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Blutiger Freitag

Blutiger Freitag

Titel: Blutiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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sie bezahlen wollen. Meinte, er könne das Wochenende bei ihr bleiben, wenn er Lust hätte. Sie wohnte in einem großen Haus mit einem riesigen Garten. Und war ganz scharf drauf, ihm Harvey vorzustellen, ihren weißen Labrador. Patrick konnte an einer Hand abzählen, wie oft sie sich in den zwei Jahren, seit sie voneinander wussten, getroffen oder miteinander telefoniert hatten. Er kannte die Frau nicht, die plötzlich versuchte, seine große Schwester zu spielen.
    Dann kam ihm der Gedanke, dass sie es zumindest versuchte. Was hatte er denn getan? Eigentlich gar nichts.
    Er wusste nur sehr wenig von Maggie. Aber er konnte sich denken, dass sie sich ihre jetzige Position mit harter Arbeit erkämpft hatte. Nach dem College war sie mit einem Stipendium im FBI-Ausbildungslager Quantico gewesen. Offensichtlich hatte sie den Tod ihres Vaters auch ganz gut verkraftet. Über den Alkoholismus ihrer Mutter hatte sie nur Andeutungen gemacht. Doch Patrick hatte lange genug im Champs hinterm Tresen gestanden, um unterscheiden zu können, ob jemand keinen Alkohol trinken wollte oder keinen trinken durfte.
    Er war Maggie das erste Mal im Champs begegnet. Sie hatte gehört, dass er Dienst hatte, wusste aber nicht, wie er aussah. Er erinnerte sich an die Lady, die an der Bar saß und sich ständig umblickte, als suche sie jemanden. Es war ein Studentenlokal. Irgendwie wirkte sie fehl am Platz. Nicht wegen ihres Alters, sondern weil sie für das Champs einfach zu schick angezogen war. Dann hatte sie auch noch zu allem Überfluss eine Diät-Pepsi bestellt, wie um zu beweisen, dass sie da nicht reingehörte.
    Bei der Erinnerung musste er grinsen. Doch im selben Moment kam der Trockner neben ihm zum Stillstand. Keine Vibration. Kein Rumpeln mehr.
    Patrick blieb starr gegen die Metalltrommel gepresst sitzen, wagte sich nicht zu bewegen. Diese Stille war noch schlimmer als das Rattern. Er riskierte einen weiteren Blick. Bewegte dabei nur leicht den Kopf, damit er kein Geräusch verursachte. Der Tisch war leer. Keine Snacktüte, kein Taschenbuch.
    Er reckte den Hals. Kein Frank. War es möglich, dass er schon gegangen war?
    Patrick wagte es, sich auf den Ellbogen aufzustützen. Er drehte die Trommel so, dass er in den Raum blicken konnte. Leer. Endlich konnte er aus der Maschine steigen! Wenn er es nur schaffte, seine Beine so weit zu entknoten, dass er hinausklettern könnte.
    Er drückte gegen die Luke des Trockners. Sie öffnete sich nicht. Dann drehte er sich so, dass er mit der Schulter zustoßen konnte. Mit seinem ganzen Gewicht warf er sich dagegen. Die Luke gab nicht nach.

56. KAPITEL
    Henry war sich sicher, dass die FBI-Agentin ihn nicht mochte. Bei allem Mitgefühl, das sie für Hannah gezeigt hatte – jetzt schien es ihr offensichtlich schwerzufallen, seinem Bericht über die Ziele der Gruppe zuzuhören. Es war ihm egal. Wenn er sich immer nach der Meinung anderer gerichtet hätte, wäre sein Firmenimperium niemals zu dem geworden, was es heute war.
    Diese Agentin, diese junge Frau, sah aus, als wäre sie halb so alt wie er. Was wusste sie schon von schwerwiegenden Entscheidungen, die womöglich die Welt veränderten? Es kümmerte ihn einen Dreck, ob sie ihn mochte oder nicht. Seinetwegen sollte sie doch ruhig von ihm halten, was sie wollte. Es interessierte ihn ja nur, dass sie ihm half, Dixon zu retten. Alles andere war egal.
    „Wo soll der nächste Anschlag stattfinden?“, fragte sie.
    Es war nicht zu übersehen, dass sie langsam ungeduldig wurde. Ohne dass es ihr klar wurde, hatte er dafür bereits jede Menge Anzeichen erkannt. Sie glaubte wohl, er hätte den Widerwillen in ihrem Blick nicht bemerkt, bildete sich ein, ihn kaschieren zu können. Henry hatte mehr Leute angeheuert und entlassen, als diese junge Frau womöglich in ihrem Leben kennenlernen würde. Maggie O’Dell wurde zwar nicht ungeduldig, aber Henry spürte genau ihre Zurückhaltung und Vorsicht ihm gegenüber. Abgesehen davon, ob sie ihn mochte oder nicht, sie traute ihm ganz einfach nicht.
    „Ich weiß nicht genau, wo es sein soll“, entgegnete er. Seine Hände zitterten nicht mehr. Ein gutes Zeichen. Es machte ihn nervös, wenn er nicht alles unter Kontrolle hatte.
    Sie hob die Augenbrauen. Es war die erste sichtbare Gefühlsäußerung, die sie sich erlaubte.
    „Sonntag ist einer der Hauptreisetage des Jahres“, erklärte er. „Es wird auf einem Flughafen passieren. Aber ich weiß wirklich nicht, auf welchem. Wir haben eine Liste angefertigt, die

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