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Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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nicht annehmen.“
    „Ich werde nicht zulassen, dass einer von der Einsatzgruppe heute bezahlt“, erwiderte Chris. Er war kleiner als sein Bruder, attraktiv, hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Doch seine dunklen Augen wirkten nachdenklich. „Wir alle profitieren von der Mall und dem Flughafen. Wenn so etwas passiert, muss jeder irgendwie seinen Teil dazu beitragen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.“
    Sie blickten ihm nach, dann sagte David: „Sein Geschäftspartner hat jede Menge Essen zum Tatort gebracht. Ich musste ihn durch die Sicherheitsabsperrungen schleusen. Sie hätten ihn fast nicht durchgelassen, bis Chief Merrick bemerkte, dass es Pastrami-Sandwiches gab.“ Er grinste, offensichtlich stolz auf seinen älteren Bruder. „Danach musste er dann vier oder fünf Dutzend Sandwiches liefern.“
    „Ja, das war wirklich nett“, sagte Jamie. „Die Leute machen sich normalerweise keine Gedanken darüber, dass wir auch was essen müssen. Mein Freund findet es ziemlich krass, dass wir überhaupt an so was denken. Aber nach sechs, sieben Stunden bekommt man eben einfach Hunger.“
    „Wenn ihr wollt, kann ich Chris bitten, den Fernseher auszuschalten.“ David Ceimo zeigte auf einen der vielen Bildschirme, die überall im Lokal verteilt waren. Dieser hing in einer Ecke ihrer Nische, direkt über Nicks rechter Schulter. Der Ton war ausgestellt, aber am unteren Rand liefen Untertitel für Hörgeschädigte über den Bildschirm.
    Nick warf Maggie einen Blick zu. David ebenfalls. Auf dem Bildschirm lief gerade mal wieder die berühmte Verfolgungsjagd ab.
    „Ist schon okay“, sagte Maggie, nachdem ihr klar geworden war, dass die Frage ihr galt. „Wenn der Fall gleich gelöst wird, dann sollten wir als Ermittler das doch besser mitbekommen, oder?“
    Alle lachten. Nick wusste, dass jeder der Anwesenden bereits seine Erfahrung mit den Medien gemacht hatte. Je schlimmer das Verbrechen, desto eher wurden vorschnell Informationen veröffentlicht. Allerdings befand sich Nick in der einmaligen Lage, so einen Presse-Geier auch noch in der eigenen Familie zu haben. Seine Schwester Christine hatte ihm in der Vergangenheit schon zweimal als Journalistin in die Arbeit gepfuscht. Das eine Mal hatte sie damit sogar die Sicherheit ihres eigenen Sohnes Timmy gefährdet. Er hoffte, dass sie ihre Lektion gelernt hatte. Doch er traute ihr trotzdem nicht. Es war fast, als könnte sie nicht anders. Wie eine Drogenabhängige. Auch jetzt dachte er nicht daran, ihre zahlreichen Anrufe in den letzten Stunden zu erwidern. War sie besorgt um ihn oder nur scharf auf eine Sensationsmeldung?
    Trotzdem wurde er den Gedanken nicht los, die Anrufe könnten vielleicht etwas mit seinem Vater zu tun haben. Aber das hätte Christine doch erwähnt, oder? Die Gesundheit des Alten hatte sich in den vergangenen Monaten rapide verschlechtert. Nach seinem Schlaganfall vor vier Jahren war Antonio Morrelli nur noch ein Schatten seiner selbst. Was den alten Mann natürlich nicht hindern würde, allen anderen das Weihnachtsfest zu verderben. Falls er es überhaupt noch erleben sollte. Und irgendwie hoffte Nick das. Trotz allem. Denn ein Leben ohne seinen Vater war im Grunde genommen einfach unvorstellbar.
    Nick strich sich über die Bartstoppeln am Kinn und rieb sich die Augen. Als er aufblickte, sah er, dass Maggie ihn über den Tisch hinweg beobachtete. Die anderen redeten wild durcheinander und diskutierten die Angebote auf der Speisekarte. Nur Maggie nicht. David Ceimo saß ihr direkt gegenüber, Yarden neben ihr, doch Maggie hatte den Kopf in die Hand gestützt und sah Nick an.
    Zuerst blickte er weg. Aber als er wieder aufsah, betrachtete sie ihn immer noch. Diesmal wandte er sich nicht ab, obwohl es ihn nervös machte. Maggie wirkte müde, lächelte aber – wenn auch nur ein bisschen. Ihre Augen waren mit jenem ernsten Ausdruck auf ihn gerichtet, den er bereits kannte. Schon als er Maggie O’Dell zum ersten Mal gesehen hatte, war ihm das aufgefallen. Diese Augen betrachteten andere Menschen sehr aufmerksam, ihnen entging nichts.
    In diesem Moment wurden die Getränke gebracht. Bevor Chris alles abgestellt hatte, wedelte Yarden plötzlich wild mit den Armen. „Heiliger Strohsack“, entfuhr es ihm. Er schoss hoch, um besser sehen zu können. „Sie haben die Bombenattentäter!“
    Nick versuchte, über die Schulter einen Blick auf den Fernseher zu erhaschen. In der Mitte des Bildschirms sah man die Fotos von drei jungen Männern. Die

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