielten hier ihre Picknicks ab. Andere telefonierten mit ihren Handys in einer solchen Lautstärke, dass alle anderen Dinge mithören konnten,

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